Frankreich weint um Jean-Paul Belmondo - mit höchsten Ehren
Es wird ein staatliches Gedenken geben für den gestorben Schauspielstar Jean-Paul Belmondo. Und es gab schon jetzt sehr große Worte über ihn.
Seine „Boxervisage mit dem Engelslächeln“ hatte man in Frankreich noch nicht vergessen, auch wenn man sie zuletzt nur noch selten zu sehen bekam. Diesen Blick, unschuldig und draufgängerisch zugleich, seine perfekte Verbindung von liebenswerter Jungenhaftigkeit und rauer Männlichkeit. Seit dem Bekanntwerden des Todes von Jean-Paul Belmondo im Alter von 88 Jahren am Montagnachmittag häufen sich in seinem Heimatland die Würdigungen für den Schauspieler.
Mit Belmondo sei ein „nationaler Schatz“ gegangen, hieß es aus dem Élysée-Palast. „Er wirkte unaufhaltbar. Aber seit Achilles wissen wir, dass selbst Helden verletzbar sind.“ Die Worte können, so scheint es, gar nicht groß und schwerwiegend genug sein, um den charismatischen Star der Nouvelle Vague und zugleich Volksschauspieler zu rühmen.
2019 noch überreichte ihm Präsident Emmanuel Macron die höchste Würdigung des Landes und machte ihn zum Ritter der Ehrenlegion. Zwei Jahre zuvor hatte ihm Vorgänger François Hollande bereits als Großoffizier des Nationalen Verdienstordens ausgezeichnet. Am Donnerstag wird für „Bébel“, wie ihn die Franzosen liebevoll nannten, eine nationale Zeremonie im Invalidendom von Paris in Anwesenheit Macrons und seiner Ehefrau Brigitte organisiert. Nur wenigen, wie beispielsweise dem äußerst populären Sänger Johnny Hallyday, wurde bislang eine solche Ehre zuteil.
Alain Delon sagt: "Ich bin komplett vernichtet"
Belmondo zählte zu einer Generation der ganz Großen von Frankreichs Leinwand-Geschichte, auf einer Ebene mit Brigitte Bardot, Catherine Deneuve oder Alain Delon. „Ich bin komplett vernichtet“, so reagierte der 85-jährige Delon auf die Todesnachricht. „Ich werde mich festkrallen, damit ich in fünf Stunden nicht dasselbe mache wie er. Dabei wäre es gar nicht so schlecht, wenn wir beide gemeinsam gehen würden.“ Schließlich, so Delon, sei Belmondo ein Teil seines Lebens gewesen. Frankreich verliere eine vertraute Figur, die Talent, Mut und Sorglosigkeit verkörpere, schrieb die Zeitung Le Monde.
Von fast allen Titelseiten der französischen Presse strahlte Belmondo. „Le Magnifique“, stand schon mal daneben, „Der Wunderbare“, in Anspielung auf den Titel einer seiner rund 80 Filme. „Ein Teufelskerl“ hieß der Streifen auf Deutsch. Wohl kein anderer Schauspieler habe eine solche Nähe zu den Franzosen aufgebaut, sagte die französische Kulturministerin Roselyne Bachelot.
Was die Franzosen so an Belmondo liebten
Vielleicht ist es auch eine ganze Film-Ära, die zum Stolz des Landes gehört, für die „Bébel" stand und die es nun beweint. Über Jahrzehnte hinweg gab er sich vor der Kamera und auf der Bühne so vielfältig wie nur wenige andere in seiner Generation, verkörperte den Gigolo ebenso glaubwürdig wie den Gauner oder den unverbesserlichen Rebell. Er spielte mit den größten Regisseuren von Jean-Luc Godard über Claude Lelouch bis François Truffaut, zog alle Register von den experimentellen Autorenfilmen der Nouvelle Vague über Komödien bis zu Actionfilmen.
Und vielleicht liebten ihn die Franzosen - und nicht nur sie - auch für das Unperfekte an ihm, im Gegensatz zu Alain Delon mit seiner makellosen, aber eiskalten Schönheit. „Il brutto" nannten ihn die Italiener zunächst, wie Belmondo selbst lachend erzählte - „der Hässliche". Dass er es verstanden hatte, ganz spielerisch aus diesem vermeintlichen Makel sein Markenzeichen zu machen, brachte ihm wohl diese Bewunderung ein, die sich in diesen Tagen in all den Hommagen an „Bébel" niederschlägt.
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