Spanier Nacho Duato leitet Ballett in Petersburg
Moskau (dpa) - Sensation in der russischen Ballettwelt: Als erster Ausländer seit rund 100 Jahren hat der spanische Choreograph und Tänzer Nacho Duato die Leitung eines renommierten russischen Ensembles übernommen.
Der 53-Jährige führe die Balletttruppe des Michailowski-Theaters in St. Petersburg zunächst für fünf Jahre, vom 1. Januar 2011 an. Das teilte das Theater am Mittwoch mit. Duato ist seit dem Abgang des französisch-russischen Tänzers Marius Petipa (1818-1910), Vater des klassischen russischen Balletts, der erste Ausländer in einer solchen Funktion. Petipa hatte bis 1907 das Ballett des noch bekannteren Mariinski-Theaters in St. Petersburg geleitet.
"Vier oder fünf Truppen haben mir leitende Stellen angeboten, nachdem ich meine Trennung vom Tanztheater Spaniens bekanntgab", sagte Duato in der Videokonferenz der Staatsagentur Ria Nowosti. Das Angebot des 1833 eröffneten Michailowski-Theaters, das der russische Unternehmer und Mäzen Wladimir Kechman als Generaldirektor führt, habe ihn aber am meisten interessiert.
Das Engagement von Duato "auf der Höhe seiner Schaffenskraft" sei ein Signal für die gesamte russische Ballettwelt, sagte Kechman. Russlands Ballett gilt trotz seiner weltberühmten klassischen Tradition als extrem konservativ, ohne Chancen für junge Choreographie-Talente. Er hoffe, dass Duato hier eine neue Generation heranziehen könne, sagte Kechman. Es gebe heute nur eine Hand voll Ballettmeister, die "mit ihrer frischen Tanzsprache und ihrem Denken in choreographischen Bildern" die Zukunft dieser Kunst mitbestimmen könnten.
Der Tänzer, der mit bürgerlichem Namen Juan Ignacio Duato Bárcia heißt, hatte seine Karriere 1980 beim Cullberg Ballett in Stockholm angefangen. Ein Jahr später brachte ihn Jirí Kylián zum Nederlands Dans Theater, wo auch seine Laufbahn als Choreograph begann. In Deutschland waren Duatos Arbeiten auch am Stuttgarter Ballett und an der Deutschen Oper zu sehen. Im Frühjahr 2011 plant Duato ein Festival des modernen Tanzes in St. Petersburg.
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