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Deutsches Musikfest 2025: Ulm und Neu-Ulm begrüßt die Musikszene

Deutsches Musikfest 2025

Deutsches Musikfest 2025: „Wir bringen Ulm und Neu-Ulm zum Klingen“

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    Das Deutsche Musikfest findet dieses Jahr in Ulm und Neu-Ulm statt.
    Das Deutsche Musikfest findet dieses Jahr in Ulm und Neu-Ulm statt. Foto: Stefan Puchner (dpa)

    Alle sechs Jahre, im konstanten Rhythmus, findet das große Deutsche Musikfest statt. Jedes Mal ist dabei eine andere Stadt Gastgeber – und diesmal sind es sogar zwei. Was rollt da auf Neu-Ulm und Ulm zu?
    DR. ANITA HUHN: Es ist das größte instrumentale Amateurmusikfest, das es in Deutschland gibt. Das größte Fest der Amateurmusik für Blas- und Spielleutemusik. Wir erwarten 20.000 Teilnehmende aus 435 Orchestern, die vier Tage lang vor Ort 500 Veranstaltungen gestalten. Das bedeutet: Wir bringen Ulm und Neu-Ulm zum Klingen und an jedem Fleck wird Musik zu hören sein.

    Ulm und Neu-Ulm, wie konnten die beiden Nachbarstädte in der Bewerbung überzeugen?
    HUHN: Tatsächlich hatten wir diesmal die luxuriöse Situation, dass es zum ersten Mal mehrere Bewerbungen gab. Das Vorteilhafte an Ulm und Neu-Ulm ist sicher die Infrastruktur, die Städte sind sehr gut öffentlich angebunden. Sie bieten sehr hochkarätige Konzerthäuser mit dem CCU in Ulm und dem Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm, die wir bespielen können. Und für uns bietet das auch eine Möglichkeit, das Musikfest grenzübergreifend zu gestalten, in gleich zwei Bundesländern, Bayern und Baden-Württemberg. Das öffnet eine ganz neue Dimension.

    Und vielleicht war auch die Kulisse ein Argument, mit dem Ulmer Münster im Hintergrund?
    HUHN: Ja, der Münsterplatz ist natürlich ein wichtiger Punkt. Wir brauchen für das Fest jedes Mal einen Open-Air-Platz, auf dem das Abschlusskonzert stattfinden kann. Da müssen 5000 Musiker auf einen Platz passen, plus Bühne. Diesmal sind es 6000 Musiker, die am Konzert teilnehmen, und wir sind froh, dass der Münsterplatz so groß ist. (lacht)

    Auf welche Highlights beim Deutschen Musikfest freuen Sie sich denn besonders?
    HUHN: Das ist wirklich eine schwierige Frage, bei dieser Vielfalt. Aber mein größtes Highlight wird sicher das Gemeinschaftskonzert am Münsterplatz werden, am Sonntag, dem 1. Juni. 6000 Musiker spielen dann gemeinsam das Deutschlandlied, die Europahymne und das „Te Deum“, es wird großartig. Wir haben den Ulmer Fischermarsch für das Konzert neu instrumentieren lassen, für Blas- und Spielleutemusik, damit wir auch einen Bezug zur Stadt herstellen. Aber dieses Konzert ist für mich immer ein emotionales Highlight, vor allem wenn die Musik dann in Bewegung übergeht, in einen Festumzug. Ansonsten sind wir stolz auf die weite Ausrichtung des Fests: internationaler Dirigentenwettbewerb, Europameisterschaft der böhmisch-mährischen Blasmusik, deutsche Meisterschaft der Spielleutemusik. Das ist eine sehr, sehr große Tragweite, die wir damit repräsentieren. Das freut mich aus fachlicher Sicht.

    Und auch bekannte Namen und Profiensembles finden sich ja im Programm ...
    HUHN: Am Donnerstagabend spielt die Brassband Moop Mama am Münsterplatz, am Samstagabend die Big Band der Bundeswehr, und beides bei freiem Eintritt. Dazu kommen die hochkarätigen Galakonzerte an diversen Konzerthäusern. Das Fest ist eine Verknüpfung aus Profi- und Amateurmusik, da zeigen wir die ganze Bandbreite der Blas- und Spielleutemusik.

    Vereine, und vor allem auch Musikvereine, leben ja vom Engagement vom Ehrenamtlichen. Von vielen Vereinen aus der Szene hört man aber auch, dass sie Nachwuchssorgen plagen. Heute gibt es für Jugendliche ein Freizeit-Überangebot von digitaler Bespaßung, neuen Trend-Sportarten, anderen Angeboten. Wie schaffen Sie es zu vermitteln: Tuba ist cool, im Spielmannszug laufen macht Spaß ...?
    HUHN: Da bauen wir auch auf die Tragweite solcher großen Events: Beim Deutschen Musikfest versuchen wir, einfach eine sehr breite Masse anzusprechen. Wir haben außerdem sehr viel angestoßen in der Marketing-Arbeit, für die Nachwuchsgewinnung in Musikvereinen. Wir müssen an einen Punkt kommen, an dem man sich niemand rechtfertigen muss, warum ist es cool, dass ich im Musikverein spiele, sondern dass alle froh sind, wenn sie dabei sein dürfen. Das ist unser Anspruch und darauf müssen wir den Fokus legen.

    Welche Zukunftsfragen beschäftigen Musikvereine heute? Welche Faktoren sind wichtig für die Zukunftsfähigkeit von Vereinen?
    HUHN: Bürokratieabbau würde ich ganz oben nennen. Das ist wirklich unsere Hauptproblematik, die immer stärker werdenden Bürokratie-Anforderungen an ehrenamtlich geführte Musikvereine. Das sind meistens Kleinigkeiten, die für jeden, der das im Hauptamt machen würde, schnell erledigt wären. Aber hier müssen sich Vereinsvorstände im Ehrenamt mit den Hürden der Vorschriften auseinandersetzen. Vor einigen Jahren wurde das Transparenzregister bundesweit verpflichtend eingeführt – auch für ehrenamtlich geführte, gemeinnützige Vereine. Ziel war es, Geldwäsche besser zu bekämpfen, was ja grundsätzlich auch richtig ist. Aber das bedeutete für viele Vereine, dass sie sich aktiv beim Bundesanzeiger registrieren und selbst eine Gebührenbefreiung beantragen mussten – verbunden mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand. Gemeinnützige Musikvereine gehören aber sicher nicht zur typischen Zielgruppe solcher Maßnahmen. Seit Kurzem ist dieser Aufwand zumindest deutlich reduziert, durch ein vereinfachtes Verfahren. Eine vollständige automatische Befreiung gibt es jetzt seit diesem Jahr. Trotzdem zeigt das Beispiel, wie schnell ehrenamtliches Engagement durch Bürokratie belastet wird.

    Wie viel ehrenamtliches Engagement steckt denn im Deutschen Musikfest? Da ist doch jede Kraft gefragt?
    HUHN: Absolut. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer könnten wir das Fest nicht organisieren. Wir haben rund 500 ehrenamtliche Helfer auch während der vier Tage im Einsatz. Und das muss ich einfach erwähnen: Das Deutsche Musikfest organisiere ich gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Weber, Vizepräsident der BDMV, der das alles im Ehrenamt leistet.

    Wo wird angepackt? Wo wird geholfen?
    HUHN: Wir brauchen Helfer an allen Stätten, bei den Wertungsspielen, Wettbewerben, Open-Air-Bühnen. Viele Teilnehmer, die anreisen, übernachten auch in Schulen. Es kommen 20.000 Musiker nach Ulm und die wollen wissen: Wo schlafe ich? Wo ist die Dusche? Wo ist mein Auftritt? Schon die Anmeldung ist so ein Punkt: Alle Musiker müssen ihren Teilnehmerausweis bekommen, ihre Unterlagen, Essensmarken. Das alles geben Ehrenamtliche aus. Es ist schon enorm, was sie da leisten werden.

    Zur Person

    Dr. Anita Huhn leitet als Geschäftsführerin die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände (BDMV). Der Vereinigung gehören über 1,1 Millionen Mitglieder an, darunter gut 470.000 aktive Musiker. Deutschlands größter instrumentaler Musikverband organisiert alle sechs Jahre das Deutsche Musikfest. Infos zum Fest 2025 in Ulm und Neu-Ulm bietet die Seite www.deutsches-musikfest.de.

    Dr. Anita Huhn ist die Geschäftsführerin der BDMV, der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände.
    Dr. Anita Huhn ist die Geschäftsführerin der BDMV, der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände. Foto: BDMV
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