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Wandel einer Szene-Stadt
21.06.2020

In Berlin geht die Kunst-Party zu Ende

Berlins Charme als Kunststadt beruht nicht zuletzt darauf, dass sich Hochkarätiges oft in wenig attraktiven Gebäuden findet.
3 Bilder
Berlins Charme als Kunststadt beruht nicht zuletzt darauf, dass sich Hochkarätiges oft in wenig attraktiven Gebäuden findet.
Foto: dpa

Nach dem Mauerfall entwickelte sich die neue Hauptstadt zum Hotspot für die Kunst. Auch hochkarätige private Sammlungen wurden an die Spree gegeben. Nun aber orientieren sich eine ganze Reihe von Mäzenen in andere Richtungen.

Gerhard Richter in einer alten Nähmaschinenfabrik, Marcel Duchamp in ehemaligen Speditionshallen, coole Videokunst im Plattenbau: Zum Ruf Berlins als europäischer Kulturmetropole tragen Privatsammler von Weltrang, die ihre Schätze an ungewöhnlichen Orten zeigen, entscheidend bei. Doch die ziehen sich nun reihenweise aus der Hauptstadt zurück oder denken frustriert und laut über einen solchen Schritt nach.

Eine schwerer Rückschlag für den Kunststandort Berlin ist der Weggang des Sammlers Friedrich Christian („Mick“) Flick. Der Milliardär hat angekündigt, 2021 seine hochkarätige Sammlung aus Berlin abzuziehen. Es geht um 2000 Werke und große Namen der modernen Kunst: von Marcel Duchamp über Jeff Wall bis zu Cindy Sherman. Als Flick seine Kollektion 2004 als Leihgabe nach Berlin brachte, war dies wegen der Verstrickungen der Industriellenfamilie in den Nationalsozialismus nicht unumstritten. Doch die Sammlung, die in den Rieckhallen neben dem Museum für Gegenwartskunst im historischen Hamburger Bahnhof präsentiert wurde, entpuppte sich als Publikumsmagnet. Flick hat acht Millionen Euro investiert, um aus den maroden Lagerhallen im Besitz der Deutschen Bahn und damit des Bundes würdige Museumsräume zu machen. Dort wird als ein Höhepunkt Bruce Naumanns begehbare Skulptur „Room with My Soul Left Out, Room That Does Not Care“ gezeigt. 2007 aber verkaufte die Bahn die Immobilie an einen österreichischen Investor. Die Versuche der Politik, einen alternativen Standort zu finden, sollen allenfalls halbherzig gewesen sein, heißt es.

Zu den Mäzenen, die ihre Sammlungen aus der Stadt abziehen, gehören auch Friedrich Christian Flick.
Foto: dpa

Mit Julia Stoschek denkt einer der Sammler-Stars der Berliner Kunstszene gerade darüber nach, es Flick gleichzutun. Die 44-Jährige verfügt über eine der weltweit hochkarätigsten Sammlungen von Medienkunst. Der so schillernde wie vermögende Sproß der Düsseldorfer Autozulieferer-Dynastie Brose präsentiert sie ausgerechnet in einem schnöden Plattenbau in einer demonstrativ unschicken Gegend. Typisch Berlin eben. Auch Stoschek hat viel Geld in die Hand genommen, um die Räume des früheren tschechischen Kulturzentrums zu sanieren. Entstanden ist ein wahrer Pilgerort, der Scharen junger Kunstliebhaber anzieht.

Niemand, sagt Julia Stoschek, führt sich zuständig

Jetzt aber überlegt Stoschek, der Hauptstadt den Rücken zu kehren. Ihr Mietvertrag läuft Ende 2022 aus, mit dem Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilien, gibt es Streit. Doch offenbar geht es nur vordergründig um geplante Sanierungen und die Höhe der Miete. Mehrfach äußerte sich die Sammlerin genervt, niemand fühle sich zuständig, schon gar nicht verantwortlich. Gegenüber unserer Redaktion bestätigte sie die Berichte über eine mögliche Aufgabe ihres Sammlungsstandorts Berlin: „Es gibt Überlegungen in diese Richtung. Allerdings wollen wir noch einige wenige entscheidende Gespräche dazu führen.“ In den kommenden zwei Jahren werde sie einstweilen weiter „international herausragende Arbeiten der Öffentlichkeit präsentieren“. Was danach passiert, lässt sie offen.

Frustriert ist auch der Sammler Axel Haubrok, der 2013 im Stadtteil Lichtenberg die ehemalige „Fahrbereitschaft“ der DDR-Regierung erwarb und mit viel Aufwand zum neuen Heim für seine Sammlung deutscher und internationaler Gegenwartskunst umbaute. Zudem schuf er in den Hallen günstige Ateliers für Künstler und Handwerker. Fernab von den Szenevierteln der Hauptstadt entstand so ein kreativer Hotspot. Einige Male im Jahr stellte Haubrok seine Sammlung aus, gleichzeitig präsentierten die Kunstschaffenden ihre auf dem Areal entstandenen Werke. Eintritt verlangte Haubrock nicht. Doch vor zwei Jahren verbot das Bauamt die Schauen bei Androhung einer halben Million Euro Strafe. Begründung laut Haubrok: Das produzierende Gewerbe müsse vor der Kultur geschützt werden. Hinter dem Verbot steckt also die Furcht vor Gentrifizierung. In der eher trostlosen Gegend um einen asiatischen Großmarkt deutet bislang allerdings wenig auf die Entstehung eines neuen, teuren Szenekiezes hin.

Haubrok hat zudem Streit mit den Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, weil diese seine Leihgaben nicht wie vereinbart ausstellten. Und eine große Metallskulptur von Tom Burr aus New York soll durch falsche Lagerung in den Staatlichen Museen sogar völlig verrottet sein. An seinem Hauptquartier hält Haubrok fest, seine Kunst zeigt er anderswo, zuletzt in Nürnberg.

Kunst in einer alten Nähmaschinenfabrik

Legendär in der Hauptstadt sind die samstäglichen Privatführungen der leidenschaftlichen Kunstsammlerin Erika Hoffmann. In den 1960er Jahren hat sie zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann begonnen, Gegenwartskunst zusammenzutragen. Werke von Bruce Naumann, Gerhard Richter oder Frank Stella. Rund 1200 Bilder, Skulpturen und Fotografien, deren Wert als kaum schätzbar gilt. Erika Hoffman zeigt sie seit 1997 in einer ehemaligen Nähmaschinenfabrik in den Sophie-Gips-Höfen in Berlin-Mitte, wo sie auch lebt.

Auch Erika Hoffmann verlagert ihre Sammlung - nach Dresden (Bild).
Foto: dpa

Dass die betagte Kunstliebhaberin darüber nachdenkt, was aus ihrer Sammlung einmal werden soll, war in interessierten Kreisen nie ein Geheimnis. Unserer Redaktion sagte Erika Hoffmann: „Da meine Kinder sich nicht vorstellen konnten, die Sammlung öffentlich weiterzuführen, die Werke aber auch nicht verkaufen wollten, entschlossen wir uns als Familie zur Schenkung.“ Doch das wertvolle Geschenk bleibt nicht etwa an der Spree. Nie haben sich der Berliner Kultursenat oder die staatlichen Museen bei ihr gemeldet. Hoffmann sagt: „Mit Vertretern der offiziellen städtischen Kulturpolitik hatten wir nicht zu tun.“ Stattdessen gehen die Werke an die Elbe. Eines Tages stellte sich Marion Ackermann, die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, bei Erika Hoffmann vor und präsentierte ein Konzept. Die moderne Kunst der Sammlung Hoffmann soll in einen Dialog mit den Dresdener Kunstschätzen aus früheren Jahrhunderten treten. Der Umzug der Sammlung ist für Anfang 2023 geplant. Kritik an den Berliner Institutionen ist von Erika Hoffmann nicht zu hören. Sie sagt: „Dass das heutige Berlin als ein Zentrum zeitgenössischer Kunst gilt und Privatsammler und Investoren aus aller Welt anzieht, stellt die Stadt vor ganz andere Aufgaben als die erste Zeit nach dem Mauerfall. Aber auch jetzt kann nur helfen, miteinander zu reden.“

Schätze von der Avantgarde

Schon vor Hoffmann hatte sich Egidio Marzona nach Dresden orientiert, er überführte sein einzigartiges „Archiv der Avantgarden“ ebenfalls in die Staatlichen Kunstsammlungen. Ursprünglich hätte er sie gern der Berliner Nationalgalerie überlassen. Doch dort habe keinerlei Bereitschaft bestanden, Geld, Platz oder Personal zur Verfügung zu stellen. So ging die seit den 1960er Jahren zusammengetragene Kollektion von 1,5 Millionen Dokumenten, Kunstwerken und Objekten der Avantgarde des 20. Jahrhunderts, eine der umfangreichsten der Welt, nach Sachsen.

In seine Heimat Essen kehrt der Sammler Thomas Olbricht zurück, doch er betont, dass er sein beliebtes Museum „me Collectors Room“ aus „komplett privaten Gründen“ aufgibt. Gezeigt wurden dort etwa Teppiche von Gerhard Richter.

Armut spielte keine Rolle - Hauptsache sexy

Es scheint, als gehe in der Kunstszene der Hauptstadt eine lange Party zu Ende, die nach dem Mauerfall begann. Das wiedervereinte Berlin bot der Kunstszene gerade im Ostteil Raum – ehemalige Fabriketagen, abgerockte Altbau-Ateliers in Bestlage, erschwingliche Galerieräume im Zentrum einer aufstrebenden Metropole. Das gab es nicht in London, Paris oder New York. Berlin galt zwar als arm, aber sexy – auch für reiche Kunstmäzene. Dass das chaotische Berlin ihnen, wie in anderen Städten üblich, Museen bauen, den roten Teppich ausrollen oder sie mit Preisen und Ehrungen überhäufen würde, erwarteten die Top-Sammler auch gar nicht. Doch die Zeit der billig und im Überfluss zur Verfügung stehenden Immobilien ist in der Hauptstadt längst vorbei. Streit um Renovierungskosten oder Mietpreise ist für die betuchten Kunstsammler aber oft nur der Tropfen, der das Frust-Fass zum Überlaufen bringt. In Wirklichkeit, das wird in vielen Gesprächen deutlich, geht es fast immer um mangelnde Wertschätzung.

In einem Wirrwarr von Zuständigkeiten zwischen Bund, Land, Bezirken und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, so die Klage in der Szene, finde sich am Ende nie ein Ansprechpartner. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) verweist darauf, dass sie für den Bund zuständig sei und nicht nur Berlin im Blick haben dürfe. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) sagte unserer Redaktion: „Der Eindruck, viele Sammler würden jetzt die Stadt verlassen, löst sich bei genauer Betrachtung in Einzelfälle auf, die alle andere Ursachen und verschiedene Verantwortlichkeiten haben.“ Untätig bleiben werde er nicht: „Wenn es unser Anspruch ist, Sammler in der Stadt zu halten, können wir uns nicht wegducken.“ Er kündigt an, gemeinsam mit Grütters zu überlegen, „wie wir als Stadt die Ansprechbarkeit für Sammler erhöhen können.“

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