Wo man unbedingt hinmuss
Die nächste Saison der Landesbühne Schwaben
„Wenn es derzeit in Deutschland eine Bühne gibt, die vor Energie fast zu platzen scheint, weil sie sich mit einem neu durchmischten Ensemble fortwährend verwandelt und ausprobiert und dabei eine ganze Stadt erfasst, dann diese“, schrieb die Wochenzeitung Die Zeit vergangene Woche über das Landestheater Schwaben (LTS) in Memmingen – und empfahl es als einen von neun Kulturorten in Deutschland, „an denen man unbedingt gewesen sein sollte“. Dringliche Worte!
Der Ruf, dass dort mit kleinen Mitteln künstlerisch Großes geleistet wird, ist inzwischen auch in Berlin angekommen und hat dem Landestheater Schwaben soeben einen mit 75000 Euro dotierten „Theaterpreis des Bundes 2019“ eingebracht. Von den elf Preisträgern ist Memmingen das einzige ausgezeichnete Haus in Bayern; die Jury lobte vor allem den „leidenschaftlichen und politischen Spielplan“, die „Inszenierungen mit herausfordernder Ästhetik“ und die vielen Ur- und Erstaufführungen, die Intendantin Kathrin Mädler mit ihrem Team auf das Theater bringt, das sie seit 2016 leitet. „Mädler und ihr Team katapultierten das Landestheater Schwaben wieder auf die Theater-landkarte und zeigen, wie man auch in der sogenannten Provinz überregional Aufmerksamkeit generieren und gleichzeitig vor Ort die Zuschauer in verschiedensten Formaten an das Haus binden kann.“
Und es soll so weitergehen: Gestern hat Kathrin Mädler den neuen Spielplan für die Saison 2019/2020 vorgestellt und dabei betont, dass es wieder eine „politische und kämpferische Spielzeit“ geben soll. „Es kommt darauf an“ steht als Motto darüber – gedacht als Appell an jeden einzelnen, sich gegen die Aushöhlung unserer Demokratie zu stellen, politisch Haltung zu zeigen, sich damit zu beschäftigen, wie es mit Europa und der Zukunft unseres Planeten weitergehen soll.
Klassiker wie Schillers „Räuber“ (Premiere: 20. September) und Brechts „Mutter Courage“ (14. Februar) werden dazu genauso befragt wie aktuelle Stoffe, etwa das Schauspiel „Vögel“ (2018) des libanesisch-kanadischen Dramatikers Wajdi Mouawad (17. April). Als Uraufführung kommt die Autobiografie „Ein deutsches Mädchen“ von Heidi Benneckenstein auf die Bühne: die Geschichte einer Aussteigerin aus der deutschen Neonazi-Szene (26. Oktober). Besonderes Augenmerk wird auch wieder auf Kinder- und Jugendtheater gelegt.
Nur zehn Neuproduktionen wird es in der kommenden Spielzeit 2019/2020 geben, weil Memmingen im Mai 2020 Schauplatz der Bayerischen Theatertage sein wird und dieses Festival einige Kapazitäten bindet. (bhb)
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