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Filmfestspiele
20.05.2022

Jahrmarkt der Widersprüchlichkeiten in Cannes

Während in der Ukraine Krieg herrscht, fliegt für das 75. Filmfestival Cannes die Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe über das Festspielhaus während der Premiere des Films "Top Gun: Maverick".
Foto: Daniel Cole, AP/dpa

In diesem Jahr ist der Spagat zwischen Realität und Glamour, den das Festival von Cannes zu vollziehen versucht, besonders groß. Aber die Filmemacher zeigen, wie er gelingen kann.

Wenn jemand eine Satire über die Absurditäten der Filmbranche drehen würde, könnte sie so aussehen: Elegant bis extravagant ausstaffierte Gestalten zeigen sich und teilweise ihre Unterwäsche Scharen von Fotografen. Danach hören sie sich salbungsvolle Reden über die „Waffen der Massenemotion“ an, singen im Chor den Refrain „Que je t’aime“, während über die Leinwand Kussszenen verschiedener Filme flimmern. Als nächstes wird der Präsident einer ums Überleben kämpfenden Nation zugeschaltet, der alle daran erinnert, dass in seinem Land täglich Hunderte sterben. Gleich darauf erscheinen die Bilder eines Zombiegemetzels.

Nur ist diese Satire real: All das gab es exakt so bei der Eröffnung der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes zu sehen. Und am nächsten Tag geht der Reigen der Absurditäten noch weiter. Da fordert der exil-russische Regisseur Kirill Serebrennikow anlässlich seines Films „Tchaikovsky’s Wife“ ein „Nein zum Krieg“, während wenig später Kampfjets über die Croisette düsen, um den Militär-Popcorn des neuen „Top Gun“-Films zu feiern.

Der Kontrast fällt in diesem Jahr besonders extrem aus

Letztlich ist dieses Aufeinanderprallen gegensätzlicher Realitäten nichts Neues. Denn die Bonbonniere des Filmgeschäfts ist ja zwangsläufig in einer Welt voller Verwerfungen angesiedelt.

Nur dass in diesem Jahr der Kontrast besonders extrem ausfällt, wenn Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Live-Appell hält oder die Dokumentation „Mariupolis 2“im Programm läuft, deren Regisseur Mantas Kvedaravicius vor knapp sieben Wochen bei der russischen Invasion getötet wurde.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht während der Eröffnungszeremonie der 75. Internationalen Filmfestspielen in Cannes per Videoschalte zu den Gästen.
Foto: Vianney Le Caer, Invision/AP/dpa

Da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn der Jury-Präsident, der französische Schauspieler Vincent Lindon („Titane“) von widersprüchlichen Gefühlen derart überwältigt ist, dass er bei der zitierten Eröffnung eine an blumigen Ausdrücken reiche Rede hält. Mit Sätzen wie diesen: „Es ist die unverbrüchliche Vision des Festivals, eine sowohl künstlerische wie soziale Leitlinie, die das essenziell macht, was man ansonsten für obszön halten könnte: Glorreiche Bilder über die entsetzlichen Eindrücke zu projizieren, die uns aus der heroischen und gequälten Ukraine erreichen oder mit einer Melodie der Freude die stummen Massaker zu bedecken, die den Jemen oder Darfur zerreißen.“

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Cannes lässt sich von seinem neuen Partner TikTok sponsern

Sinnbildlich zerrissen ist das Festival von dem Anspruch, einerseits der Welt kreativ gerecht zu werden und zugleich die Maschinerie des schönen Scheins zu bedienen. Darüber hinaus gibt es auch kreative Widersprüche, die nur auf den zweiten Blick ersichtlich werden. Da lässt sich Cannes von seinem neuen Partner TikTok sponsern, der ja für das Gegenteil von großen Bildern steht, verweigert sich aber weiterhin den Netflix-Filmen und zelebriert dann mit Tom Cruise einen Monolithen des klassischen Hochglanz-Kinos, der in einer öffentlichen Veranstaltung tönt: „Ich hätte es nie zugelassen, dass ‚Top Gun: Maverick‘ bei einem Streamer landet.“ Sinnigerweise beschert die Allianz mit dem Videoclip-Portal dem Festival seinen ersten kleinen Aufreger: Weil das TikTok-Management seine persönlichen Favoriten bei einem Minifilm-Wettbewerb in Cannes durchdrücken wollte, trat der Präsident der Jury, die eigentlich die Gewinner bestimmen sollte, Regisseur Rithy Panh („Das fehlende Bild“) aus Protest zurück.

Eine andere mögliche Konfrontation mit der Realität wird indes ausgeblendet. Griffen beim Festival im letzten Juli noch massive Corona-Sicherheitsmaßnahmen, inklusive Testpflicht für Ungeimpfte, so sind diese jetzt verschwunden. „Wird Cannes der nächste Covid-Superspreader?“, fragt argwöhnisch ein Branchenblatt im Verweis auf ähnliche Erfahrungen beim Coachella Festival oder der Met Gala. In den offiziellen Richtlinien wird noch zum Maskentragen angeraten, aber in Veranstaltungsräumen, in denen tausende Besucher dicht an dicht sitzen, hält sich nur ein Bruchteil daran. Andererseits ist dies nach monatelangen Reglementierungen verständlich. Denn menschliche Empfindungen und Bedürfnisse lassen sich nicht auf Ewigkeit unterdrücken.

Was kann das Kino als Kunstform leisten?

Und wer diesen Umstand interpretiert, der erhält einen indirekten Hinweis auf die Lösung der Frage: Was kann das Kino als Kunstform der großen Gemeinschaftlichkeit in einem Kosmos der Kalamitäten leisten?

Natürlich – bunte Ablenkung mit Pop-Mythen ist das eine. Das schafft ein „Top Gun: Maverick“. Das gilt – wenn auch mit hehrerem Anspruch – für George Millers „3000 Years of Longing“, das märchenhaft die Biografie eines Djinns ausbreitet und sie in einer zeitgenössische Romanze münden lässt. Aber ein Schlüssel lässt sich im Eröffnungsfilm finden, Michel Hazanavicius‘ („The Artist“) Meta-Horrorkomödie „Coupez“ (umbenannt vom ursprünglichen „Z“, um Assoziationen zum russischen Kriegssymbol zu vermeiden). Denn eigentlich handelt dieser Film von einem Phänomen, das zu den positiven Eigenschaften dieser Spezies gehört: Da schließt sich eine Gruppe gegensätzlicher Charaktere zusammen, um trotz aller Konflikte, Widersprüche und Chaosfaktoren eine gemeinsame Vision zu realisieren, selbst wenn es sich nur um einen Zombiestreifen handelt. Wenn sich am Schluss die Protagonisten zu einer wackligen Menschenpyramide zusammenfinden, um so eine besondere Einstellung filmen zu können, mag das wie ein Sinnbild humaner Existenz gelten.

Jennifer Connelly, links, und Tom Cruise nach der Premiere des Films "Top Gun: Maverick" bei den 75. Internationalen Filmfestspielen in Cannes.
Foto: Daniel Cole, dpa

Das vermag eben Film zu leisten – menschliches Empfinden in seiner Komplexität im Angesicht von Konflikten und Zwangssituationen nachfühlbar und verständlich zu machen. Meisterlich gelingt das James Gray in seinem autobiografisch inspirierten „Armageddon Time“, der Geschichte eines Jungen in Queens Anfang der 80er – das das Panorama einer jüdischen Familie zwischen traumatischer Vergangenheit und den sozialen Verwerfungen der beginnenden Reagan-Ära zeigt. Sinnigerweise wurde der erste „Top Gun“ zu einem Emblem jener Zeit, und auch der junge Protagonist hat seine Heldenträume. Doch er lernt auch zu verstehen, dass es zu allen heroischen Visionen eine düstere Kehrseite gibt. So löst Gray auf seine Weise den zitierten Widerspruch auf. Es geht gar nicht darum, das Kino in Zeiten wie diesen infrage zu stellen. Es muss nicht appellieren, muss nicht bewusst sensibilisieren, geschweige denn erziehen, es braucht einfach nur die Welt so zu zeigen und nachempfindbar zu machen, wie sie in ihrer Essenz ist.

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