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Berlinale 2024: Tom Tykwer eröffnet mit dem Film 'Das Licht'

Berlinale 2025

Kunst, Glamour, Berlinale: Was das Filmfestival 2025 verspricht

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    Von links nach rechts: Maria Schrader (Regisseurin), Todd Haynes (Jurypräsident), Fan Bingbing (Schauspielerin), Bina Daigeler (Kostümbildnerin), und Amy Nicholson, Filmkritikerin, nehmen teil an der Pressekonferenz der internationalen Jury im Rahmen der 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin, der Berlinale.
    Von links nach rechts: Maria Schrader (Regisseurin), Todd Haynes (Jurypräsident), Fan Bingbing (Schauspielerin), Bina Daigeler (Kostümbildnerin), und Amy Nicholson, Filmkritikerin, nehmen teil an der Pressekonferenz der internationalen Jury im Rahmen der 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin, der Berlinale. Foto: Hannes P. Albert, dpa

    In 75 Jahren kann die gute, alte Tante Berlinale auf eine wendungsreiche Lebensgeschichte zurückblicken, sie ist stets am politischen Puls der Zeit geblieben. Aber dieses Profil birgt auch Gefahren. Bei der Abschlussgala 2024 kam es zum Eklat, als die Preisträger den Krieg in Gaza als Genozid anprangerten, ohne den Terror der Hamas nur mit einem Wort zu erwähnen. Solche Szenen will die neue Festivalintendantin Tricia Tuttle in diesem Jahr vermeiden. Das Kino müsse wieder mehr im Mittelpunkt stehen, fordert die neue Chefin in zahlreichen Interviews und betont die Pluralität als Leitmotiv. An Vielfalt mangelt es dem Programm 2025 nicht, mit knapp 250 Filmen aus mehr als 150 Ländern.

    Die Berlinale verlor den Kontakt zum kommerziellen Kino

    Den Spagat zwischen Kunst und Glamour, der für die Berlinale seit jeher eine Herausforderung darstellt, muss auch die neue Leiterin vollbringen. Ihr Vorgänger Carlo Chatrian hatte die Berlinale zum überdimensionierten Arthaus-Festival runtergerockt, das den Kontakt zum alltäglichen, kommerziellen Kinogeschehen zunehmend verlor. Wunder darf man diesbezüglich im ersten Jahr von Tuttle, die als ehemalige Leiterin des Londoner Filmfestivals über gute Kontakte verfügt, sicherlich nicht erwarten. Hollywood wendet sich vom Festivalgeschehen generell zunehmend ab, präsentiert nur noch seine Oscar-Kollektion termingerecht im September in Venedig und Toronto. Wirklich namhafte Filmschaffende hoffen wiederum auf einen Ruf nach Cannes im Mai. So ist der Berlinale-Wettbewerb, in dem nur Weltpremieren zugelassen sind, auch 2025 mit großen Namen eher spärlich bestückt.

    Richard Linklater präsentiert seinen Film „Blue Moon“ mit Ethan Hawke, Marion Cotillard tritt als Schneekönigin in Lucile Hadžihalilovićs „The Icetower“ auf, Jessica Chastain kommt mit dem hochaktuellen mexikanischen Migrationsdrama „Dreams“ von Michel Franco zum Potsdamer Platz. Aber parallel zum Wettbewerb gelingt es Tuttle, in der Reihe „Berlinale Special“ ohne Erstaufführungsdruck ein paar echte Bonmots nach Berlin zu holen. Am Freitag wird „Dune“-Star Timothée Chalamet seine Fans vor dem Berlinale-Palast in Euphorie versetzen. In James Mangolds „Like a Complete Unknown“ spielt er den jungen Bob Dylan. Ein Coup ist auch die Programmierung von „Mickey 17“ des koreanischen „Parasite“-Regisseurs Bong Joon Ho. Und natürlich ist Tom Tykwers Film „Das Licht“ als Eröffnungsfilm ideal gecastet.

    Zum dritten Mal eröffnet Tom Tykwer die Berlinale

    Tykwer ist einer der wenigen deutschen Regisseure, die sich ein internationales Format erarbeitet haben, ohne dafür nach Hollywood abzuwandern. Nach „Heaven“ (2002) und „The International“ (2009) eröffnet nun schon zum dritten Mal ein Tykwer-Pic die Berlinale. „Wir sind eine ganz normale dysfunktionale Familie“, sagt die 17-jährige Frieda (Elke Biesendorfer), als die neue Haushälterin sich bei ihnen vorstellt. Tatsächlich leben die Mitglieder der Familie Engels nebeneinander her, ohne sich in die Augen und Herzen zu blicken. Melina (Nicolette Krebnitz) baut in den Slums afrikanischer Städte Theater- und Kulturzentren auf. Tim (Lars Eidinger) arbeitet in einem Thinktank, der globale Zukunftsperspektiven entwickelt und mit Multimedia-Kampagnen die Menschen zum Umdenken bewegen will. Sohn Jon (Julius Gause) ist als erfolgreicher Gamer gänzlich ins parallele Spieluniversum abgetaucht. Tochter Frieda feiert sich mit Freunden exzessiv durch Berlin.

    Doch dann taucht Farrah (Tala al-Deen) als Haushälterin auf und bringt die Familienstruktur ins Wanken. In Syrien arbeitete sie als Psychologin. Schnell entwickelt sie einen direkten Draht zu den einzelnen Familienmitgliedern. Aber der vermeintliche, therapeutische Schutzengel hat eine eigene Agenda – und eine Wunderlampe, die im Gehirn bewusstseinserweiternde Substanzen freisetzt. Mit „Das Licht“ begibt sich Tom Tykwer knietief in die rauen Widersprüche unserer Gegenwart. Er konfrontiert die Sorgen einer grün-bürgerlichen Wohlstandsfamilie mit dem Schicksal einer Migrantin, die hier jedoch jenseits aller Opferklischees in eigener posttraumatische Mission agiert. Der Film erzählt auch von neuen Generationskonflikten zwischen Eltern, die sich als Weltverbesserer empfinden, und ihren Kindern, die ihnen die Wirklichkeit ihres Scheiterns vorgeführt bekommen. Und dann gibt es auch noch das flackernde Licht der Lampe, das in ein telepathisches Finale führt.

    Tykwers „Das Licht“ spielt im dauerverregneten Berlin

    In einem dauerverregneten Berlin erschafft Tykwer einen Film von großer, atmosphärischer Kraft, dessen überproportionale Länge von 162 Minuten jedoch nicht ganz gerechtfertigt scheint. Als Einstimmung auf ein Festival, das die Widersprüche unserer Zeit in ihrer Vielfalt abbilden möchte, kann man sich jedoch kaum einen besseren Eröffnungsfilm vorstellen.

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