Tiger King und Dexter: Das sind die Streaming-Tipps für November
Sechs Tipps für den November: "Schtonk!" als Serie, ein Wiedersehen mit Joe Exotic, Neues von Ferdinand von Schirach und viel schwarzer Humor. Diese Serien starten bei Netflix und Co.
Ferdinand von Schirach: Glauben
Schuld und Sühne, Terror und Tod: Ferdinand von Schirach beleuchtet regelmäßig die ganz großen ethischen Fragen. Nun hat der Bestsellerautor und Jurist das Drehbuch zu einer fesselnden Serie verfasst, die sich an die skandalösen Wormser Prozesse der 90er Jahre anlehnt. Damals waren 25 Männer und Frauen des schlimmsten Kindesmissbrauchs beschuldigt worden – zu Unrecht. Zwar wurden alle freigesprochen, doch viele Existenzen waren zerstört, und einer der Gründe dafür war die gnadenlose Vorverurteilung in den Medien. Der Siebenteiler verlegt die Handlung in die Gegenwart und macht aus dem Stoff zugleich ein Denkstück über unsere Epoche der Empörung. Fulminant: Peter Kurth als abgewrackter, aber integrer Anwalt (ab 4.11., RTL+).
Der Therapeut von nebenan
New York 1982: Der gutmütige „Marty“ Markowitz (Will Ferrell) hat gerade die Familienfirma geerbt, doch der tapsige Kerl ist vom Unternehmerdasein überfordert und hat Panikattacken. Das führt ihn zum profitgierigen Psychiater Isaac „Ike“ Herschkopf (Paul Rudd), der den unsicheren Marty sofort als hilfloses Opfer erkennt. Der clevere Therapeut schleicht sich in sein Leben, bringt die Firma des reichen Textilhändlers unter seine Kontrolle und gewinnt immer mehr prominente Klienten – bis er den Bogen überspannt. Die Comedyserie aus der jüdischen Community New Yorks adaptiert einen populären US-Podcast, der auf einem wahren Fall basiert (ab 12.11., AppleTV+).
Tiger King: Großkatzen und ihre Raubtiere
Ganz schön schräg: Mitten in der ersten Corona-Welle ging die Dokuserie „Tiger King“ über den exzentrischen Privatzoo-Betreiber Joe Exotic weltweit viral. Jetzt gibt es eine zweite Staffel der True-Crime-Serie, und Fans können sich auf ein Wiedersehen mit Joe Maldonado-Passage alias Joe Exotic freuen, wenngleich dieser im Gefängnis sitzt: Wegen Anstiftung zu Mord und Tierquälerei wurde er zu 22 Jahren Haft verurteilt, vergeblich hatte er den scheidenden Präsidenten Trump um Begnadigung angefleht (ab 17.11., Netflix).
Das Rad der Zeit
Mit dieser neuen Fantasyserie will Amazon am großen Rad drehen. Sie basiert auf der Bestsellerreihe „Das Rad der Zeit“, deren Story in einer mittelalterlich-mythischen Welt spielt. Die Serie stellt die Magierin Moiraine (Rosamund Pike) in den Mittelpunkt, die mit fünf Weggefährten eine gefährliche Reise antritt. Ein Gruppenmitglied soll laut Prophezeiung ein wiedergeborener Drache sein, der die Menschheit retten oder vernichten wird. Drache? Da klingelt es bei Kennern sofort, und schon wird die Serie als neues „Game of Thrones“ gehandelt. Die literarische Vorlage gilt als umfangreichster Romanzyklus der Geschichte, Stoff genug für viele Fortsetzungen wäre im Erfolgsfall also vorhanden (ab 19.11., Amazon Prime Video).
Dexter: New Blood
Es gehört bekanntlich zum Schwierigsten, eine beliebte Serie gekonnt zu beenden. Bei „Dexter“ war das nach Ansicht vieler Fans missglückt, als die US-Thrillerserie um einen sympathischen Killer 2013 endete. Jetzt gibt es eine Fortsetzung, in der wieder Michael C. Hall den mörderischen Forensiker spielt: Dexter lebt unter falschem Namen in einer einsamen Waldhütte, er arbeitet in einem pittoresken Ort im Norden der USA als Waffenverkäufer und ist wegen seiner Hilfsbereitschaft bei jedermann beliebt. Doch dann wird er von den Dämonen der Vergangenheit eingeholt und beginnt wieder mit dem Töten. Melodramatischer als früher, aber unterhaltsam (ab 22.11., Sky).
Faking Hitler
Die Mediensatire „Schtonk!“ über die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher, eine grelle Farce mit Stars wie Uwe Ochsenknecht, Götz George und Christiane Hörbiger, schrieb 1992 Kinogeschichte. Nun gibt es eine Neuadaption als sehenswerte Serie. Moritz Bleibtreu spielt (etwas blass) den dreisten Kunstfälscher, der sich Hitlers Tagebücher aus den Fingern saugt, und Lars Eidinger den Reporter, der den großen Coup wittert. Die vertraute Story wird zeitgeistig gepimpt: In einer Nebenhandlung ist eine junge Journalistin in der Redaktion toxischem Chauvinismus ausgesetzt, rechnet mit ihrem Vater (Ulrich Tukur) ab, der bei der SS war, und darf sich auch verlieben (ab 30.11., RTL+).
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