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Gebrauchte Geschenke: Tabu oder Trend zu Weihnachten?

Adventskalender

Darf man Gebrauchtes weiterschenken?

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    Secondhand Artikel gibt es in Gebrauchtwarenhäusern zu kaufen. So mancher findet dort noch etwas Schönes.
    Secondhand Artikel gibt es in Gebrauchtwarenhäusern zu kaufen. So mancher findet dort noch etwas Schönes. Foto: Julia Geppert (Symbolbild)

    Da kann der Festtagsbraten noch so fein schmecken, da mögen die Kerzen an der Tanne schön schimmern wie nie – für viele zählt in der heiligen Nacht, was unterm Christbaum liegt. Aber muss es denn immer das Neueste vom Neuen sein? Darf es vielleicht sogar etwas Gebrauchtes sein, aus eigenem Besitz? Oder dem Secondhandshop? Über die Kunst der Bescherung hat sich der Philosoph Wilhelm Schmid in seinem Buch "Schenken und Beschenktwerden" Gedanken gemacht. Der Denker aus Billenhausen sagt: "Am besten, wir fragen uns selbst: Würde es mir gefallen, etwas Gebrauchtes geschenkt zu bekommen?" Und Schmid hat eine Vermutung, was viele Beschenkte denken, wenn sich etwas Gebrauchtes aus dem Geschenkpapier entpuppt: "Viele würden das vermutlich für eine Art von Entsorgung halten, nicht für eine Aufmerksamkeit, die zu einem Geschenk gehört. Also lieber nicht." 

    Perfektes Geschenk: die Sichtweise des Empfängers einnehmen

    Anders sieht das der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Stauss aus Ingolstadt, er hat einen Ratgeber mit dem Titel "Das perfekte Geschenk" geschrieben. "Gut erhaltene Dinge, die man nicht mehr benötigt, an andere weiterzugeben, die sie gebrauchen können, ist eine gute Sache: Der Empfänger hat den Nutzen, der Geber die positiven Gefühle der Entlastung und der guten Tat, und der Umwelt ist auch gedient", findet Stauss. Doch auch er sieht die Risiken: Missfällt das Geschenk, keimt der Verdacht auf: Will da jemand ein überflüssiges, ihm lästiges Produkt loswerden? "Geschenke sind immer Informationsmedien", sie tragen eine Botschaft mit sich, erklärt Stauss. Und selbst wenn der Geber auf Klimafreundlichkeit hinweist, löst das nicht immer Freude aus: "Geschenke als Mittel der Erziehung und Demonstration der eigenen moralischen Überlegenheit zeigen nur, dass die Geber-, nicht die Empfängerperspektive dominiert."

    Und wie gelingt es, mit Gebrauchtem zu begeistern? "Die wichtigste Regel ist, die Sichtweise des Empfängers einzunehmen", sagt Stauss. Also nur schenken, was der Empfänger auch sicher liebend gern besäße. "Das kann ein Produkt aus eigenem Besitz sein, das der Empfänger gesehen, gelobt oder sehnsuchtsvoll betrachtet hat." Punkten kann man auch mit Gebrauchtem, das die Mühe erkennen lässt, die man auf sich genommen hat: ein lange gesuchtes Buch, aufgestöbert im Antiquariat. Der fehlende Teil einer Sammlung. "In all diesen Fällen kann Gebrauchtes das perfekte Geschenk sein." (AZ)

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