"Tannhäuser" zieht junges Publikum in seinen Bann
Bayreuth (dpa) - Mit dem Projekt "Wagner für Kinder" will Festspielleiterin Katharina Wagner ein junges Publikum mit den Werken und dem Stoff ihres Urgroßvaters Richard Wagner vertraut zu machen. Und das ist ihr gelungen. Nach der Premiere im vergangenen Jahr mit "Der fliegende Holländer" folgte am Sonntag der "Tannhäuser". Die 200 Jungen und Mädchen feierten das Stück mit minutenlangem Applaus.
Die Bühne ist ebenso schlicht wie die Kostüme. Chor und Orchester reißen die bombastischen Originale nur an. Bei Regisseurin Reyna Bruns gibt es keine langatmigen Arien. Die Lieder des Sängerwettstreits wechseln mit verständlichen Dialogen. Und so dauert dieser "Tannhäuser" nicht dreieinhalb Stunden wie im benachbarten Festspielhaus, sondern nur wenig mehr als 60 Minuten.
Die Kinder sitzen fast mitten im Geschehen. Sie grinsen, als Tannhäuser auf seiner Minigitarre klimpert, einer seiner Zimmergenossen auf der Wartburg Chips aus einer Tüte nascht und die schrille Venus auf einem Skateboard hereinrollt. Eine Kissenschlacht lockert die Stimmung im jungen Publikum nach wenigen Minuten auf.
"Tannhäuser" für Kinder dreht sich nicht um Sex und Erotik. Bruns erzählt eine kurzweilige Geschichte über die Leidenschaft, Musik zu machen, und das große Thema Freundschaft. Schließlich will Katharina Wagner mit dem Projekt "Wagner für Kinder" für einen fairen und gewaltfreien Umgang miteinander werben.
Tannhäuser wird hin und her gerissen zwischen der Venus, einem Zirkuskind mit knallig roten Haaren, und der zurückhaltenden Elisabeth, die gerne malt. Das junge Publikum soll so an die Kunst im Allgemeinen herangeführt werden.
Jeffrey Dowd (Tannhäuser), Alexandra Petersamer (Venus), Sonja Mühleck (Elisabeth) und ihre Mitstreiter im Sängerwettbewerb ziehen die Kinder spielerisch in ihren Bann. Der Gegensatz einer streng geordneten Welt auf der Wartburg und der wilden, fast chaotischen Welt der Venus gestaltet sich für die Jungen und Mädchen kurzweilig und spannend. Am Ende langhaltender Beifall für das Team um Reyna Bruns, die Sänger, Dirigent Hartmut Keil und das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt sowie Gotthard Franke mit "Caruso", dem "Ersten freien deutschen Opernchor".
Bis zum 3. August stehen noch neun Vorstellungen auf dem Programm. Das Interesse der jungen Besucher war riesengroß. Die 2000 kostenlosen Karten waren in nur zehn Minuten vergriffen, berichtet Katharina Wagner. Bei der Siemens Festspielnacht am 21. August wird deshalb vor der Live-Übertragung der Oper "Die Walküre" eine Aufzeichnung des "Tannhäuser" für Kinder auf der 90 Quadratmeter großen Leinwand auf dem Bayreuther Volksfestplatz zu sehen sein.
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