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Cannes 2025: Nacktheit verboten und starke Botschaften der Stars

Filmfestspiele Cannes

Ein Hauch von Pilcher in Cannes: Die Filmfestspiele 2025 haben begonnen

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    Jurypräsidentin Juliette Binoche (3.v.l.) und die Jurymitglieder (v.l.n.r.) Halle Berry, Jeremy Strong, Alba Rohrwacher, Dieudo Hamadi und Payal Kapadia posieren für Fotografen während der Eröffnungszeremonie auf dem roten Teppich der 78. internationalen Filmfestspiele.
    Jurypräsidentin Juliette Binoche (3.v.l.) und die Jurymitglieder (v.l.n.r.) Halle Berry, Jeremy Strong, Alba Rohrwacher, Dieudo Hamadi und Payal Kapadia posieren für Fotografen während der Eröffnungszeremonie auf dem roten Teppich der 78. internationalen Filmfestspiele. Foto: Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa

    Unmittelbar vor Beginn des diesjährigen Filmfestivals von Cannes setzten die Veranstalter Zeichen. Für die größte Schlagzeile sorgten nicht etwa die angekündigten Filme – von Regisseuren wie Spike Lee und Richard Linklater, oder die Regiedebüts von Scarlett Johansson oder Kristen Stewart. Die Festspiele reduzierten sich auf ein Thema: Nacktheit war fortan auf dem roten Teppich und im Umfeld verboten. Ebenso wenig erwünscht beim Schaulaufen vor den Premieren war „voluminöse Kleidung, die den reibungslosen Verkehr der Gäste behindert“. Wer gedacht hatte, dass andere Themen die Showgemeinde bewegen, etwa der neue Ideenballon von Donald Trump, der für ausländische Filme einen US-Zoll von 100 Prozent ins Spiel brachte, musste sich getäuscht fühlen. Salopp konnte man formulieren: Haben die keine anderen Probleme? Und selbst das Hauptthema blieb ungelöst: Am Tag nach der Eröffnung spekulierten Medien darüber, warum etwa Heidi Klum mit ihrer Monsterschleppe gegen die neue Kleiderordnung verstieß.

    Juliette Binoche wird in ihrer Eröffnungs-Rede in Cannes feierlich

    Immerhin: Als es dann bei der Eröffnung zur Sache ging, fielen doch die klaren Worte. Der französische Schauspieler Laurent Lafitte („Der Graf von Monte Christo“), der die Gala moderierte, gemahnte bedeutungsschwer an die Worte eines Regisseurs des alten Hollywood, Regisseur Frank Capra („Ist das Leben nicht wunderschön?“): „Nur die Mutigen sollen Filme machen“. Um sich dann zu dem salbungsvollen Fazit aufzuschwingen. „Wir fragen uns immer, ob das Kino die Welt verändern kann. Aber wenn wir es auffordern, für Inklusivität und Gleichberechtigung einzutreten, dann kann es das erreichen.“ Und das Elitepublikum in seinen Luxusgarderoben applaudierte.

    Jurypräsidentin Juliette Binoche setzte noch eins obendrauf und rühmte „die Künstler auf der ganzen Welt, die jeden Tag kämpfen, um ihren Widerstand in Kunst zu verwandeln“. In langen Sätzen ging sie auf das tragische Schicksal der Palästinenserin Fatima Hassouna ein. Die Fotojournalistin wirkte in einer Dokumentation mit, die in Cannes Premiere feiert, und kam vor einem Monat mit ihrer Familie bei einem Luftangriff im Gaza-Krieg ums Leben. Die noch in Gefangenschaft befindlichen Geiseln des 7. Oktobers wurden mit einem Halbsatz gewürdigt. Und auch Binoche wurde gegen Ende ihrer Ansprache besonders feierlich, wenn sie konstatierte: „Kunst legt ein machtvolles Zeugnis unseres Lebens und unserer Träume ab. Möge das Festival von Cannes seinen Beitrag dazu leisten.“

    Robert de Niro nimmt die Ehrenpalme von Leonardo DiCaprio entgegen

    Nach derartigen Weihereden war es fast eine Erleichterung, als Leonardo DiCaprio in seiner Laudatio auf Robert De Niro, den Empfänger der Goldenen Ehrenpalme, vor allem Filmanekdotisches zum Besten gab. Als der Preisträger selbst ans Mikrofon trat, griff er zwar die honorigen Themen seiner Vorredner auf, tat das aber mit dem ehrlichen Zorn des Aktivisten statt Bombast: „In meinem Land kämpfen wir mit allen Mitteln, um die Demokratie zu verteidigen, die wir einmal für selbstverständlich erachtet haben. Und die Künste sind per Definition nun einmal demokratisch. Deshalb stellen sie eine Bedrohung für die Autokraten und Faschisten der Welt dar. Wir müssen jetzt handeln – ohne Gewalt, aber mit Leidenschaft und Entschlossenheit. Jeder, der an Freiheit glaubt, muss sich organisieren, protestieren und zur Wahl gehen.“ Aber schlussendlich verstieg er sich doch noch zur Pompösität: „Heute Nacht bekräftigen wir unser Engagement, indem wir die Künste ehren – und Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“

    So stellte sich prompt die Frage: Wurde die Premierennacht diesem Anspruch gerecht? Die Antwort hätte der Eröffnungsfilm „Partir un jour“ geben können. Wobei Skepsis angesagt war. Normalerweise wird dieser Platz im Programm an Streifen vergeben, die sich auf unproblematische Ablenkung ohne höhere cineastische Meriten fokussieren. Aber bei den Vorgängern der letzten Jahre fanden sich immer wieder originelle Themen und Ansätze. Der Eröffnungsfilm 2025 indes, die Komödie „Partir un Jour“ über eine Starköchin, die beim Besuch der Eltern ihre Wurzeln wiederentdeckt, war an Banalität kaum zu überbieten. Erzählerisch erwies sich so manche Rosamunde-Pilcher- oder Inga-Lindström-Adaption innovativer. So gesehen kehrte das Festival wieder ins Reich der Banalität zurück. Zumindest an jenem Abend.

    Auch Filme von Fatih Akin und Christian Petzold laufen in Cannes

    Ob das eigentliche Programm dann wahre Akzente setzen kann, zeigen die folgenden Tage. Vielleicht werden ja dann die Deutschen zu Hoffnungsträgern in Europa – so wie analog in der Politik die neue deutsche Regierung. Immerhin ist das deutsche Kino für seine Verhältnisse stark an der Croisette vertreten: Mascha Schilinskis künstlerisches Generationendrama „In die Sonne schauen“ im Wettbewerb und die Veteranen Fatih Akin („Amrum“) und Christian Petzold („Miroirs No. 3“) in Nebenreihen.

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