
Die ehrenwerte Tafelrunde tagt wieder öffentlich

Die Künstlervereinigung "Die Ecke" hat ein Holzrelief restaurieren lassen, das in einer weinseligen Nacht entstanden ist.
In einem der ältesten Handwerkshäuser Augsburgs residiert seit 1913 die Künstlervereinigung "Die Ecke". Das Haus (Elias Holl Platz 2) steht dort schon seit Jahrhunderten – und beherbergt auch eine Gastronomie mit langer Tradition, die Ecke Stuben, die früher einmal "Rathskeller" hieß, bis die nationalsozialistische Stadtregierung 1937/38 das Kellergewölbe des Rathauses sanierte, dort eine Gastronomie einrichtete und den Namen kaperte. Seitdem spricht man von der Ecke Stuben. Daran erinnerte am Wochenende Oliver Kautz vom Vorstand der Künstlervereinigung "Die Ecke". Am Wochenende ließ die Künstlervereinigung ein Holzrelief wieder anbringen, das in den letzten Monaten restauriert worden ist. Es zeigt eine "Tafelrunde der berühmtesten Gäste der Weinschenke seit 1492", entstanden aus der Idee eines weinseligen Abends, als 1972 die Künstler Georg Bernhard und Michael Schwarzmeier über die Jahrhunderte zurückreichende Geschichte sprachen.
Die Tafelrunde zeigt von links nach rechts: Hans Holbein d. Ä., Elias Holl, Hans Burgkmair, W. A. Mozart, den Bayerischen Hiasl, Rudolf Diesel und Bert Brecht. Sie alle sollen laut den Künstlern Gäste in den Ecke Stuben gewesen sein, wobei Hans Holbein d. Ä. das Kunststück gelingt, eine noch nicht bestehende Gaststätte in einem bisher noch nicht gebauten Haus zu besuchen. Restauriert hat das Relief der Maler und Ecke-Vorstand Thomas Sing in über 150 Stunden Arbeit. Zuerst erfolgten eine manuelle Reinigung mit Zahnbürste, Zahnstocher und Methylalkohol, ein leichtes Anschleifen, das Einarbeiten von maßgefertigten millimetergroßen Holzkeilen, das Auskitten mit Holzteer. Dann zwei Anstriche, der erste mit verdünnten manuell angemischten Farben, der zweite bereits mit „fetteren“ Farben, dann ein Leinöl-Firnis und schließlich die Ölvergoldung mit Blattgold. (AZ)
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