Philosoph Hösle warnt: Ukraine-Konflikt könnte Weltkrise entfachen
Der Westen und seine Demokratien im Niedergang, die autokratischen Systeme Russland und Chinas im Aufwind: Der in den USA lehrende Vittorio Hösle mahnt zum Widerstand.
Die Welt steht nach Ansicht des Philosophen Vittorio Hösle vor entscheidenden Konflikten für die Zukunft der Menschheit. Einerseits, so der seit vielen Jahren in den USA lehrende Deutsche im Gespräch mit unserer Redaktion, sei der Westen in einer existenziellen Krise: „Wir erleben einen Zusammenbruch dessen, worauf das Abenteuer des liberalen demokratischen Rechtsstaats gebaut war.“ Andererseits arbeiteten China und Russland sehr zielstrebig auf einen „Triumph der autokratischen Systeme“ hin. Bereits mit einer baldigen russischen Invasion in die Ukraine könne die heiße Phase beginnen. Darum, so Hösle, brauche es umgehend eine „Mobilisierung des Widerstandswillens in Europa“ – um zu signalisieren, „dass das das Letzte ist, was man hinnehmen wird“.
Vittorio Hösle: Die Hegemonie des Westens ist vorbei
Der Professor für Politische Theorie an der Universität in Notre Dame ist selbst dreifacher Vater und auch persönlich für die Zukunft skeptisch: „Klar ist nur, dass das Leben unserer Kinder ganz anders aussehen wird als unseres. Leider.“ Mit der Hegemonie des Westens sei es jedenfalls vorbei und der Fortbestand von freien Marktwirtschaften und Demokratien sei alles andere als gewiss. Hösle: „Die nächsten Jahrzehnte werden sehr anstrengend werden.“ Der Philosoph fügte gegenüber der Augsburger Allgemeinen hinzu: „Ich bin jetzt 61 und gar nicht so traurig, dass ich diesen Planeten in absehbarer Zeit verlassen werde.“
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