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Das sind die Highlights der Kunstmesse TEFAF 2025 in Maastricht

Kunstmarkt

Der unbekannte Gustav Klimt: Schätze der Kunstmesse TEFAF in Maastricht

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    Gustav Klimts Bildnis eines schwarzen Mannes wird auf der TEFAF in Maastricht zum Verkauf angeboten.
    Gustav Klimts Bildnis eines schwarzen Mannes wird auf der TEFAF in Maastricht zum Verkauf angeboten. Foto: Wienerroither Kohlbacher/Rüdiger Heinze

    Nun breitet sie wieder ihre Schätze aus, die „Königin“, die schönste der Messen in aller Welt, dieses „Museum auf Zeit“, wie es gern genannt wird, obwohl es käuflich ist - und sich deshalb am ersten Tag Sammlungsdirektoren vieler Erdteile einstellen, um nachzuschauen, ob sie ihre Kollektionen sinnvoll erweitern können. Die „Königin“, das ist die Kunstmesse TEFAF im holländischen Maastricht, wo zwar die Moderne über die Jahre hinweg mehr und mehr Einzug gehalten hat, aber ein Gutteil des Angebots immer noch die europäische Kunst zwischen Gotik und Jugendstil stellt.

    Zwischen 1000 Euro und 50 Millionen Dollar können Kunstliebhaber auf der TEFAF in Maastricht ausgeben

    Und darüber hinaus noch viel, viel mehr. Zeitlich betrachtet die Spanne zwischen Jungsteinzeit und dem 21. Jahrhundert, geographisch betrachtet bis hinein in die Südsee rund um Polynesien mit ihrer ethnologischen Kunst, preislich betrachtet 2025 zwischen unter 1000 Euro für ein Frosch-Amulett aus der ägyptischen Spätzeit und 50 Millionen Dollars für einen spektakulären Picasso. Wobei Qualität und Echtheit der Angebote jener gut 250 Messestände weitgehend gesichert sind, die auch Uhren, (Juwelen-)Schmuck, Rüstungen, Wandteppiche, Ikonen, japanische Farbholzschnitte, Porzellan und Silber feilbieten. Alles eben, was das Herz begehrt, wenn es erstens einen Sinn hat für das Schöne, zweitens für das ehrfurchtsvoll Handgemachte, drittens für das Gegenteil von Geschichtsvergessenheit - und darüber hinaus natürlich auch im Beutel solvent ist.

    Insofern hat das Frosch-Amulett des Antikenhändlers Cahn/Basel mehr Chancen, einen neuen Besitzer zu finden, als der millionenschwere Picasso der Kunsthandlung Landau/Montreal, wo gern auf hohe Preise gesetzt wird: „Les Dormeurs“, 1965 gemalt, hing einst zwei Meter breit als Signum über dem Schreibtisch des illustren Pariser Kunsthändlers Daniel-Henry Kahnweiler. Klar, eine erstklassige Provenienz. Was aber noch hochpreisig offeriert wird, das ist die „Spanische Tänzerin“ von Alexej von Jawlensky (1921). Jüngst im Auktionshaus Ketterer für gut acht Millionen Euro versteigert, wie Beobachter des Kunstmarkts wissen, soll sie gleichsam über Nacht gut 14 Millionen erbringen…

    Gustav Klimt malte den schwarzen Prinzen anlässlich der Wiener Völkerschau 1897

    In dieser Region angesiedelt ist auch eine Sensation der Maastrichter Messe 2025, ein seit 1928 verschollenes und nur durch eine schwache Schwarzweiß-Fotografie der Wissenschaft bekanntes Gustav-Klimt-Gemälde, darstellend den schwarzen afrikanischen Prinzen William Nii Nortey Dowuono aus Ghana, den Klimt anlässlich der Wiener Völkerschau 1897 durchaus im Kontext zur Welt der edlen Wilden porträtierte - mit ersten Hinwendungen zu dekorativen floralen Elementen im Hintergrund. Beinahe wäre das Porträt schon vergangenes Jahr von der Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher gezeigt worden, doch Restitutionsvereinbarungen mit den Nachkommen einstiger jüdischer Eigentümer waren nicht schnell genug zu erzielen gewesen. Nun soll der schwarze Prinz 15 Millionen Euro kosten.

    Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch: Plötzlich tauchen in vielen Galerien Porträts farbiger, schwarzer, auch orientalischer Menschen auf - und dies an prominenter Stelle, nämlich an den als erstes ins Auge stechenden Galerie-Außenwänden. Als ob die Aufgeschlossenheit und der kosmopolitischer Anspruch der Messe noch einmal kräftig zu unterstreichen sei. Berühmte Künstler finden sich dabei, etwa Emil Nolde mit einer aquarellierten Südsee-Insulanerin (Ongpin/London) oder - direkt neben einem schnell reservierten Tizian - Giambattista Tiepolo mit dem Kopf eines Orientalen, möglicherweise in Venedig kurz nach seinem Engagement für die Würzburger Residenz entstanden (550.000 Euro bei Trinity/London).

    Von demAugsburger Maler Ulrich Apt d. Ä. stammt ein Marien-Gemälde

    Damit sind wir nun bei den süddeutschen Residenz- und Reichsstädten der frühen Neuzeit angekommen, deren herausragende Kunst natürlich in Maastricht ebenfalls breit vertreten ist. Kunst also beispielsweise von Meistern aus und in Augsburg, Bamberg, Kaufbeuren, Konstanz, Nürnberg, Ulm, Würzburg. Gehen wir alphabetisch vor: Kürzlich in einer Augsburger Holbein-Ausstellung museal gezeigt, bietet Rudigier/München eine Art Maria-mit-Kind-Gemälde an, zugeschrieben dem Augsburger Maler Ulrich Apt d. Ä. (- der ja auch das riesige Christophorus-Fresko im Augsburger Dom geschaffen haben soll). 1518 im Rahmen des Reichstags entstanden, zeigt das fast neusachlich anmutende Bildnis unter Anspielung auf die Madonna mit Jesusknaben eine unverheiratete Bürgerliche mit kleinem Sohn, vermutlich die Mätresse eines Würzburger oder Bamberger Domherrn. Kostenpunkt: 2,2 Millionen Euro. Daneben zeigen drei Händler auch gestempelte Augsburger Ebenholz-Kabinettschränke (Laue/München; Mühlbauer/Pocking; Neuse Bremen) im niedrigen sechsstelligen Bereich und das Antiquariat Günther/Basel ein Augsburger Stundenbuch aus der Hand des Ulrich Taler, tätig auch in Ulm und Konstanz.

    Das Panorama einer unbekannten pittoresken Stadt hat der Bamberger Hanns Lautensack um 1520 in Kupfer gestochen. Die exquisite Graphik-Handlung Rumbler/Frankfurt bietet es für 6000 Euro an, während Senger/Bamberg für 280.000 Euro zwei Lindenholzreliefs der heiligen Dorothea und Genoveva des Kaufbeurer Meisters Jörg Lederer parat hält. Die Reichsstadt Nürnberg ist unter anderem mit wissenschaftlichem Instrumentarium vertreten, etwa zwei Taschen-Sonnenuhren sowie einem Globus bei Delalande/Paris (4800 € bis 12.500 €), aber natürlich auch - wie Augsburg und Ulm - mit Silber-Tafelgeschirr in breiter Auswahl, etwa bei Matzke/Grünwald. Würzburger Riemenschneider-Umkreis sowie Ulmer Bartholomäus-Zeitblom-Umkreis ist im Hause Fogg/London zu finden, wo auch - noch eine Sensation - rasend schnell eine kleine gotische Nische aus dem Grabmal Karl des Kühnen von Claus Sluter (1404) verkauft wurde. Gehört eigentlich nicht auf eine Messe, sondern zum Bestattungsort Chartreuse de Champmol bei Dijon.

    Info Die Messe dauert noch bis 20. März.

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