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Familie
05.11.2020

So hat sich "Familie Mustermann" in 75 Jahren verändert

Der Esstisch ist traditionell Fixpunkt für das Familienleben. Im Laufe von 75 Jahren hat sich das Geschehen dort aber eindeutig verändert.
Foto: Bernd Wüstneck, dpa

In 75 Jahren hat sich Deutschland und damit auch "Familie Mustermann" stark gewandelt. Neue Mitglieder, neue Rollen, neue Probleme. Wie es dazu kam, haben wir uns am Esstisch erklären lassen.

Der beste Ort für Familiengespräche? Der Esstisch! Das Möbel hat alle Zeiten, alle Gesellschaftsumbrüche überstanden und steht noch heute in den allermeisten Wohnungen. An ihm macht sich auch der Wandel in den Familien bemerkbar, an der Frequenz der Nutzung etwa, den Personen, die ihre Beine darunter stellen. Setzen wir uns also, zusammen mit drei Experten, einfach mal zu Familie Mustermann an den Tisch:

Der Esstisch bei Familie Mustermann in den Jahren 1950/60

  • Eheschließungen pro Jahr: über 600.000
  • Scheidungen pro Jahr: zwischen 50.000 und 60.000
  • Fertilitätsrate: 2,1
  • Geburten pro Jahr: 1,1 bis 1,3 Millionen
  • uneheliche Kinder: 10,6 Prozent
  • Frauenerwerbsquote: 26 Prozent

Am Tisch dieser Familie Mustermann sitzen mehr als zwei Kinder, eine Mutter und ein Vater – ab und zu auch die Großeltern. In vielen Familien dieser Zeit aber fehlt der Vater: Der Zweite Weltkrieg hat viele Frauen zu Alleinerziehenden gemacht. Bei unserer Familie Mustermann ist die Rollenverteilung klar: Der Mann verdient als Familienoberhaupt das Geld, die Frau bleibt daheim und kümmert sich um Haushalt und die Kinder. Alleinerziehende müssen beide Rollen erfüllen und sind in dieser Zeit weitestgehend auf sich gestellt, sofern sie keine Unterstützung der eigenen Familie haben. Vom Staat gibt’s nichts, weder finanziell noch strukturell. "Man weiß gar nicht, wie sie das geschafft haben, allein mit sieben oder acht Kindern, arbeiten, stillen, Haushalt", sagt Simon Schnetzer, Jugendforscher aus dem Allgäu.

Für seine Studien hat er mit zahlreichen jungen und auch alten Menschen gesprochen. Aus diesen Gesprächen weiß er, wie entbehrungsreich diese Zeit war. "Die Menschen damals wuschen sich mit kaltem Wasser, der Sonntagsbraten war etwas Besonderes", sagt Schnetzer, der herausgefunden hat: Obwohl sie weniger hatten, waren die Menschen nicht unzufrieden. "Wir hatten nichts, aber der Nachbar hatte auch nichts und die im Nachbardorf auch nichts. Wir waren kreativ und haben uns nicht verglichen mit den Leuten, die mehr hatten", hätten ihm mal ein paar Damen über 80 verraten und dann erstaunt festgestellt, dass ihre Enkel heute alles hätten und dennoch unzufrieden seien. Warum das so ist, dazu hat Schnetzer auch eine These, die aber später.

In den 1950er/60er Jahren werden Kinder autoritär erzogen. Widerworte gegenüber Erwachsenen – nicht erwünscht. Schläge – ein normales Erziehungsmittel. Sogar der Lehrer und der Pfarrer dürfen in der Schule die Hand erheben. Moralische Instanz der Familien ist häufig die Kirche, sodass auch des Pfarrers Worte am Esstisch mitklingen. Eine Scheidung ist so gut wie ausgeschlossen, weil sich viele die Auflösung einer Versorgerehe finanziell nicht leisten können, zum anderen weil Scheidung gesellschaftlich als Stigma gilt.

Der Esstisch bei Familie Mustermann in den Jahren 1970/80

  • Eheschließungen pro Jahr: rund 500.000
  • Scheidungen pro Jahr: 76.520 (in 1970), 126.869 (in 1989)
  • Fertilitätsrate: 1,45 (in 1980)
  • Geburten pro Jahr: zwischen 1 Million und 860.000
  • uneheliche Kinder: 8 bis 15 Prozent
  • Frauenerwerbsquote: 48 Prozent

Diese Familie Mustermann hat zwei Wunschkinder. Durch die Antibabypille ist die Familiengründung nun planbarer. Eltern setzen eher auf die "Qualität" von wenigen Kindern als auf die "Quantität" an Kindern, wie Wirtschaftsnobelpreisträger Gary S. Becker einst feststellte. Der Erziehungsstil hat sich gewandelt: weniger autoritär als einst, in manchen Familien gar antiautoritär. Kinder bekommen nun mehr Aufmerksamkeit von ihren Eltern. Vor der Schule besuchen viele einen Kindergarten. Die Mutter ist nicht nur Hausfrau, sondern geht vor dem Mittagessen auch arbeiten. Immer mehr Frauen haben eine Ausbildung und bestehen auf Gleichberechtigung. Emanzipation! "Sie wollen ihr eigenes Geld verdienen, um finanziell unabhängiger zu sein und sich selbst verwirklichen zu können", sagt Evi Thomma-Schleipfer, Geschäftsführerin des Katholischen Deutschen Frauenbunds in der Diözese Augsburg.

Auf dem Tisch der Mustermanns steht nun auch unter der Woche Fleisch, weil man es sich im Gegensatz zu Oma und Opa einst leisten kann. Der Wohlstand ist gestiegen. "Dadurch hat sich nicht nur das Bildungsniveau verändert, auch die Kirche hat an Einfluss verloren", meint Schnetzer, und ergänzt: "Wenn es den Menschen gut geht, suchen sie weniger Hoffnung im Glauben." Sollten sich die Eltern Mustermann nicht mehr verstehen, können sie getrennte Wege gehen, Scheidung ist kein gesellschaftliches Tabu mehr und per Gesetz nun einfacher möglich. Vielleicht sind Mustermanns auch nicht verheiratet – das gibt’s nun häufiger.

Wie der Esstisch bei Familie Mustermann heute aussieht

  • Eheschließungen pro Jahr: 416.340 (in 2019)
  • Scheidungen pro Jahr: 149 .010 (in 2019) – die höchste Scheidungsrate gab es 2003/4 mit über 213.000 Scheidungen
  • Fertilitätsrate: 1,54
  • Geburten pro Jahr: 780.000
  • uneheliche Kinder: 33,3 Prozent
  • Frauenerwerbsquote: 76,6 Prozent.

Der Tisch von Familie Mustermann ist leer. Unter der Woche mittags zumindest. Die Kinder essen in der Schule oder im Kindergarten, die Eltern bei der Arbeit. Vegetarische Gerichte gibt’s nun häufiger. "Es ist nicht mehr das gemeinsame Essen, das Familie her- und auf Dauer stellt, dafür gibt es nun andere, neue Rituale", sagt Professor Werner Schneider, Familiensoziologe an der Universität Augsburg. Wenn sich dann abends die Familienmitglieder zusammensetzen, vielleicht, um eine Serie zu sehen, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass jemand dauerhaft fehlt oder ein neuer Erwachsener hinzugekommen ist. Durch die gestiegene Zahl der Trennungen gibt es mehr Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Romantische Beziehungen sind nach Ansicht von Soziologen trennungsanfälliger, weil Gefühle und Ansprüche sich verändern können. Ehen, in denen viel gemeinsamer Besitz vorhanden ist, gelten hingegen als weniger scheidungsgefährdet.

Heute sieht der Esstisch oft anders aus. Viele, selbst Kinder, essen mittags gar nicht mehr zuhause.
Foto: Georg Wendt, dpa

Weil die Arbeitsmobilität zugenommen hat, werden mehr Familien auseinandergerissen. Die Großeltern der Kinder Mustermann leben in einem anderen Ort, möglicherweise sogar im Ausland. Die Folge: "Viele familiäre Leistungen wie Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen werden inzwischen an Dienstleister ausgelagert", erklärt Simon Schnetzer. Zahlreiche Familien sind auch auf Unterstützung vom Staat angewiesen. Der Druck ist gewachsen: den Lebensstandard zu halten, die perfekten Eltern zu sein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. "Was Kindern fehlt heutzutage, ist, dass sie ihre Eltern mal entspannt für sich haben", sagt Evi Thomma-Schleipfer. Sie hat auch festgestellt: "Die Gleichberechtigung der Frau ist in den Köpfen angekommen, aber es hapert noch an der Umsetzung. Da muss sich in den Unternehmen und in der Politik noch viel tun", sagt sie.

Seit ein paar Jahren liegt bei Mustermanns etwas auf dem Tisch, das das ganze Familienleben beeinflusst: ein Smartphone. Damit können sich die Familienmitglieder mit Menschen aus aller Welt vernetzen. "Die Jugendlichen von heute vergleichen sich mit dem Besten aus dem Leben der anderen, das erhöht den Druck und macht nicht zufriedener", sagt Simon Schnetzer. Außerdem bindet Social Media die Aufmerksamkeit der Familienmitglieder, sodass es nicht selten vorkommt, dass jemand zwar physisch anwesend ist, in Gedanken aber ganz woanders. Dieser Digitalkonflikt sorge auch in Zukunft für Sprengstoff. Schnetzer: "Dadurch, dass sich das Smartphone eingeschlichen hat, ist die Familie am Esstisch nicht mehr unter sich, plötzlich sind digital ganz viele andere mit dabei."

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