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Ausstellung
22.03.2019

Schlachtfeld der Malerei

Waten durch ein Meer von Rot: Blick in die Ausstellung von Hermann Nitsch in Ingolstadt
Foto: Foto: Michael Schreiner

Im Lechner Museum von Ingolstadt wird das einzige erhaltene Gesamtwerk der Schütt-Aktionen von Hermann Nitsch gezeigt. Der österreichische Künstler ist so berühmt wie berüchtigt

Rot flutet den Raum. Rot rinnt von den Wänden, rote Farbpfützen bedecken den Boden. Es spritzt und tropft und schwimmt blutrot vor den Augen. Ein Schlachtfeld der Malerei, ein rotes Gewitter entlädt sich in der riesigen Industriehalle und überwältigt den Betrachter, dem das Rot aus jedem Winkel entgegenströmt.

Hermann Nitsch hatte 1987 in der Wiener Sezession ein orgiastisches Farbfest mit und für Rot gefeiert, seine 20. Malaktion, während der der Künstler 50 Leinwände in den Formaten zwei mal drei Meter, ein hundert Quadratmeter großes Bodentuch und ein fünf Meter hohes Wandgemälde von 20 Metern Breite schuf. Besser: Nitsch, barfuß im weißen Malerhemd, hat diese Bilder geschüttet, gewischt, gefleckt und gesudelt. Eine Performance in Rot, die einzige seiner Malaktionen, die sich als Gesamtwerk vollständig erhalten hat. Damit das Ensemble zusammenbleibt, hat der Künstler keine der Leinwände eigens signiert.

Rot ist die Farbe vonBlut, Ekstase, Passion

Erstmals ist dieses ungemein sinnliche Hauptwerk des inzwischen 80-jährigen Wiener Aktionskünstlers außerhalb Österreichs zu sehen, im Lechner Museum in Ingolstadt. Das 2000 eröffnete Museum in einer umgestalteten ehemaligen Audi-Fabrikhalle ist eine Kollaboration der Alf Lechner Stiftung und der Stadt Ingolstadt.

Rot ist für Hermann Nitsch, den Universalkünstler und Autodidakten: Existenzsubstanz, Lebens- und Leidenssaft. Rot ist die Farbe von Blut, Fleisch, Eingeweiden. Die Farbe der Ekstase, des Opfers, der Passion … Nitsch malt mit Rot wie mit Blut. Was ihn bewegt, ist „die Sakralisierung aller Kunst“. Im Lechner Museum in Ingolstadt, wo die Ausstellung der 20. Malaktion das ganze Erdgeschoss füllt, stellt sich tatsächlich eine sakrale Stimmung ein. Aus unsichtbaren Lautsprechern sind gregorianische Gesänge der Osterliturgie zu hören – jene Klänge, die auch die Malaktion 1987 begleitet hatten. Faszinierend ist, wie sich auf den Leinwänden und Tüchern die Bewegung, die Malhandlung als Spurenbild erhalten hat. Konservierte Aktion, ein Echo in Rot.

Man sieht immer wieder Fußabdrücke von Nitsch – in Unmittelbarkeit eingefrorene Bewegung. Der Künstler als eine Art Priester – so sieht sich der 1938 geborene Nitsch, der berühmt (und berüchtigt) wurde mit seinem Orgien-Mysterien-Theater. Kunstspektakel, bei denen tote Tiere ausgeweidet, Protagonisten mit Blut überschüttet werden und in Eingeweiden wühlen. Nitsch komponiert zu diesen Performances auch Musik. Er ist Zeremonienmeister und Regisseur. Zum Orgien-Mysterien-Theater und seinen blutigen Opfertier-Inszenierungen erfährt der Ausstellungsbesucher im Obergeschoss des Lechner Museums mehr.

Nitsch: Auch die Orgiastik sollte wachgerufen werden.“

Sein Hauptwerk, das ebenerdige Schlachtfest der Malerei, das Hermann Nitsch vor über 30 Jahren mit seiner 20. Malaktion aufgeführt hat, beschreibt er selbst so: „Das Archetypen und Verdrängtes aus dem Unterbewusstsein herausholende Schütten mit Farbe und Blut sollte das Leiden Christi, den Exzess des Kreuzes veranschaulichen, aber auch die Umkehrung der Passion, die Orgiastik sollte wachgerufen werden.“

Rituale, das Mysterium des Glaubens, das Kreuz, die christliche liturgische Wandlung von vergossenem Blut – all das gehört zur Lava, die Nitsch bei seinen Kunstaktionen entfesselt und in Fluss bringt. Altäre, Priestergewänder, in Kreuzform aufgehängte, blut- und farbverschmierte weiße Malkittel, Kelch und Monstranz gehören zur Installation in der Weite des Museums, das Werke des Stahlbildhauers Alf Lechner (1925 – 2017) im Wechsel mit Sonderausstellungen prägender Gestalten der Gegenwartskunst zeigt. Das Rinnen und Strömen der flüssigen Farbe aus hingeschütteten Wolken und Seen, das Stocken und Gerinnen erzeugt den Eindruck, als bluteten diese Leinwände aus.

Ein Totalerlebnisvon Malerei

Wie durch eine dynamische Farblandschaft bewegt sich der Museumsbesucher, umfasst von einem einzigen roten All over. Ein Sakralraum der Kunst. Was dieses Totalerlebnis von Malerei vermittelt, ist die Erfahrung, den Künstler am Werk zu sehen, sein Wollen und Gestalten – und zugleich auch das Loslassen zu erleben, den freien Fluss des Zufalls. Kreativität und Absichtslosigkeit in Symbiose.

Mit seinen oft Tage dauernden Großaktionen des Orgien-Mysterien-Theaters ist Hermann Nitsch ein weltberühmter und angefeindeter Künstler geworden. Für seine Unbeirrbarkeit und Radikalität, seine tabulosen und exhibitionistischen Aktionen ging er sogar ins Gefängnis. Die verstörenden Aufführungen, die an religiöse Rituale ebenso erinnern wie an rauschhafte, archaische Feste und gruppendynamische Prozesse, sind ein Grenzgang zwischen Theater und Opferkult, Performancekunst und Malerei. Nitsch spricht von „seinstrunkenem Zustand“ und sagt dazu: „Mein Theater ist ein visuelles Theater, gerade das Schauenlernen ist ein wichtiges Anliegen meiner Arbeit.“

Wühlen in den Eingeweiden klaffender Tierkadaver

Fotos und Videos dokumentieren in der Ausstellung das Orgien-Mysterien-Spiel. Wühlen in Eingeweiden, Waten in Blut, Schwelgen in Rot, befleckte und besudelte und begossene Spieler, verschiedene Schauplätze, triefende, klaffende Tierkadaver. Hermann Nitsch: „Blut spritzt auf weiße Kalkwände, Blut spritzt warm, heiß und lau auf weiße Bettwäsche, schmerzliche, wollüstige Beanspruchung unserer fünf Sinne bringt Rausch, das Rasen, die exzessive Wirklichkeit der Schöpfung in unser Bewusstsein.“

Stille, wunderbare Papierarbeiten auch in ganz anderen Farben als blutrot zeigen den Maler Nitsch von einer anderen, zarten Seite. Die einzige Schwäche in dieser opulenten Ausstellung sind die gezeigten „Aktionsrelikte“. Hier hat man den Eindruck, dass Hermann Nitsch unbeseelt Leinwände zusammenbastelte und mit Applikationen collagierte – Verlegenheitssouvenirs im Kunstgewand. „Kunst ist die Seinsfindung schlechthin“, hat der bärtige Nitsch zur Eröffnung in Ingolstadt gesagt. Diese Ausstellung mit dem Titel „Das Gesamtkunstwerk“ zeigt, dass das keine Hochstapelei ist.

Öffnungszeiten Die Ausstellung „Hermann Nitsch – Das Gesamtkunstwerk“ im Lechner Museum von Ingolstadt (Esplanade 9 nördlich des Armee-Museums) dauert bis 23. Juni (Do. bis So. von 10 bis 17 Uhr).

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