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Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen: Freischütz als Musical spielt auf einem Rummelplatz

Liebe, Eifersucht und Tod

Neues Musical am Festspielhaus Füssen: Der Freischütz auf der Achterbahn

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    Die erste Leiche: Während zwei Polizisten die sensationsgeile Masse zurückhalten, gibt sich Sam (Dante Sáenz) unbeteiligt.
    Die erste Leiche: Während zwei Polizisten die sensationsgeile Masse zurückhalten, gibt sich Sam (Dante Sáenz) unbeteiligt. Foto: Benedikt Siegert

    Auf einem Rummelplatz stürzen sich grotesk ausstaffierte Fahrgäste begeistert in die Achterbahn, die ein schwer verliebtes Pärchen betreibt. Nebenan stürzt eine Frau aus dem Karussell zu Tode. Sie wird nicht die einzige bleiben. Schon die Eingangsszene zeigt: Mit Carl Maria von Webers romantischer Oper „Der Freischütz“ hat das neue Stück am Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen außer dem gleichen Titel und dem Motiv magischer Kugeln nicht viel gemein – trotz der Nähe zu Marktoberdorf, dem Heimatort von Webers Mutter Genovefa Brenner. Es ist der Abschluss der Trilogie neuer Bearbeitungen alter Stoffe durch den Rockmusiker und Komponisten Frank Nimsberg nach dem „Ring“ und der „Zauberflöte“ – und eindeutig die spektakulärste. Dafür sorgt Autorin und Regisseurin Birgit Simmler von den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel, wo ihr Musical „Freischütz – Seele für Seele“, ein Stück um Liebe, Eifersucht, Schuld, Verrat und Tod im Sommer laufen wird.

    Gemeinsam mit dem Erfolgs-Komponisten Frank Nimsgern wird Carl Maria von Webers legendäre Oper neu interpretiert.Das Buch von Birgit Simmler bringt das unheimliche Schauermärchen des Jägers mit den Freikugeln in eine moderne Form.Die mit Spannung erwartete Uraufführung findet am 1. Mai 2025 im Festspielhaus Neuschwanstein statt, gefolgt von einer Sommerproduktion bei den Luisenburg Festspielen Wunsiedel. Gemeinsam mit dem Erfolgs-Komponisten Frank Nimsgern wird Carl Maria von Webers legendäre Oper neu interpretiert.Das Buch von Birgit Simmler bringt das unheimliche Schauermärchen des Jägers mit den Freikugeln in eine moderne Form.Die mit Spannung erwartete Uraufführung findet am 1. Mai 2025 im Festspielhaus Neuschwanstein statt, gefolgt von einer Sommerproduktion bei den Luisenburg Festspielen Wunsiedel. Gemeinsam mit dem Erfolgs-Komponisten Frank Nimsgern wird Carl Maria von Webers legendäre Oper neu interpretiert.Das Buch von Birgit Simmler bringt das unheimliche Schauermärchen des Jägers mit den Freikugeln in eine moderne Form.

Die mit Spannung erwartete Uraufführung findet am 1. Mai 2025 im Festspielhaus Neuschwanstein statt, gefolgt von einer Sommerproduktion bei den Luisenburg Festspielen Wunsiedel.
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    Liebe, Eifersucht und Tod: Die Neuinterpretation des alten Motivs durch Komponist Frank Nimsgern und Autorin Birgit Simmler sorgt erst für Verwunderung, dann für Begeisterung.

    Erfrischend respektlos: der etwas andere „Freischütz“ in Füssen

    Nicht nur bei Kostümen und Kulissen setzt Simmler in Füssen neue Maßstäbe mit beweglichen Elementen und Neonröhren-schrillem Lichtdesign des 20. Jahrhunderts. So erfrischend hemmungs- und respektlos, wie sie ihre Darsteller agieren lässt, hat man das zumindest im Füssener Haus noch nicht erlebt: Wiederholt durchbrechen sie die vierte Wand, singen und sprechen vom Bühnenrand aus das Publikum an oder erklären es zur Warteschlange vor der Achterbahn. Die „nackte Gier“ wird nicht nur besungen, sondern auf der Bühne zumindest andeutungsweise ausgelebt. Zwei Polizisten treten in hautengen Lackkostümen wie aus dem Schwulen-Club auf. Und aus den sieben Todsünden, für die die Rummelgäste stehen, macht Simmler in freier Bibelinterpretation mal eben zehn.

    Jede Menge Anspielungen prägen das Musical „Der Freischütz“

    Die Achterbahn ist als Sinnbild des Lebens auf der Bühne nicht alleine: Will man keines der Symbole und keine der Anspielungen verpassen, ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Einfach berieseln lassen geht bei dem äußerst intensiv vorgetragenen Stück ohnehin nicht. Das geht schon bei den Namen des verliebten Pärchens los: Karin und Abel. Man muss nicht allzu bibelfest sein, um zu ahnen: Da gibt es bald Tote. Und nach und nach offenbart sich, dass Simmler das komplette Personal der Bibel entnommen hat. Da trifft Kommissar Adam nicht nur auf seine Ex Eva, sondern auch auf Lilly. Lilith ist im Spiel wie in der Bibel Adams erste Frau, die von ihm verstoßen zur Dämonin wird. Auf dem Musical-Rummel ist sie Teil des mysteriösen Trios der Magiershow „Seele für Seele“, die von der sensationsgeilen Masse gestürmt wird, als sie erfährt, dass es dort echte Tote zu sehen gibt.

    Ewig lockt das Verruchte: Dante Sáenz spielt in Füssen den Samiel

    Wesentlich subtiler verführt das Trio sein jeweiliges Gegenüber von der Achterbahn, das schnell den Versuchungen des Dunklen und Verruchten erliegt. Doch Karin entdeckt, dass Sam nicht der Satan ist, für den er sich selbst hält, sondern der gefallene Engel Samiel, der noch Liebe kennt. Er nimmt auch nicht im eigenen Interesse Rache an den Menschen, sondern im höchsten Auftrag, durch einen Eid gebunden. Sam ist nicht nur der unsterbliche Star der Magierschau „Seele für Seele“, in der er sich erschießen lässt, um anschließend den Titel wortwörtlich zu erfüllen. Darsteller Dante Sáenz entpuppt sich auch als Star des Füssener/Wunsiedler „Freischütz“. Mit einem grandiosen Solo, bei dem der gebürtige Mexikaner ein nach oben offenes Stimmvolumen und gleichzeitig anspruchsvolle Artistik demonstriert, bricht er das Eis.

    Im bis dahin leicht verunsicherten Premierenpublikum bricht sich dabei Begeisterung Bahn, die bis zum Ende anhält, wenn bei Samiels Himmelfahrt leider sein Mikrofon schwächelt. Aber auch die anderen Darsteller, alle erstmals in Füssen zu erleben, zeigen durchweg große Qualitäten und Spielfreude, teilweise bis in den stehend dargebotenen Schlussapplaus hinein. Nimsgerns Songs, von denen die meisten Musical-Standard deutlich übersteigen, bieten den passenden Teppich für ihre Stimmen. Und am Ende gibt es mit „Sind wir nicht alle vom Himmel gefallen?“ noch den obligatorischen Ohrwurm mit auf den Heimweg.

    Töten oder getötet werden? Davon erzählt „Der Freischütz“ seit Weber

    Voran geht dem noch der große Showdown. In der Wolfsschlucht, begleitet von einem eindringlichen Instrumentalstück von Nimsgern mit Weber-Anklängen, jeweils mit einer magischen Kugel ausgestattet, finden sich Karin und Abel vor die Entscheidung gestellt: Töten oder getötet werden? Wer am Ende tatsächlich stirbt, sei hier nicht verraten. Erfahren kann man es bei den weiteren Aufführungen bis zum 11. Mai im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen (www.das-festspielhaus.de). Von Juni bis August läuft das Freischütz-Musical bei den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel (www.luisenburg-aktuell.de).

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