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Porträt
26.02.2018

Wer ist dieser alte, kranke Mann?

Sein letzter öffentlicher Auftritt? Das erklärte Michel Houellebecq jedenfalls am 11. Oktober des vergangenen Jahres anlässlich der Buchmesse in Frankfurt.
Foto: dpa

Michel Houellebecq ist einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit – und ein Mensch, der an seiner tragischen Biografie leidet

Es beginnt schon mit dem Geburtstag. Michel Thomas behauptet, dass seine Mutter ihn als Kind in allen Dokumenten zwei Jahre älter gemacht habe – damit er früher zur Schule gehen musste und sie ihn schneller loswurde. Demnach feierte er also heute offiziell eigentlich seinen 62. Geburtstag – die literarische Welt aber gratuliert ihm zum runden 60. Weil sie ihm diese aberwitzige Geschichte von der manipulierenden Mutter offenbar glaubt! Bloß: Was wäre das für eine Mutter? Und überhaupt: Wer ist dieser Michel Thomas, dass seine Erzählungen eine solche Macht entfalten?

Einer, der, als er berühmt geworden war, in Interviews sagte, seine Mutter sei tot – obwohl sie noch lebte. Einer, der in einem seiner Romane, die ihn berühmt gemacht haben, eine ihre Söhne auf traumatisierende Weise im Stich lassende Frau mit exakt dem Namen seiner Mutter taufte und entsprechend den verkorksten Sohn und Erzähler Michel.

Doch auf dem Buch stand nicht der Name Michel Thomas, sondern Houellebecq: als Lossagung von der Mutter, übernommen von der Großmutter, bei der er aufwuchs. Und als Houellebecq gilt Thomas längst als das, was er immer hatte werden wollen: einer der bedeutendsten Schriftsteller unserer Zeit.

Zuvor mag dieser Franzose auf Landwirtschaftsingenieur studiert und auch als Informatiker gearbeitet haben. Aber gleich mit seinen ersten beiden Romanen – „Ausweitung der Kampfzone“ und „Elementarteilchen“ – katapultierte er sich Mitte der 90er in die Riege der meistdiskutierten Autoren. Diese schnörkellos direkte Sprache, dieser erbarmungslose Blick auf die jämmerlichen Regungen des sein Glück suchenden Menschen, der völlig ungeschminkte Sex als immerhin noch möglicher Lustgewinn – Zeitgeistanalyse oder Provokation? Man taufte es „neuen Realismus“. Und sollte künftig nur immer noch mehr staunen, wie dieser Michel Houellebecq gesellschaftlich virulente Fragen vorwegnahm: Klonen und Digitalisierung, aber auch Terror und Radikalisierung.

Unfassbar (1): In „Plattform“ beschrieb er eine fast schon romantische Liebesgeschichte, die ein islamistischer Terrorangriff zerstört – und wird in einem Interview von der New York Times befragt, ob das nicht übertrieben sei. Erscheinungstag 11. September 2001.

Unfassbar (2): In „Unterwerfung“ beschrieb er die Machtübernahme der Muslimbruderschaft in Frankreich, weil sich die Mitte und die Linke aus Angst vor der Identitären Rechten zu deren Helfern machen – Erscheinungstag 7. Januar 2015. Tag des Attentats auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo, die exakt an diesem Datum mit Houellebecq auf dem Cover erscheint.

Ihm wurde oft Frauenfeindlichkeit und Islam-Hass vorgeworfen. Und die höchste literarische Auszeichnung in Frankreich, den Prix Goncourt, erhielt er erst (2010) für „Karte und Gebiet“, ein vergleichsweise zahmes, keusches Buch, hauptsächlich eine Satire über den Kunstmarkt. Daneben aber beschreibt der Roman, wie sich ein Autor namens Michel Houellebecq komplett aus der Öffentlichkeit zurückzieht und dann Opfer eines abscheulichen Mordes wird. Jenen Rückzug hat er vergangenen November tatsächlich verkündet, er lebt mit seiner zweiten Frau in der irischen Pampa. Und wer Houellebecq heute sieht – praktisch zahnlos, fahl, ausgemergelt, dauerrauchend, nuschelnd, eingesunken – Die Welt beschrieb ihn mal als „Crack rauchende Oma“ –, der könnte meinen, er habe auch seinen Mörder längst gefunden: sich selbst.

Doch was sagt der in unmittelbarer Begegnung so gar nicht laut provozierende, sondern leise, schüchtern, vergrübelt wirkende Autor? In diesem fast schon hässlichen alten Mann habe er erstmals das Gefühl, dass sein Aussehen und sein Selbstgefühl übereinstimmten.

Und eben das führt wohl nicht nur küchenpsychologisch zurück zu all den Fragen: zum Frauen- und Gesellschaftsbild, zum Verhältnis zu seiner Mutter. Dieser Michel Houellebecq, frühes Opfer des Freiheitsdrangs einer 68er-Mutter, ist kein Reaktionär. Er ist persönlich ein zu Depression und Selbsthass neigender Traumatisierter, der in der Liberalisierung vor 50 Jahren den zerstörerischen Keim für alle Werte, für die Identität sieht. Der Individualismus auf dem Markt des Kapitalismus lässt den Menschen als ausgehöhlten, vereinsamten Lustapparat zurück – und die Gesellschaft als aller Fundamente beraubtes trostloses Kasino.

Sein erster Zusammenbruch erfolgte, als er mit seiner ersten Frau ein Kind bekam. Sein letzter Rückzug aus den gesellschaftlichen Debatten begann, als in der Redaktion von Charlie Hebdo auch einer seiner besten Freunde ermordet worden war. Sein Philosophen-Gott ist Schopenhauer: Leben ist Leiden. Aber Bücher wolle er weiter schreiben, hat er bei seinem Abschied verkündet. Vielleicht muss man ihm wirklich einfach alles glauben. Um der Kunst willen. Bonne Anniversaire, Michel Houellebecq.

Buch Eine aktuelle, biografische Untersuchung über den Autor ist bei Rowohlt erschienen Julia Encke: Wer ist Michel Houellebecq? 256 S., 19,95 ¤

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