Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Wolfgang Ambros in Augsburg: So war das Konzert

Augsburg

Schwer krank, aber bemüht: Spät kommt Wolfgang Ambros‘ Konzert in Fahrt

    • |
    • |
    • |
    Wolfgang Ambros (rechts) wird beim Konzert in Augsburg getragen: vom Publikum und seinen Mitstreitern Günter Dzikowski und Roland Vogl.
    Wolfgang Ambros (rechts) wird beim Konzert in Augsburg getragen: vom Publikum und seinen Mitstreitern Günter Dzikowski und Roland Vogl. Foto: Siegfried Kerpf

    Jessas na. Mensch Wolferl, schlecht schaust aus. Obwohl man mittlerweile weiß, dass Wolfgang Ambros gesundheitlich schwer angeschlagen ist, tut es weh, ihn so zu sehen. Gebückt und auf seine zwei Nordic-Walking-Stöcke gestützt, betritt der Österreicher Ende Juni die Bühne in der Augsburger Kongresshalle. Seine beiden Mitstreiter Günter Dzikowski und Roland Vogl helfen ihm, auf einem Stuhl Platz zu nehmen.

    Seine Krankheiten haben ihn, wie er in einem seiner Songs beschreibt „Gezeichnet für‘s Leben“. Im Jahr 2007 wurde bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert. Später wurde er zweimal an der Wirbelsäule operiert, was nicht ohne Komplikationen verlief. Neurologische Probleme und Lähmungserscheinungen folgten. Zudem war Ambros dem Alkohol nie abgeneigt und „a Vierterl ging immer“. Allerdings gewinnt man schnell den Eindruck, dass von den rund 1200 Zuschauern in der gut gefüllten Halle die meisten über seinen Zustand Bescheid wissen und deshalb auch viel Geduld zeigen. Den Song spielt Ambros im Laufe des Abends auch noch.

    So war das Konzert von Wolfgang Ambros am Kongress in Augsburg

    Nach dem Opener „Samstag Nacht“ aus dem Album „Nach mir die Sintflut“ (1996) nimmt der Abend zunächst einen zähen Verlauf. Ambros erzählt, beziehungsweise will erzählen, verliert aber immer wieder den Faden und stammelt oft wirre Sätze. Vor „Fesch san ma beinand“ plaudert Ambros von seiner Jugendfreundin Adele, die er dann im Alter etwas übergewichtig wieder im Wiener Café Hawelka getroffen hat. Man tat sich schwer, ihm zu folgen. Als er dann nachdenklich meinte: „Was wollt ich jetzt sagen?“, fuhr ihm Dzikowski in die Parade: „Hör auf zu redn. Sing einfach.“

    Während Dzikowski (Klavier und Akkordeon) in der Band von Ambros schon zu glorreichen Zeiten dabei war, begleitet ihn Vogl an der Gitarre erst seit ein paar Jahren. Die beiden, exzellente Musiker, tragen Ambros buchstäblich durch den Abend. Beim Vortrag seiner Lieder wie „Verwahrlost aber frei“, beim Bob Dylan-Cover „Denk net noch“ oder „Du verstehst mi net“, blitzt an der Gitarre aber immer noch viel Können von Ambros selber auf, ganz textsicher ist er indes nicht mehr. Als er zum Gedenken an seinen ehemaligen Freund und Kollegen Georg Danzer (2007 verstorben) ausgerechnet „Weiße Pferde“ interpretiert, tat er sich keinen großen Gefallen, zumal „weiße Pferde“ durch seinen spanischen Rhythmus schnell gespielt und schnell gesungen werden muss.

    Allerdings: Der Zusammenhalt des Trios ist phänomenal. Es ist schon rührend, wenn Dzikowski bei „Du verstehst mi ned“, ihn einfach in den Arm nimmt. Nach einer 15-minütigen Pause wird dann auch die Geduld der Zuschauer belohnt. Ambros verstrickt sich nicht mehr in Gespräche, sondern singt. Und der Start mit einem erneuten Dylan-Cover „Corinna, Corinna“ verläuft um Längen besser. Gut, textlich hat der 73-jährige Österreicher immer noch einige Hänger, aber der ersichtliche Spaß den er auf der Bühne hat, steckt an. Zudem ist die Setlist gut zusammengesetzt.

    Eine gute Setlist trägt das Konzert von Wolfgang Ambros in Augsburg

    „Lokalverbot“, das aus seinem Album „Augustin“ stammt und von einem Bänkelsänger zu Zeiten der Pest handelt, ist ohnehin ein Gute-Laune-Macher. „Minderheit“ erinnert an die ganz großen Zeiten von ihm. Der Titel war auf dem Album „Hoffnungslos“ (1977), das damals vom österreichischen Dirigent und Komponist Christian Kolonovits arrangiert wurde. Viele Alben lässt Ambros Revue passieren. Mit „Du schwoarzer Afghane“, das für damalige Zeiten (1976) ziemlich experimentell war, spielt das Trio ein Stück aus seinem Meisterwerk „19 class a numbers.“ Das Augsburger Publikum ist dazu für Ambros ein großes Pfund. Die meisten Leute im eher gesetzteren Alter verehren und lieben ihn. Fehler beim Spielen werden verziehen – wichtig ist, dass er überhaupt da ist.

    Ambros registriert das sehr wohl und man kann ihm vieles vorwerfen, aber sicher nicht Lustlosigkeit. Er präsentiert „Heidenspaß (Mir geht es wie dem Jesus)“, „Langsam wochs mer zam“ oder „Gezeichnet fürs Leben.“ Das Trio mit Ambros in der Mitte verneigt sich zum Abschied. Aber so leicht kommt er dann doch nicht davon, zumal ja noch richtig große Hits fehlen. Klar „Da Hofa“, „die Blume aus dem Gemeindebau“ oder „Di Kinettn wo i schlof“. Letzteres hat erst vor einiger Zeit durch den Schauspieler Nicholas Ofczarek eine Renaissance erfahren. In dem Thriller „Der Pass“ plärrt Ofczarek den Text bei einer halben Bier durch eine düstere Kneipe. Schließlich kommt noch „Es lebe der Zentralfriedhof“ und das unvermeidliche „Schifoan“. Für Ambros und seine beiden Mitstreiter gibt es stehende Ovationen. Vielleicht ist dieser Applaus nicht nur für den Abend, sondern für sein gesamtes Lebenswerk.                  

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    DANKE, man muss sich vor Wolfgang Ambros verbeugen, dass er sich das noch antut.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden