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Kulturgeschichte
28.12.2017

Wenn Frankensteins Kreatur erst einmal unter uns ist

Boris Karloff gab 1931 in „Frankenstein“ dem künstlichen Menschen ein Filmgesicht. 
2 Bilder
Boris Karloff gab 1931 in „Frankenstein“ dem künstlichen Menschen ein Filmgesicht. 
Foto: dpa

Vor 200 Jahren erschien der Roman „Frankenstein“ von Mary Shelley. Die Fiktion eines künstlichen Menschen war visionär, wie sich heute zeigt

Es war das „Jahr ohne Sommer“, 1816, das Jahr nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora auf Indonesien. Ein Naturereignis, das selbst in Europa das Klima veränderte und auch am Genfer See für ständige Unwetter sorgte. Durch Kälte und Regen ans Haus gebunden, beschloss die kleine Gesellschaft in der Villa am See, sich die Zeit mit dem Erzählen von Schauerstorys zu verkürzen. Die Szene ist in die Literaturgeschichte eingegangen, nicht nur, weil zu der Runde Lord Byron gehörte, damals ein Star unter Europas Literaten. Vor allem ist jenes Genfer Treffen die Geburtsstunde eines Romans, der das Horror- und Science-Fiction-Genre wie wenige andere beeinflusst hat: „Frankenstein“, verfasst von der Engländerin Mary Shelley, Lebensgefährtin (und spätere Frau) des in der Genfer Villa ebenfalls anwesenden Dichters Percy Bysshe Shelley und zu jener Zeit noch keine 18 Jahre alt. Eineinhalb Jahre später, am 1. Januar 1818, erschien ihr Roman in Buchform.

Es ist die fiktive Lebensgeschichte des Wissenschaftlers Viktor Frankenstein, die hier erzählt wird. Der junge Schweizer lebt ganz für die Wissenschaft und begibt sich deshalb zum Studium nach Ingolstadt, Sitz einer damals renommierten Universität, aus der später die Münchner LMU hervorging. Er beginnt zu experimentieren, will einen alten Menschheitstraum wahr werden lassen – die Erschaffung künstlichen Lebens. Und das gelingt: „Ja, ich war nun sogar selbst in der Lage, lebloser Materie Leben zu schenken“, berichtet Frankenstein im Rückblick.

Das frühe 19. Jahrhundert, in dem Mary Shelley (1797-1851) ihren Roman schreibt, ist fasziniert vom faustischen Wesen, das gerade in den Wissenschaften über alle Grenzen hinaus strebt. Die Schriftstellerin schildert nicht genau, wie Frankenstein seine Schöpfung zuwege bringt, doch spielt die Elektrizität eine Rolle – damals in aller Munde durch die Versuche eines Luigi Galvani und anderer, die an toten Tieren und Menschen durch Stromstöße Muskelkontraktionen auslösen. Im Roman gelingt Frankenstein die Belebung eines aus Leichenteilen zusammengesetzten Körpers. Und doch missrät die Tat: die Kreatur ist hässlich, mehr noch, sie gerät außer Kontrolle.

Platter Schädel, vernarbtes Gesicht - so sah man Boris Karloff im Kino

Eben jene düstere Schöpfungsszene hat rund ein Jahrhundert später die Fantasien einer anderen Kunstform über die Maßen beflügelt: den Film. 1931 entstand in den USA „Frankenstein“ mit Boris Karloff in der Rolle der monsterhaften Kreatur mit vernarbtem Gesicht, abgeflachtem Schädel, kantigen Schultern und klobigen Schuhen – eine maskenbildnerische Großtat, die nicht nur in die Ikonografie des Kinos, sondern der ganzen Popkultur einging. Seither ist der Strom der mehr oder weniger frei sich an Shelley anlehnenden Frankenstein-Verfilmungen (mitsamt Parodien wie den „Munsters“) nicht mehr abgerissen – und hat Blüten getrieben wie diejenige, dass der Name des Wissenschaftlers Frankenstein auf die von ihm erschaffene Kreatur übertragen wurde.

Doch Shelleys Roman wirkt nicht nur im Kino nach. Seine ungebrochene Aktualität – der Manesse-Verlag hat gerade die von späteren Glättungen bereinigte Urfassung von 1818 neu herausgebracht – beruht auf einer besonderen Qualität: seiner visionären Kraft. „Leben und Tod schienen mir nur eingebildete Schranken zu sein, die ich als Erster niederreißen würde, um eine Flut von Licht über unsere dunkle Welt zu ergießen“ – so lässt Shelley ihren Frankenstein frohlocken. In Worten wie diesen erkennen wir Heutigen nur zu gut die Hybris des Wissenschaftlers, der alle Bedenken beiseite wischt, um nur seinem Ziel zu folgen. Und umso mehr beschleicht uns ein Unwohlsein, als die künstliche Erschaffung des Menschen inzwischen greifbar nahe gerückt ist: Liegt doch das menschliche Genom vollständig entschlüsselt vor uns, wird das Kopieren von Lebewesen schon heute vollzogen, wie Klonschaf Dolly gezeigt hat. Wann werden die Schranken fallen wie bei Frankenstein, wann wird der neue künstliche Mensch Realität? Vor allem: Was wird dann passieren?

Es gehört zur bestechenden Originalität der blutjungen Shelley, solche Fragen bereits vor 200 Jahren durchgespielt zu haben. Im Roman flüchtet die zum Leben erweckte Kreatur aus Frankensteins Labor und beginnt, völlig auf sich gestellt, durch heimliche Beobachtung von den Menschen zu lernen. Die Kreatur fängt an zu verstehen, zu sprechen, entwickelt schließlich Gefühl und soziale Bedürftigkeit – auch (denn es ist ein männliches Geschöpf) nach einem weiblichen Gegenpol. Weil die Menschen die Kreatur aufgrund ihrer Missgestalt fliehen, lauert sie Frankenstein auf und fordert von ihm die Erschaffung einer künstlichen Frau. Ein Wunsch, dem Frankenstein nicht nachkommt, diesmal nach reiflicher Überlegung. Denn, so der Wissenschaftler, was bedeutete es für die Zukunft des Menschen, wenn das künstliche Leben sich fortpflanzt?

Wann wird die künstliche Intelligenz zur selbständigen Person?

Mehr denn je steht die Menschheit heute vor Fragen wie diesen. Schreitet im Gefolge der Computer-Algorithmen doch auch die Entwicklung der künstlichen Intelligenz unaufhaltsam voran. Wann wird der Punkt erreicht sein, dass einem Kunstgeschöpf eigenständiges Denken und Fühlen zugestanden werden muss, dass ihm der Status einer „Person“ nicht mehr streitig zu machen ist? Und was, wenn das Wollen der künstlichen Intelligenz dem Menschen zuwiderläuft? Gerade das Kino hat solche Konstellationen immer wieder durchexerziert, man denke nur – ein Beispiel unter vielen – an die Replikanten in „Blade Runner“.

Bei Mary Shelley reagiert die Kreatur auf die Ablehnung durch Menschen auf sehr menschliche Weise: Sie wird böse – und trachtet Frankensteins Familie nach dem Leben. Sodass der Wissenschaftler sich nun selbst gezwungen sieht, auf die Vernichtung des von ihm Geschaffenen zu sinnen. Auch hier hat Mary Shelley das Muster ungezählter Science-Fiction-Plots vorweggenommen.

Und in der Realität? Wird der Geist, einmal aus der Flasche gelassen und eventuell böse geworden, sich wieder einfangen lassen? Wird der Mensch stark genug sein, sich zu behaupten? Was technisch machbar ist, wird gemacht werden, das hat die Geschichte des Fortschritts (und seiner Katastrophen) seit jeher gezeigt. In Mary Shelleys in jenem kalten Sommer vor über 200 Jahre entstandenem Geniestreich zahlt Frankenstein am Ende einen hohen Preis; für die übrige Menschheit bleibt die Erschaffung der künstlichen Kreatur jedoch folgenlos. Möge es auch in der Wirklichkeit so sein.

" Mary Shelley: Frankenstein. Aus dem Englischen von Alexander Pechmann. Manesse, 464 S., 22 €

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