Schon wieder Nummer eins: Die Amigos haben doppelt Grund zum Feiern
Sie sind die Spitzen-Brüder: Mit ihrem volkstümlichen Schlager haben Bernd und Karl-Heinz Ulrich im 50. Karrierejahr nun auch die Beatles überflügelt.
Das Jahr 1970 war ein einschneidendes in der Musikgeschichte. Die Beatles trennten sich, mit Kraftwerk und Black Sabbath veröffentlichten Bands ihre ersten Alben, die stilprägend werden sollten, Janis Joplin und Jimi Hendrix verabschiedeten sich aus den irdischen in ewige Klangwelten. Ach ja, und dann war da natürlich noch was ganz Großes in Mittelhessen! Tamtaratam, die Brüder Bern und Karl-Heinz Ulrich gründeten: Die Amigos!
Nun mag sich ja mancher grundlegend fragen, was jene netten Herren, damals ja auch im Rebellenalter um die 20, denn bitteschön in einer Reihe mit jenen Legenden zu suchen haben. Aber einmal die noch viel grundlegender Sphärentrennung als Maßstab genommen: Wir befinden uns hier ja durchgehend nicht im Bereich der E- wie Ernsthaften Musik, wo bekanntlich in Substanz gewogen wird, sondern im Bereich der U- wie Unterhaltungsmusik – und da gilt nun mal auch wesentlich der kommerzielle Erfolg als Richtlinie für Bedeutung, also zum Beispiel so was wie Chart-Platzierungen. Und da haben die Amigos nun wirklich alle Vorgenannten überflügelt, ja, auch die Beatles.
„Das Feuer brennt noch immer“, sagt Bernd von den Amigos, inzwischen 69 Jahre alt
Denn, tamtaram: Zum 50-jährigen Jubiläum feiern Bernd und Karl-Heinz aktuell mit ihrem neuen Album „Tausend Träume“ das zwölfte Nummer-1-Album ihrer Karriere – und rücken damit nun vor die Fab Four. Auf eine Höhe mit BAP und Madonna und Robbie Williams. Nur noch einen Spitzenplatz hinter Grönemeyer und James Last. In weiter Ferne thront dann nur noch Peter Maffay mit 19 mal Gold. Aber wenn die Amigos weitermachen wie nun schon seit 2014, dass sie jedes Jahr eine neue Nummer eins liefern, dann ist das auch nur eine Frage der Zeit: 2027 also, da ist Bernd 77 und Karl-Heinz 79. Aktuell sagen die beiden jedenfalls, Corona hin oder her: „Wäre doch Schwachsinn, jetzt aufzuhören. So lange wir gesund sind, machen wir weiter. Denn das Feuer in uns brennt noch immer.“ Und sowieso: Legenden altern nicht!
Wobei die beiden natürlich dreierlei Gravierendes von den Lennons, Osbournes und Joplins dann doch unterscheidet: In heutigen Zeiten reichen auch 10.000 verkaufte Platten schon für ganz oben. Ihre Wirkkraft ist ausschließlich auf Deutschland, Österreich und Schweiz begrenzt. Und: Das Tamtaratam vor 50 Jahren hat praktisch niemand vernommen.
Die Brüder tingelten halt, zunächst übrigens als Quartett, über die Dörfer, brauchten über 15 Jahre zur ersten Plattenaufnahme – aber waren dann, inzwischen mit Bernds Tochter Daniela ein Trio, eben zur Stelle als der volkstümliche Schlager zum großen Höhenflug ansetzte. 2006 in „Achims Hitparade“ wurden sie in der Jahreswertung „Musikantenkaiser“. Zahllose Auszeichnungen folgten, allein mehr als 100 mal erreichten sie Gold- und Platin-Status mit den bald jährlichen Alben, dazu zahllose Fernsehauftritte. Und freilich immer größere Konzerte. Die fallen wegen Corona und ausgerechnet zum Jubiläum nun aus. „Das ist schmerzhaft“, sagen die Amigos: „Da fühlt man sich wie Rennpferd, das nicht rennen darf“, sagt Bernd. Dafür sei sein Garten jetzt aufgeräumt wie nie. Aber am liebsten sitze er halt am Computer und kümmere sich um die nächsten Titel. Weil, klar: „Wir planen bereits fürs Album im nächsten Jahr.“
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