Von altem Schlag
Regisseur Zeffirelli starb 96-jährig
Kaum ein anderer Regisseur hat die italienische Oper so opulent in Szene und Plüsch gesetzt wie Franco Zeffirelli. „Zu viel war ihm noch nie genug“, wurde einst über ihn geschrieben. Auch einen einfachen Charakter hatte er nicht: Er war undiplomatisch und eigenwillig, manchmal radikal in seinen Ansichten und zornig auf alles, was ihm nicht ins Konzept passte. Am Samstag nun ist Zeffirelli, der sich zeitlebens als kettenrauchender Dandy gab, nach langer Krankheit 96-jährig in Rom gestorben.
Zeffirelli arbeitete mit den ganz Großen des Opernfachs – von Riccardo Muti über Joan Sutherland bis Luciano Pavarotti. Auch im Kino konnte der gebürtige Florentiner Erfolge feiern und dafür Weltstars wie Liz Taylor und Richard Burton verpflichten („Der Widerspenstigen Zähmung“, 1967). Obwohl Zeffirellis große Würfe schon zurücklagen, gelangen ihm auch im Alter noch überraschende Projekte, wie etwa „Callas Forever“ (2002). Der Film mit Fanny Ardant in der Hauptrolle erregte auch deshalb Aufsehen, weil Zeffirelli darauf beharrte, dass er nicht beim renommierten Festival von Venedig gezeigt werden dürfe.
Den entscheidenden Anstoß für die Laufbahn von Zeffirelli in Theater und Film hatte Luchino Visconti (1906–1976) gegeben, der ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zu seinem Assistenten machte. Zunächst wurde Zeffirelli als Bühnenbildner bekannt: Gemeinsam mit Salvador Dalí schuf er die Kulissen für eine Shakespeare-Inszenierung. 1953 führte er erstmals an der Mailänder Scala Regie. „In Italien funktionieren nur drei Institutionen: der Vatikan, die Mafia und die Scala in Mailand“, sagte er später. 1959 dann arbeitete Zeffirelli bereits in London und 1964 an der Met in New York.
„Ich bin kein Mystiker, ich bin ein Pragmatiker“, sagte Zeffirelli einmal über sich. Religion und Ideologie seien nicht seine Sache. Aber das sollte sich ändern: Nach einem schweren Autounfall 1969, bei dem der italienische Filmstar Gina Lollobrigida am Steuer saß, fand er zu tiefer Frömmigkeit und zog unvermittelt gegen die „Sexwelle“ im italienischen Kino zu Felde. Das dekadent-lebenslustige Rom der Dolce-Vita-Ära nannte er „in Sachen Kultur ein schmutziges, unverschämtes, papistisches Dorf“.
Er selbst war homosexuell, lebte seine Neigungen seit längerem auch offen aus – bekannte sich gleichzeitig aber auch zur Einstellung der katholischen Kirche gegenüber Homosexualität. Enttäuscht über die zunehmend linksorientierte Kulturszene Italiens und deren Unverständnis für sein Schaffen wandte sich Zeffirelli 1994 der von Berlusconi gegründeten rechtskonservativen Forza Italia zu. Von 1994 bis 2001 saß er für die Partei im italienischen Senat. 2002 ernannte ihn Berlusconi außerdem zu seinem kulturpolitischen Berater. Beigesetzt werden soll Zeffirelli im Familiengrab in Florenz. (dpa, AZ)
Die Diskussion ist geschlossen.