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Fernreise mit Kleinkindern: Muss das wirklich sein?

Frage der Woche

Fernreise mit Kleinkindern: Muss das wirklich sein?

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    Flugreisen mit kleinen Kindern sind aufregend - und mit guter Planung kann es auch entspannt sein.
    Flugreisen mit kleinen Kindern sind aufregend - und mit guter Planung kann es auch entspannt sein. Foto: Gemma Ferrando/Westend61/dpa-tmn

    Urlaub mit kleinen Kindern kann so schön sein. Die Frage ist nur: Wohin soll die Reise gehen? Ein paar Tage an den See oder weit weg fliegen. Für die einen sind Fernreisen mit Kindern bereichernd, für die anderen einfach nur stressig. Was dafür und was dagegen spricht.

    Pro: Wirklich unterwegs war ich erst, als ich mit Kindern die Welt erlebte

    Zögern Sie, mit kleinen Kindern zu reisen, erst recht in die Ferne? Zu anstrengend, zu kompliziert, zu stressig? Lassen Sie sich davon nicht abhalten. Nach fast zwei Jahrzehnten unterwegs mit Familie weiß ich: Kinder saugen Eindrücke wie ein Schwamm auf, staunen, fragen, entdecken. Das macht Familienreisen besonders und bereichert Sie mit unbezahlbaren Erfahrungen. Wirklich unterwegs war ich erst, als ich mit Kindern die Welt erlebte und sie ihnen erklärte.

    Auf Märkten in Asien zum Beispiel: Woher kommt das Obst? Warum haben nicht alle Kinder Schulhefte? Warum wollen Menschen Fotos mit uns machen? Reisen zeigt, wie anders das Leben woanders ist – und wie ungleich Chancen verteilt sind. Im dichten Verkehr Südostasiens beispielsweise merken Kinder: Regeln sind nicht überall gleich, Alltag funktioniert auch ganz anders als gewohnt. Kinder profitieren sprachlich, selbst, ohne selbst lesen und schreiben zu können: Sie deuten Schilder, ahmen Wörter nach, verständigen sich mit einheimischen Kindern – im Zug, auf Spielplätzen oder am Meer. Reisen lässt Kinder mitfühlen: Sie erleben Schönes, erkennen Unterschiede zu daheim und fragen sich, wie ihr Leben auf andere wirkt.

    Solange der Nachwuchs klein ist, können Eltern einen Vorteil nutzen: Zeit. Die Schulpflicht bindet dann für Jahre – an Ferien, teure Flüge, volle Straßen und hohe Preise. Reisen mit kleinen Kindern bietet Freiheit, die nur kurz da ist – und wertvolle gemeinsame Momente: Uno im Zug, Eis in der Hitze, das Kribbeln beim Abheben des Fliegers, wenn wir uns an den Händen halten. Unsere Tochter war fünf Monate alt, als wir zum ersten Mal mit ihr nach Asien reisten – nervös, aber entschlossen, ihr die Liebe für die Ferne im Leben mitzugeben. (Stefanie Heckel)

    Contra: Die Bedürfnisse des Kindes stehen nicht im Vordergrund

    Ein schöner Traum. Das Kind planscht im warmen Wasser auf den Malediven, sieht echte Löwen in Freiheit in Botswana und entdeckt schon mit fünf begeistert die authentische, thailändische Küche für sich. Die Realität ist nicht selten diese: Das Kind schreit sich auf dem Hinflug zur Freude aller Mitreisenden warm, man versucht in den Hotels in Bangkok verzweifelt Nudeln mit Tomatensoße zu ergattern. Und der unter dem Baum schlafende Löwe, der stundenlang gesucht werden musste, war genauso so langweilig wie im Zoo halt auch.

    Die lange Anreise, die Zeitverschiebung, das andere Klima, die Fremde überhaupt, das ist anstrengend – für die Kinder genauso wie für die Erwachsenen. Nicht selten muss man in der Früh um drei aufstehen, um an den Flughafen zu kommen. Und bis der Jetlag endlich überwunden ist, steht schon fast wieder die Rückreise an. Alles unbestritten ein Abenteuer. Aber die Bedürfnisse des Kindes stehen dabei nicht unbedingt im Vordergrund. Gemeinsame Zeit ist kostbar. Als Familie hat man doch mehr davon, wenn alles etwas entspannter abläuft. Schnorcheln im warmen Wasser kann man auch in Kroatien oder Italien. Und die Tiere auf dem Bauernhof am Chiemsee lassen sich wenigstens streicheln.  

    Sich die große weite Welt anschauen, keine Frage, das ist wunderbar. Aber alles hat seine Zeit. Es ist doch sinnvoller, in die Ferne zu reisen, wenn die Eindrücke auch haften bleiben, das Kind vielleicht seine ersten Englisch-Kenntnisse ausprobieren kann. Eltern haben die besten Absichten, ihren Kleinen die Welt nahezubringen. Die ernüchternde Erkenntnis Jahre später ist im O-Ton leider oft die: „Echt? Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern“. (Doris Wegner)

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