Der Erreger der Pest hat sich einer Studie zufolge über ein einzelnes Gen an die dezimierte Zahl seiner Wirte angepasst. Auf diese Weise habe das Bakterium jahrhundertelang überleben und einen großen Teil der Menschheit töten können, erklärt ein Forschungsteam im Fachjournal Science. Das Ergebnis bestätige die Annahme, dass die Abschwächung eines Krankheitserregers das Fortbestehen der Krankheit ermöglichen kann. Aus einem alles verzehrenden Strohfeuer wird ein ausdauerndes Glimmen, aus dem immer wieder mal kleinere Flammen auflodern.
Auch bei Covid-19 hatten Experten schon zu Beginn der Pandemie angenommen, dass sich das Virus Sars-CoV-2 mit anhaltender Verbreitung beim Menschen in seiner Gefährlichkeit tendenziell abschwächen könnte. Tatsächlich verursachen heutige Virusvarianten wie Omikron im Schnitt mildere Krankheitsverläufe. Dazu trägt neben genetischen Veränderungen des Erregers auch die breite Immunität in der Bevölkerung durch Impfungen und durchgemachte Infektionen bei.
Mehr als 500 Jahre lang breitete sich die Pest immer wieder in Wellen aus
Der sogenannte Schwarze Tod war die tödlichste Pandemie in der Geschichte der Menschheit: Geschätzt 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung Europas, Westasiens und Afrikas fielen ihr zum Opfer – die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft waren immens. Die Pest trat ausgehend von infizierten Ratten ab dem 14. Jahrhundert auf und breitete sich in Wellen mehr als 500 Jahre lang immer wieder aus. Zuvor hatte von etwa 540 an für etwa 300 Jahre die Justinianische Pest gewütet. Die dritte Pest-Phase begann 1855 in China und dauert bis heute an – Todesfälle gibt es aber dank der Möglichkeit, Bakterien mit Antibiotika zu bekämpfen, kaum noch.
Eine entscheidende Rolle spielt die Häufigkeit eines Gens
Um zu verstehen, was die Gefährlichkeit und die Ausdauer des Pest-Bakteriums Yersinia pestis ausmachte, bezog das Team um Hendrik Poinar von der McMaster University in Hamilton (Kanada) Genomdaten hunderter Proben früherer und neuerer Pestopfer ein. Demnach spielt eine entscheidende Rolle, wie oft ein Pla genanntes Gen im Erbgut des Bakteriums vorhanden ist. Das Virulenzgen Pla hilft dem Erreger, unerkannt durch das Immunsystem zu den Lymphknoten zu gelangen, bevor er sich im restlichen Körper ausbreitet, wie die Forschenden erläutern.
Die Analyse ergab, dass die Zahl der Pla-Gene im Bakterium bei späteren Ausbrüchen der Krankheit abgenommen hatte. Versuche an Mäusen mit Pla-reduzierten Pestbakterien zeigten, dass in der Folge die Sterblichkeitsrate bei Beulenpest um 20 Prozent verringert und die Dauer der Erkrankung vor dem Tod merklich erhöht war. Das wiederum bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für weitere Ansteckungen größer war – schlichtweg, weil der Erreger mehr Zeit und damit mehr Chancen dafür hatte.
Ohne weitere Wirte kann sich ein Erreger nicht mehr vermehren
Sowohl bei der ersten als auch der zweiten Pandemie habe es – jeweils etwa 100 Jahre nach den ersten Ausbrüchen – diesen Verlauf hin zu weniger Pla-Genen gegeben, erläutern die Forschenden. Das habe dem Bakterium ermöglicht, auch in kleineren, fragmentierten Populationen noch ausreichend neue Wirte für alle paar Jahre aufflammende Ausbrüche zu finden. Ein hochansteckender Erreger, der alle Infizierten schnell tötet, würde sich letztlich sein eigenes Grab schaufeln: Ohne weitere Wirte kann er sich nicht mehr vermehren und stirbt aus.
Auch die Pla-reduzierten Stämme starben zum Ende der Pandemien hin allerdings aus. Die meisten heute in Afrika, Südamerika und Indien zirkulierenden Varianten seien derzeit noch virulenter und verursachten – unbehandelt – hohe Sterblichkeitsraten, hieß es. Moderne Pla-reduzierte Stämme seien bisher erst drei gefunden worden, alle in Vietnam. (Annett Stein, dpa)
Die Menschheit ist in den letzte 200 Jahren von 1er auf ca. 8 Milliarden d.h. um 700 % mit steigender Tendenz angewachsen. Dies ist eine ungesunde Entwicklung und belastet die Erde und das System. Wenn der Mensch es nicht selbst schafft sich mit Kriegen auf ein vernünftige Anzahl zu reduzieren, wird dies das System mit Krankheiten und Naturgewalten tun.
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