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Eat the rich: Warum Reichtum plötzlich nicht mehr angesagt ist

Soziale Ungleichheit

Eat the rich: Warum Reichtum plötzlich nicht mehr angesagt ist

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    Demonstratinnen halten einen Ballon mit der Aufschrift "Eat the rich" in die Höhe. Die Besteuerung von Reichtum ist eine linke Forderung, die in sozialen Bewegungen wie der Klimabewegung seit langem geäußert wird.
    Demonstratinnen halten einen Ballon mit der Aufschrift "Eat the rich" in die Höhe. Die Besteuerung von Reichtum ist eine linke Forderung, die in sozialen Bewegungen wie der Klimabewegung seit langem geäußert wird. Foto: Annette Riedl, dpa

    Superreiche spielten lange kaum eine Rolle in der politischen Öffentlichkeit. Doch seit einiger Zeit wird extremer Reichtum zunehmend problematisiert. Warum ist das so? 

    Angenommen, Sie verdienen 100.000 Euro im Jahr. Damit hätten Sie bereits ein höheres Einkommen als 99 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. Wie lange müssten Sie arbeiten, um eine Milliarde zusammenzubekommen? Das fragt die Autorin Bini Adamzcak auf ihrem Instagram-Kanal und antwortet direkt selbst: Es würde 10.000 Jahre dauern. Elon Musk, setzt sie nach, besitzt nicht nur eine Milliarde, er besitzt 400 davon. 

    So eine Rechnung kann man plump finden, aber in den Sozialen Medien funktioniert sie gut, auch deshalb, weil sie einen klaren Gegensatz bilden: Hier die Durchschnittsbevölkerung, da die Milliardäre. Sie zeigen aber auch ein zunehmendes Bewusstsein für die real existierende Ungleichheit – gerade unter jungen Menschen, die sich vor allem auf sozialen Medien bewegen. Denn Rechnungen wie diese findet man dort derzeit häufiger. 

    Die Besteuerung von Reichtum ist eine alte, linke Forderung

    Die soziale Ungleichheit nimmt in Deutschland immer weiter zu, politisch findet das wenig Beachtung. Doch in Popkultur und Sozialen Medien scheint sich ein Wandel zu vollziehen. „Es ist unmöglich, diese Grafik zu bauen“, heißt es beispielsweise in einem Video auf Instagram, das über 400.000 Aufrufe hat. Darin versucht ein Moderator, den unterschiedlichen Stundenlohn einer Krankenschwester und von Susanne Klatten, von Beruf Erbin, Investorin und eine der reichsten Deutschen, darzustellen. 19,50 Euro gegen 1.150.000 Euro. Der Durchschnittslohn einer Krankenschwester, ein unsichtbares Staubkorn im Kreisdiagramm. „Das Verhältnis ist nicht nur unvorstellbar, sondern auch undarstellbar.“ 

    Selbst Reiche fordern mehr Steuern: Die deutsch-österreichische Millionärserbin und Sozialaktivistin Marlene Engelhorn hält ein Plakat mit der Aufschrift "Tax the rich" (Besteuert die Reichen) auf einer Demonstration vor dem jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, Schweiz.
    Selbst Reiche fordern mehr Steuern: Die deutsch-österreichische Millionärserbin und Sozialaktivistin Marlene Engelhorn hält ein Plakat mit der Aufschrift "Tax the rich" (Besteuert die Reichen) auf einer Demonstration vor dem jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, Schweiz. Foto: Michael Buholzer, dpa

    Eine Parallelgesellschaft gerät zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit: die Superreichen. Wann genau man zu dieser Gruppe gehört, ist nicht definiert. Mal ist die Rede von einem Vermögen ab 30 Millionen Dollar, mal von 100 Millionen. In Deutschland jedenfalls gibt von ersteren etwa 22.000 Personen, von letzteren etwa 3000. 

    Die Besteuerung von Reichtum ist eine linke Forderung, die in sozialen Bewegungen – zuletzt allen voran der Klimabewegung – seit Jahrzehnten geäußert wird. Doch augenscheinlich bekommt diese Forderung mehr und mehr Aufmerksamkeit. Warum ist das so? 

    Millenials machen sich keine Illusionen: Das Wohlstandsversprechen gilt nicht mehr

    Ein Blick auf die Popkultur zeigt: Lange wurden Superreiche und ihre Welt in Filmen und Serien als erstrebenswert dargestellt. Von „Pretty Woman“ bis „Gossip Girl“ - die mondäne Welt der Reichen war die der Schönen, Geheimnisvollen oder Großzügigen. Doch dieses Narrativ wird zunehmend gebrochen. In der aktuellen Erfolgsserie „The White Lotus“ werden die Superreichen in Luxusressorts lächerlich gemacht und so herablassend und gewaltvoll inszeniert, dass der durchschnittlich verdienende Zuschauer nur Verachtung empfinden kann. Ein Konzept, mit dem auch der Film „Triangle of Sadness“ Preise abstaubte. Die erfolgreiche Horrorkomödie „The Menu“, nimmt gar die Parole „Eat the Rich“ wörtlich. 

    Demonstranten halten Schilder vor einem Tesla-Händler in Walnut Creek, Kalifornien, während einer Demonstration gegen Unternehmer Musk und die Regierung von US-Präsident Trump.
    Demonstranten halten Schilder vor einem Tesla-Händler in Walnut Creek, Kalifornien, während einer Demonstration gegen Unternehmer Musk und die Regierung von US-Präsident Trump. Foto:  Jose Carlos Fajardo, dpa

    Ist es also gar nicht so angesagt, Geld anzuhäufen und den Reichtum zu zelebrieren? Die oberste Klasse nicht mehr (nur) als erstrebenswertes Ziel darzustellen, spiegelt die Erkenntnis, dass die meisten diesen Reichtum niemals, und schon gar nicht durch eigene Arbeit, erreichen werden. Das Wohlstandsversprechen gilt nicht mehr. 

    Die sogenannten Millenials, und alle, die jünger sind, machen sich keine Illusionen. Anders als ihre Eltern und die vorherige Nachkriegsgeneration leben sie nicht in dem Glauben, allein harte Arbeit und eine hohe Bildung würden ihnen Wohlstand garantieren und ihnen eines Tages ein besseres Leben als das ihrer Eltern bescheren. Warum ihnen also etwas vorgaukeln? 

    Elon Musk beweist: Macht und Einfluss sind käuflich

    Neben dem zunehmenden Bewusstsein darüber, dass Reichtum nicht von harter Arbeit kommt, sondern vor allem durchs Erben oder die harte Arbeit anderer, bricht sich in den vergangenen Wochen noch eine andere Erkenntnis bahn: Mit Reichtum geht Macht einher. In oligarchischen Staaten wie Russland lässt sich das gut beobachten. Doch extremer Reichtum in den Händen einiger weniger kann auch Demokratien gefährlich werden. 

    Davor warnen nicht nur Wissenschaftler. Spätestens seit dem Einzug von Donald Trump und seinem nicht gewählten Handlanger Elon Musk ins Weiße Haus tritt dieser Fakt immer drastischer zutage. Macht und Einfluss sind käuflich. Und was in den USA möglich ist, ist auch hierzulande nicht ausgeschlossen. Dass sich junge Menschen ausgerechnet auf den Plattformen der Tech-Milliardäre über den wachsenden Reichtum echauffieren, ist eine der Paradoxien des Internets. 

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    2 Kommentare
    Peter Zimmermann

    Immer wenn soziale Ungerechtigkeiten entstehen, vor allem die Abstände von arm und reich immer größer werden, kommt es früher oder später zu Konflikten gar Kriegen. Die Geschichte ist voll von solchen Beispielen. Frieden gibt es nur wenn die Unterschiede nicht zu groß sind.

    Marianne Böhm

    So wie es jeder selber sieht.. alles ist teuer und trotzdem kann sich jeder alles leisten.. wo ist da das Problem .. man kann schneller berühmt oder reich werden als mancher denkt. Und dann ist es doch vieler schöner sich hinter einer Anonymität verstecken, andere bleidigen, bedrohen einfach vernichten. Wir werden uns alle selber zerstören weil es uns allen viel zu gut geht. Wir haben uns Göttlich gemacht.. weil wir es können.. keiner hält uns mehr auf und dazu muss man nicht Reich sein. Wir stehen über Krieg weil wir es können, Waffen sind gefährlich, aber nicht für uns.. keine Lust, keine Frage, alles nur ein Spiel, bis die ersten Bomben alles zertrümmern, der ist Schuld, oder der Rothaarige, nur weil wir die Guten sind und es trotzdem unsere Panzer, Bomben, Waffen sind die Kinder töten, die menschliche Leiber zerreißen, zertrümmern werden.. Während Menschen sterben ob Arm oder Reich, sagen die Guten Menschen.. sind doch selbst Schuld. Und die Hölle macht alle ihre Tore auf !!

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