Reden wir draußen weiter: Ein Abgesang auf die Telefonzelle
Telefonzellen in Deutschland stehen leer - dabei sind sie ein Symbol zu Privatheit. Diskretion sucht man bei Handygesprächen schließlich häufig vergebens.
Draußen telefoniert wird ja nach wie vor. Bloß anders. Und vor allem: woanders. Unbehaust. Im Gehen. Seit es Prepaid-Karten gibt, kommen ja nicht einmal mehr Erpresseranrufe aus Telefonzellen. Wo die überhaupt noch stehen, stehen sie leer. Verwaiste Refugien im öffentlichen Raum, Aquarien, gemieden selbst von stummen Fischen.
Manchmal kämpft ein Ort trotzdem um seine letzte Zelle. Es ist ein bisschen wie mit den Tante-Emma-Läden und den Discountern. Irgendwie schön und wichtig, wenn es sie gibt. Aber sein Kleingeld trägt man woanders hin. Telefonhäuschen sind eine nicht mehr angenommene Einladung zur Privatheit, zur Intimität auf einem Quadratmeter. Man könnte sich ja auch mit seinem Handy hineinstellen … Macht kein Mensch. Das entblößte Reden stört niemanden mehr. Diskretion? Diese Leitung ist tot.
Gerade mal 17 000 „Telefonstationen“ gibt es aktuell noch in Deutschland – Zwitter wie Hauben und Stehsäulen mitgezählt. Das sind wieder 6000 weniger als 2017. Das Verschwinden der Telefonzelle ist eine Erzählung, die im vergangenen Jahrhundert begonnen hat. Schwund durch verändertes Nutzungsverhalten – damit ist für die Telekom, heute magenta und nicht mehr gelb wie ihre bekanntesten Häuschen aus der Bundespost-Ära vom Typ FeH 78 (Bild), alles gesagt. „Die Kunden entscheiden“.
Also wird abmontiert. Die ausrangierten Kabinen lagern in Michendorf in Brandenburg. Man kann sie kaufen. FeH 78 aber, die gelbe Zelle, ist als Kultobjekt längst vergriffen – sie steht als Design-Totem im Loft, dient als Schuppen oder Dusche in Kleingärten. Andere Zellen sind umgenutzt als öffentliche Bücherschränke.
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