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Debatte
26.02.2019

Wo stehen wir heute, wenn es um unsere Zukunft geht?

Wie in einem Spiegellabyrinth: Wenn der Blick in die Geschichte zur Identitätsfrage wird.
Foto: Matthias Hiekel, dpa

30 Jahre nach dem vermeintlichen „Ende der Geschichte“ ist die Welt in neuer Unordnung – und die Frage nach dem Verhältnis zur Vergangenheit entscheidend.

Das Dilemma, das der dänische Philosoph Sören Kierkegaard für den Einzelnen sah, passt nicht weniger auch auf Nationen: „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Es gibt da also ein Problem in der Gegenwart, zumal in Zeiten des Umbruchs. Wer sind wir und wo stehen wir heute eigentlich?

Wer darauf Antwort geben will, muss sich in der Zeit verorten. In einer Erzählung über die Vergangenheit, aus der eine Haltung für die Zukunft erwächst. Darum ist die politische Ortsbestimmung gerade heute so umstritten, weil so vieles davon abhängt. Auch für jeden Einzelnen, denn: Welcher Erzählung glaubt man, in welcher findet man sich, die Gesellschaft und die Welt wieder? Der Machtkampf ist voll entbrannt. Müssen wir bewahren, zurückgewinnen, aufbrechen?

Dabei schien vor 30 Jahren alles auserzählt. Zumindest sorgte ein Aufsatz mit dem Titel „Das Ende der Geschichte“, veröffentlicht in einem kleinen US-Magazin, weltweit für Furore. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sah der schnell zum Star avancierende Autor Francis Fukuyama den Punkt erreicht, dass sich die Verbindung aus liberaler Demokratie und freier Marktwirtschaft als überlegenes System herausgestellt und durchgesetzt habe. Nicht, dass nun in der Geschichte nichts mehr passieren würde – aber das Ende der Entwicklung sei erreicht, 1989, eine Ausbreitung der siegreichen Gesellschaftsform über die Welt eine Frage der Zeit …

Starautor Fukuyama.
Foto: dpa

Eine zur heutigen Welt im Umbruch passende Wende dieser Geschichte ist nun, dass zwei neue Bücher vorliegen, die diesem Befund ziemlich entgegenstehen. Das eine ist von Francis Fukuyama selbst, der in „Identität“ nun das Ende der liberalen Demokratie drohen sieht. Und das andere ist von der Exil-Russin Masha Gessen, die in „Die Zukunft ist Geschichte“ genau in den 80ern und der zugrunde gehenden Sowjetunion einsetzt und zeigt, wie daraus bis heute eben keine liberale Demokratie geworden ist.

Gessen beschreibt anhand einzelner Biografien, wie sich ihre Heimat nach vorübergehender Öffnung für eine offene Zukunft wieder verschlossen hat – und es zeigt sich, wie sich damit auch das Verständnis der eigenen Geschichte innerhalb weniger Jahre wieder komplett verändert hat. Es ist hier keine Entwicklung aus den vergangenen Jahrzehnten, sondern ein Überspringen jener Zeit und eine Rückbesinnung auf die verklärte Epoche imperialer Größe. Dafür wurde die inzwischen in den USA lebende Journalistin in den USA mit dem National Book Award ausgezeichnet und erhält demnächst auch den Preis zur Europäischen Verständigung bei der Leipziger Buchmesse. Ein Wandel des Geschichtsbilds von oben aus Macht.

Fukuyama schreibt dagegen in „Identität“ eine Analyse, warum sich der Verfall der liberalen Demokratie auch in ihren Heimatländern im Westen vollzieht. Eine ersehnte Rückwendung in der Geschichte von unten, die etwa Donald Trump mit dem Welt- und Selbstbild der 1960er Jahre bedient. Ausschlaggebend ist für den in Stanford lehrenden Politikwissenschaftler, dass in Zeiten globalisierter Wirtschaft, zunehmender Migration und der Auflösung gesellschaftlicher Bindung vielen Menschen etwas Wesentliches fehle: die Anerkennung.

Menschen revoltieren, wenn sie keine Anerkennung erhalten

„Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet“, lautet Fukuyamas Untertitel, und er sieht dieses Problem systematisch innerhalb der Gesellschaften von radikal rechts bis radikal links, aber auch in den internationalen Netzwerken des islamistischen Terrors. Die Menschen hätten in der heutigen Welt und erst Recht mit Blick auf die sich abzeichnende Zukunft keine Verankerung ihrer Identität mehr – und revoltierten, sehnten sich nach Anerkennung und organisierten sich diese eben anders, gegen die Gesellschaft, die Welt, die Gegenwart.

Fukuyamas Lösung: Man müsse wieder „ein inklusives Gefühl der nationalen Identität“ schaffen, „wenn man eine erfolgreiche, moderne politische Ordnung aufrechterhalten will“. Das gebe Sicherheit, Vertrauen, stärke Wirtschaftsentwicklung und die erhöhe die Qualität der Regierung. „Inklusiv“, weil: „Wenn Bürger nicht glauben, Teil desselben Gemeinwesens zu sein, kann das System nicht funktionieren“ – weil das Gemeinwesen nicht ausschließen, sondern einbinden soll. Ein therapeutischer Ansatz also, der auf Rückbesinnung, auf die Rückgewinnung der Menschen setzt. Anders gesagt: Die liberale Demokratie kann bewahrt werden, wenn die Auflösung im Übernationalen verhindert und der Rückfall ins Nationalistische durch ein gesundes Maß an Nationalem bewahrt wird. Klingt immer noch nach Ende der Geschichte, nach dessen Bewahrung zumindest dort, wo es schon erreicht war – jetzt aber aus Angst vor der Zukunft. Kann es das sein? Ein Wurf sieht jedenfalls anders aus.

Sir Christopher Clark, Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine´s College in Cambridge.
Foto: Jensen, dpa

Nämlich so wie das neue Buch des britischen Historikers Christopher Clark, bekannt geworden durch „Die Schlafwandler“, eine Analyse zum Ersten Weltkrieg. In „Von Zeit und Macht“ umfängt Clark das Verhältnis von aktueller Politik und Geschichte und trägt dadurch auch Luzides für den Blick auf die Gegenwart bei. Eigentlich beschreibt der Autor am Beispiel der an Umbrüchen nun mal reichen deutschen (preußischen) Geschichte, wie unterschiedlich sich Herrschaft in Bezug auf die Historie stellen kann.

Vier Einschnitte in die Geschichte

Dazu nimmt Clark vier Schnitte in die Geschichte vor: 1. In die Zeit des Großen Kurfürsten im 17. Jahrhundert, als es nach vorne in die Zukunft ging, weg von der Vergangenheit und ihren Traditionen, entschieden einen Kurs in all den neuen Möglichkeiten suchend. 2. In die Zeit Friedrichs II., als sich ein Philosophenkönig in einer über den historischen Wandel erhabenen Position wähnte und die Verbindung mit der Antike suchte. 3. In die Zeit Bismarcks, der inmitten eines politischen und gesellschaftlichen Wandels die Bewahrung monarchischer Ordnung suchte, von der allein er Beständigkeit erhoffte. 4. In die Zeit der Nazis, die „sich überhaupt nicht im Entwicklungs- und Fortschrittsnarrativ der ,Geschichte’, sondern in der nicht-linearen Zeit des völkischen Daseins“ verankerten.

Das ist im Einzelnen fulminant und im Ergebnis höchst aufschlussreich: Im Verhältnis zur Geschichte wird die Macht kenntlich. Und der Charakter der Politik. Denn: Welches der vier Verhältnisse passt ins Heute? Was den Zustand der Welt angeht, ist Clark nicht zimperlich – angesichts eines ganz anderen Endes der Geschichte, das drohe: durch die ökologische Bedrohung im Klimawandel. „Wenn Staaten nicht mehr imstande sind, glaubwürdige Zukunftsvisionen hervorzubringen, und der Zivilgesellschaft die nötigen Mittel dazu fehlen, dann sind wir wahrlich in der Gegenwart gefangen.“ Und können nur noch zurück in die Geschichte und ins Nationale, wenn wir uns dieser Herausforderung auf dem Weg in die Zukunft nicht stellen, die eben nur international gelöst werden kann.

Was also das Politische angeht: An den geschichtlichen Bezügen wird deutlich, wer hier im wahrsten Sinne wes Geistes Kind ist. Wovon also erzählt da welche Partei? Und im Blick auf die Zukunft: Welche Perspektive, welches drohende Untergangsszenario wählt wer aus, um die eigene Position zu rechtfertigen? Die Haltung ist eine Frage der Zeitbezüge, in die man sich stellt.

Die Bücher:

  • - Christopher Clark: Von Zeit und Macht. Übs. Norbert Juraschitz, DVA, 320 S., 26 €.
  • - Francis Fukuyama: Identität. Übs. Bernd Rullkötter, Hoffmann und Campe, 240 S., 22 €.
  • - Masha Gessen: Die Zukunft ist Geschichte. Übs. Anselm Bühling, Suhrkamp, 639 S. 26 €.
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