Werden sie es tun oder nicht? Seit Monaten geistert das Gerücht durch die sozialen Medien, One Direction würde vielleicht für einen Abend zurückkehren. Louis Tomlinson, Harry Styles, Zayn Malik und Niall Horan auf der Bühne der Brit Awards in London, wo sie gemeinsam mit dem verstorbenen Mitglied Liam Payne vor mehr als einem Jahrzehnt ihre größten Erfolge feierten. Die Jungs, so munkeln die „Directioner“, wie sich die Fans selbst nennen, könnten Liam posthum eine Hommage widmen. Doch bei der Awardshow solle der Fokus Liam gelten, hieß es in einem halboffiziellen Statement im britischen Boulevardblatt The Sun. Vermutlich also alles nur Gerüchte. Aber man darf ja noch träumen.
Eine „1D“-Reunion würde das Leben von Millionen von Fans für einen Moment aus der Bahn werfen. Es ist schon eine Weile her, dass die vielleicht erfolgreichste Boyband des 21. Jahrhunderts auf der Bühne stand, aber es lohnt sich, kurz in die Vergangenheit zu reisen - als plötzlich ein Punkt hinter einem Kapitel der Musikgeschichte gesetzt wurde, wo alle bis zuletzt auf ein Komma gehofft hatten: One Direction trennten sich 2016, angeblich für 18 Monate. Ein Jahr zuvor hatte Zayn Malik die Gruppe verlassen. Seit dem 16. Oktober 2024, als Liam Payne bei einem Balkonsturz in Buenos Aires ums Leben kam, ist klar: One Direction wird es so nie mehr geben.
Gerüchte um Boyband-Rückkehr bei den Brit Awards: One Direction gedenkt Liam Payne
Bis zu Liam Paynes Tod hatten Fans darauf gewartet, dass sich ihre Jungs zusammenraufen. Vielleicht würden sie ein letztes Mal auf Tour gehen, sie noch einmal zurück in ihre Jugend versetzen, in der fünf unverschämt gut aussehende Teenager ihnen sagten, was sie schön macht und dass es die kleinen Dinge sind, in die man sich verliebt.

Vermutlich kommt nichts auf der Welt an das Gefühl heran, in den 2010er-Jahren ein Teenie gewesen zu sein. Die Musik war einfach wunderbar. Pinker Bubblegum-Pop, eingängige Melodien, einfache, nicht fehlzuinterpretierende Botschaften: Du bist toll, du bist jung, es gibt einen Platz für dich in dieser Welt. Immer im Zentrum des Geschehens: One Direction. Eine Boyband, die irgendwie nicht so richtig boyband-mäßiges Verhalten an den Tag legte. Es gab keine Choreografien, keine atemberaubenden Bühnenshows, es gab nicht einmal professionelle Interviews, die die Fünf wirklich ernst nahmen. Praktisch skandalfrei rauschte 1D immer wieder an die Spitze der Charts. Als fünf Jungs, die einfach zu lieben waren.
Nostalgie: Boybands sind wichtig für junge Mädchen und Frauen
Wer jetzt denkt, diese inzwischen erwachsenen gewordenen Kinder sind verrückt gewesen, sei an die Backstreet Boys erinnert. N‘ Sync. Take That. Wir (jungen und alten Mädchen) brauchen Boybands. Für das Gefühl, Teil von etwas zu sein. Für belanglose Freude. Vielleicht auch einfach als Ventil für all die Hormone und den Stress, denen man als Jugendliche konstant ausgesetzt ist.

Klar: Wer „Boyband“ sagt, muss zumindest in der Rückschau auch „Ausbeutung“ sagen. Bleibt man beim Paradebeispiel der Band One Direction, muss man allem Fansein zum Trotz zugeben: Diese fünf Jungs waren am Ende. In den sechs Jahren seit ihrer Entstehung bei der britischen Castingshow „The X-Factor“ verkaufte die Band über 70 Millionen Platten. One Direction gewann fast 200 Preise und ging viermal auf Tour. Drei Welttourneen, eine Stadiontour. Für Teenager, die teilweise mit 16 Jahren aus einem normalen Leben herausgerissen und in den globalen Hype hineingeworfen wurden, ist das – gelinde gesagt – ziemlich viel. Nicht alle konnten den Erfolg erfolgreich verarbeiten. Liam Payne soll etwa bis kurz vor seinem Tod der Alkohol- und Drogensucht verfallen sein, Zayn Malik eine Essstörung gehabt haben.
Fan zu sein stärkt das Selbstbewusstsein und knüpft Freundschaften
Schaut man jetzt aber einmal auf die Sonnenseite des Ruhms, sind da Millionen von Fans, deren Leben sich durch die Band verändert hat. Boybands, das sind nicht nur Vorbilder und eine unerreichbare Schwärmerei. Boybands sind von Grund auf gut. Sie sind ein Zufluchtsort, wenn die Teenagerjahre schwierig werden und niemand einen versteht, nicht mal man selbst. Denn da sind Millionen von anderen Fans, die ähnliche Dinge erleben, die ebenfalls brutal pubertieren, die ihre eigenen Traumata mit der Liebe zu dieser einen Band zu überstehen versuchen. In einer Zeit voller Unsicherheiten, innerlich wie äußerlich, persönlich wie global, ist es wichtig, Vorbilder und – noch wichtiger – Freunde zu haben, die Orientierung bieten.
Als oft beschimpftes, mutmaßlich über-emotionales Fangirl war und ist man verbunden darin, sich bewusst zu entscheiden, den Alltag mit dieser unschuldigen Liebe zu Menschen zu füllen, die zumindest für den Moment des Teenagerseins, Freude, Beständigkeit und Sicherheit ausstrahlten. Und wenn einem das große Idol wiederholt ins Ohr trällert, dass alles gut wird, dass man schön und nicht alleine ist – mein Gott, wie man das irgendwann beginnt zu glauben.
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