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Absolute Rarität: Ein Bäsle-Brief von Mozart wird versteigert

Auktion

Diesem Mädchen schickte Mozart 12.345.678.987.656.095 Komplimente

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    Maria Anna Thekla Mozart in der Zeichnung eines Unbekannten. Das Porträt schenkte sie 1777 ihrem Vetter Mozart.
    Maria Anna Thekla Mozart in der Zeichnung eines Unbekannten. Das Porträt schenkte sie 1777 ihrem Vetter Mozart. Foto: Mathias Wild (Archivbild)

    Hochberühmt sind diese Briefe. Weil sie dem landläufig honigsüßen Bild von Wolfgang Amadeus Mozart den Zucker entziehen, den Korrespondenz treibenden Komponisten stattdessen als einen zeigen, der um kein Ferkelwort verlegen und gar dem Fäkalhumor alles andere als abgeneigt war. Die Rede ist von Mozarts sogenannten Bäsle-Briefen. Jenen an die Cousine Maria Anna Thekla Mozart gerichteten Schreiben, von denen sich ganze neun erhalten haben. Wahrscheinlich hatte Mozart noch viel mehr Briefe an Maria Anna gesandt, mit Sicherheit gab es auch Gegenpost, von der jedoch kein einziges Exemplar auf die Nachwelt gekommen ist.

    Mozart und seine Augsburger Cousine kannten sich seit Kindertagen. Enger wurde die Beziehung im Oktober 1777, als der 21-jährige Wolfgang bei einem mehrwöchigen Aufenthalt in Augsburg offenbar allerlei Spaß mit seiner um zwei Jahre jüngeren Verwandten hatte, ja allem Anschein nach hatte es gefunkt zwischen den beiden. Nach Abreise Richtung Mannheim setzen Mozarts Briefe an das Bäsle ein. Briefe, die den vertraut-spaßigen Umgangston der zurückliegenden Tage wiederaufnehmen und sich dabei an Saftigkeit geradezu überbieten. „Iezt wünsch ich eine gute nacht, scheissen sie ins beet daß es kracht“, reimt Mozart da etwa, ein andermal flucht er sturzbachartig „Poz Himmel Tausend sakristey, Cruaten schwere noth, teüfel, hexen, truden, kreüz-Battalion und kein End…“ und dergleichen noch etliches mehr. Aus den Jahren nach 1777 gibt es eine weitere Handvoll Briefe an das Bäsle, den letzten von 1781.

    Beim Berliner Antiquariat Stargardt wird der Brief versteigert

    Die Originale von vier Bäsle-Briefen liegen heute in der British Library in London, eines hütet die Pierpont Morgan Library in den USA; der Verbleib dreier weiterer Autografen ist unbekannt. Da kommt es einer Sensation gleich, dass beim Berliner Antiquariat J.A. Stargardt der Bäsle-Brief Nummer sieben bei einer Auktion am 8. April zum Aufruf kommt.

    Miniatur von unbekannter Hand, die Mozart 1777 für seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart anfertigen ließ.
    Miniatur von unbekannter Hand, die Mozart 1777 für seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart anfertigen ließ. Foto: dpa (Archivbild)

    Geschrieben hat Mozart ihn am 24. April 1780. Zwar beginnt der Brief gleich mit einem seiner typischen Spaßetteln: Nach der Anrede „Ma très chère Cousine“ und zwei Floskelsätzen bleibt fast die ganze Seite unbeschrieben, bevor Mozart am untersten Rand des Blattes kritzelt „Ich wollte gerne mehr schreiben, allein der Raum wie Sie sehen ist zu klein adieu adieu“ – um dann die komplette Rückseite für die eigentlichen Mitteilungen herzunehmen. Anders als bei der Kalauerei der Briefe von 1777 herrscht nun ein freundschaftlicher Erzählton vor, berichtet wird Alltägliches, für die Mozart-Forschung allemal Interessantes. So schreibt der Komponist davon, dass er für die Aufführung einer deutschsprachigen Fassung seiner Oper „La finta giardiniera“ dem Theaterimpresario Böhm, der mit seiner Truppe gerade in Augsburg gastiert, eine neue Arie anbieten könne. Gegen Ende des Briefes aber bricht dann noch einmal die alte Vertrautheit durch. Übersendet Mozart an seine „liebste, beste, schönste, artigste, und liebenswürdigste“ Cousine nach einer haarsträubenden Spaßrechnung doch nicht weniger als „summa summarum 12.345‘‘678.987‘656.095 Complimente“.

    Die Ausfuhrgenehmigung für den Bäsle-Brief liegt vor

    Wer der bisherige Besitzer des Autografen ist, verrät die Ankündigung des zur Versteigerung kommenden Briefes nicht. Die Erwähnung, dass eine Ausfuhrgenehmigung des Bundesdenkmalamtes in Wien existiere, legt immerhin den Schluss nahe, dass das Blatt sich in österreichischem, mutmaßlich privatem Besitz befindet. Stolz vermerkt Stargardt, dass das besagte Autograf „möglicherweise“ der einzige der Bäsle-Briefe sei, „der je zum Verkauf kommen wird“. Was dann auch seinen Preis haben soll: Für 160.000 Euro wird Brief Nummer sieben zum Aufruf kommen.

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