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Literatur
17.10.2019

Salman Rushdie tanzt mit Don Quichotte

War mit dem Buch auch für den Booker-Prize nominiert: Sir Salman Rushdie
Foto: Foto: Matt Crossick, dpa

Der Weltautor holt den großen spanischen Fantasten in die USA der Gegenwart - eine Zeitreise mit doppeltem Spiegel und doppeltem Boden

Da hat sich ein hinreißendes Paar gefunden. Und ihr gemeinsamer Tanz hätte – nach Nominierung – durchaus verdient gehabt, den Booker Prize vor wenigen Tagen zu gewinnen: Salman Rushdies „Quichotte“ ist nicht nur ein virtuoses Spiel, das den fantastischen, über 400 Jahre alten Weltverklärer zum Aufklärer über unsere Gegenwart macht, er ist inmitten alles Überbordenden zudem eine berührende Geschichte über das Leben, die Liebe und das Scheitern. Rushdie, soeben für sein Schaffen mit dem Welt-Literaturpreis ausgezeichnet, mag darin nicht mehr die existenzielle Dringlichkeit, die unmittelbare Intensität seiner frühen Werke erreichen, aber er erreicht beim lustvollen Komponieren des Fabelhaften mit nun 72 Jahren andere Höhen.

Zunächst entfaltet sich sein neuer Roman in zwei Erzählzweigen. Der eine erweckt in einem gealterten, indischstämmigen Handlungsreisenden Cervantes’ Figur des Don Quichotte zu neuem Leben. Als Vertreter für Schmerzmittel hat dieser unbedarft massenhaft Bedröhnung unters Volk gebracht – und ist damit, wenn auch unbedarft, Teil der Opioid-Krise in den USA. Im Privatleben hat er sich aus allem zurückgezogen, ist nur noch vertraut mit all den Figuren, die er täglich im Reality-Fernsehen verfolgt – und steht damit für die Verschiebungen in der Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Die Opioid-Krise und Rassismus, Cyberkriminalität...

Doch inmitten dieser künstlichen Personen findet er, der sich aus Erinnerung an die einst geliebte Massenet-Oper „Don Quichotte“ nach dem Windmühlen-Ritter nennt, seine Dulcinea: Seine „Quest“ ist die Eroberung der berühmten, reichen, umschwärmten und ebenfalls indischstämmigen Schauspielerin und Talkmasterin Salma R., der er sich über Briefe und durch einen Roadtrip, durch eine klassische Heldenreise über sieben Täler nähern will – was jeden noch verbliebenen Bekannten überzeugt, dass dieser bereits von einem Schlaganfall versehrte Quichotte nun endgültig den Verstand verloren hat.

Der zweite Strang erzählt im Wechsel und in bester postmoderner Manier die Geschichte des Autors dieser neuen Quichotte-Geschichte. Der ist nach Scheidung und Untertauchen des Sohnes selbst eine einsame Figur in den USA und indischstämmig. Er hat sich mit Geheimdienst-Thrillern über Wasser gehalten und steuert mit dem neuen Roman nun auf unerwartete Konfrontationen zu. Plötzlich sitzt ihm ein tatsächlicher Agent gegenüber, der ihn mit vorgehaltener Waffe zur Mitarbeit gegen ein Hacker-Netzwerk zwingt; und endlich, nach Jahrzehnten, steht die Aussprache zwischen ihm, der hier nur „Bruder“ heißt, und seiner Schwester an, die als renommierte Menschenrechtsanwältin in London arbeitet. Schließlich steht damit auch die Konfrontation mit der verdrängten Vergangenheit an – die Verheerungen durch die traditionelle, schweigende Ordnung in Indien treten zu Tage wie auch die gar nicht so unterschwelligen Probleme bei der späteren Integration in die USA. Cyberkriminalität und Überwachungsstaat, Sexismus und neuer Rassismus … – um all das geht es in diesem Buch dann also auch.

Zwischen Dystopie und Utopie

Hört sich hanebüchen an? Wird aber noch viel mehr! Und damit umso besser. Weil diesem Salman Rushdie, der ja selbst auch ein indischstämmiger Autor ist, ein Kunststück gelingt: Gerade weil er dem Fantasten freien Lauf lässt und sogar noch ein Szenario für das Ende der Welt entwirft, kommt er der Wirklichkeit berührend nah. Und sein Trick dabei ist der einer doppelten Spiegelung.

Mag Quichottes Geschichte noch so lustvoll abgedreht sein, mag er sich etwa seinen Begleiter Sancho leibhaftig aus der Fantasie gebären, mag eine italienische Grille sprechen oder Hans Christian Andersen, mögen sich Menschen in Mammuts verwandeln, sodass es sogar als gut möglich erscheint, dass Quichotte seine Salma wirklich erobert: In den zentralen Motiven verschränkt sich all dieses Fantastische immer mehr mit Bruders Geschichte. Und diese zentralen Motive, das ist die amerikanische Lebenswirklichkeit, das sind Menschlichkeit und Scheitern, die Liebe und der Tod. Jede Figur trägt ihre Perspektive dazu bei, auch Sancho, auch Bruders Schwester, und alle in doppelter Spiegelung. Es ist ein Tanz des Lebens, zwischen Fantasie und Wirklichkeit, Utopie und Dystopie, der vom ursprünglichen Duo aus immer weiter ausufert.

Gebrochene Menschen als Spiegel unserer Zeit

Und früh ergreift auch noch in Verdoppelung des Erzähl-Bodens in die Geschichte des beschriebenen Autors noch ein zusätzlicher Autor ein: „Ein Einwurf, lieber Leser, wenn Sie erlauben: Man mag anführen, Geschichten sollten nicht ausufern, sie sollten an dem einen oder anderen Ort angesiedelt sein, Wurzeln schlagen an dem einen oder anderen Ort und in diesem einen Boden erblühen; doch viele der heutigen Geschichten sind und müssen in dieser pluralistischen, ausufernden Art sein, denn im Leben der Menschen und in ihren Beziehungen hat so etwas wie eine nukleare Spaltung stattgefunden, Familien werden getrennt, Millionen und Abermillionen von uns sind in die vier Ecken der (zugegeben kugelförmigen und darum eckenlosen) Erde gereist, entweder aus Notwenigkeit oder aus freien Stücken. Diese zerbrochenen Familien können unsere am besten verfügbaren Linsen sein, durch die man diese zerbrochene Welt betrachtet. – Und in den zerbrochenen Familien sind gebrochene Menschen, gebrochen durch Verlust, Armut, Misshandlung, Scheitern, Alter, Krankheit, Schmerz und Hass, und trotz allem versuchen sie, an der Hoffnung und der Liebe festzuhalten, und diese gebrochenen Menschen – wir, die gebrochenen Menschen! – sind vielleicht der beste Spiegel unserer Zeit, funkelnde Scherben, in denen sich die Wahrheit widerspiegelt, wo immer wir reisen, wo immer wir ankommen, wo immer wir bleiben …“

Keine Frage, hier, dieses eine Mal, spricht Salman Rushdie selbst in diesem Roman. Und das zu beschreiben ist sein Programm, seine Donquichotterie. Im Rest aber, getanzt, tönt sie viel schöner.

Salman Rushdie: Quichotte

Übersetzt von Sabine Herting, Bertelsmann, 464 S., 25 Euro

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