Kunst durch Zufall: Sabine Groschup im Augsburger Textilmuseum
Plus Sabine Groschup ist eine Grenzgängerin zwischen bildender Kunst, Film und Literatur. Sie spielt mit Sehgewohnheiten und dem Zufall und lässt Unbeteiligte zu Kollaborateuren ihrer Kunst werden.
Der Raum wird zum Traum und umgekehrt. Was ist Realität, was künstlerisches Abbild? Die lichte Fensterfassade des Industrie- und Textilmuseum Augsburg (Tim) ist architektonisches Element und künstlerisches Spiegelbild in einer Ausstellung der Künstlerin Sabine Groschup, die den 1000 Quadratmeter großen Raum des Museums eindrucksvoll bespielt. Auf sechs jeweils zwölf Meter lange Stoffbahnen hat Groschup den Blick auf die großen Fenster des TIM und die Bäume, die dahinter zu sehen sind, gebannt und sorgt so für eine reizvolle Duplizierung der Raumfront, die den Blick nach draußen ins Innere holt und die Betrachtenden die Augen reiben lässt. Gefertigt wurde dieses Kunstwerk in feinster Jacquard-Technik auf den Webmaschinen des Tim.
Das Spiel mit Sehgewohnheiten ist typisch für die Kunst der Österreicherin: Sie macht stutzig, löst Verwunderung aus und lässt hinter die Oberfläche blicken. „Ausgezogen“ nennt Groschup einen Werkzyklus, dessen Titel sie nicht in der übertragenen Bedeutung von Nacktheit gewählt hat, sondern ganz wörtlich nimmt. Bademäntel, Handtücher, Waschlappen hängen an Wäscheleinen, darunter kleine Häufchen mit jenen Fäden, welche die flauschigen Schlingen des Frottiergewebes bilden. In mühsamster Handarbeit hat sie Faden für Faden aus dem Gewebe, das maschinell in Windeseile gefertigt wird, herausgezogen. Übrig bleibt die Form, der Bademantel mit zwei Ärmeln und Taschen, manchmal auch ein Farbmuster, aber seiner Flauschigkeit und Saugkraft, die charakteristisch für das Textil sind, und damit seiner Funktionalität, ist es beraubt.
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