Die weltweite Kakaoernte sinkt, was viele Kakaobauern hart trifft und die Schokoladenpreise in die Höhe treibt. Als Ursachen der Missernten gelten unter anderem extreme Trockenheit und Starkregen. „Auf die Schnelle lässt sich da nichts retten“, sagt Teja Tscharntke von der Universität Göttingen. Er hat mit einem Forschungsteam jedoch ermittelt, wie Kakaobäume auch angesichts des Klimawandels gestärkt und Ernteerträge erhöht werden können.
Nur rund 17 Prozent der Blüten werden auf natürliche Weise bestäubt
Vom Kakao hängt nach Angaben der Studie weltweit der Lebensunterhalt von rund fünf Millionen Kleinbauern ab, doch viele Wachstumsfaktoren seien erst wenig verstanden. Das Forschungsteam untersuchte tropische Anbaugebiete in Brasilien, Ghana und Indonesien und entdeckte, dass im Schnitt nur rund 17 Prozent der Blüten auf natürliche Weise – vor allem durch Insekten – bestäubt werden. Überraschenderweise kenne man viele Bestäuber noch nicht, sagt Tscharntke. „Gnitzen, die zu den Mücken gehören, werden angenommen, aber es sind auch viele andere kleine Insekten wie Wespen oder Fliegen.“
Wegen der geringen natürlichen Bestäubung wird eine Bestäubung per Hand in Erwägung gezogen. In den Versuchen wurden zwischen 10 und 100 Prozent der Blüten manuell bestäubt. „Dabei werden Blüten mit ihren Pollen einfach mit den Fingern auf die Blüten und Fruchtknoten eines benachbarten Baums aufgebracht.“ Die meisten der kleinen Blüten, die direkt am Baumstamm oder den Ästen sitzen, entwickeln ohne Handbestäubung laut Tscharntke keine Früchte.

Die Ernte sei nicht so sehr durch mangelnde Nährstoffe begrenzt, sondern vor allem durch fehlende Bestäubung, schreibt das Team im Journal Communications Earth & Environment. Nach seinen Berechnungen könnte die Ernte mit der arbeitsaufwendigen Handbestäubung um rund 20 Prozent gesteigert werden.
Mit Beschattung Ertrag steigern: Klimakrise setzt den Kakaopflanzen zu
Auch die Lebensbedingungen für bestäubende Insekten könnten verbessert werden. Nützlich sei eine Beschattung durch höhere Bäume und die Reduzierung des Einsatzes landwirtschaftlicher Chemikalien, schreibt das Team. Eine Beschattung kann auch bei steigenden Temperaturen helfen, da die Kakaobäume der Sonne nicht direkt ausgesetzt sind. Die Ernte sei abhängig von der Temperatur, die sich in den Anbaugebieten um bis zu 7,2 Grad unterscheide, schreibt das Team. Die Bäume der Region mit der höchsten Temperatur hatten demnach eine um 22 bis 31 Prozent geringere Ernte als die in den kühlsten Gebieten, was auf erhebliche Risiken durch die Klimaerwärmung hinweist.
„Hohe Bäume fördern auch die Artenvielfalt von Fledermäusen und Vögeln, die wiederum Kakao-Schädlinge fressen und damit auch den Ertrag erheblich steigern“, sagt Tscharntke. Gegen das Virus, das sich derzeit in Westafrika ausgebreitet habe, helfe jedoch kaum etwas. „Da kann man nur befallene Bäume herausnehmen.“ Es sei schwer, die Schmierläuse zu bekämpfen, die das Virus übertragen.
Landwirte sollten sich in Genossenschaften zusammenzuschließen
„Diese Forschungsarbeit zeigt, dass nachhaltige landwirtschaftliche Methoden die Kakaoerträge erheblich steigern können, ohne dass eine Ausweitung oder Intensivierung der Landwirtschaft erforderlich ist“, schließt Hauptautorin Tonya Lander von der Universität Oxford aus den Ergebnissen. Nützlich ist laut Studie auch eine Bewirtschaftung, die Laubstreu auf dem Boden lässt. Das wirke sich positiv auf das Wachstum aus und verringere den Bedarf an Bewässerung und Düngemitteln. Die Methoden könnten sowohl die Produktion steigern als auch helfen, die Lebensgrundlage der Bauern zu sichern, sagt Lander.
Für die Landwirte selbst sei es wichtig, sich in Genossenschaften zusammenzuschließen und den Kakao zertifizieren zu lassen, so Tscharntke. In Deutschland könnten Schokoladenliebhaber auf Siegel wie Transfair oder Gepa achten, weil die Landwirte damit Preissicherheit und Beratung erhielten. Es gebe auch kleinere Initiativen wie Perupuro, die sich um faire Preise bemühten. (Simone Humml, dpa)
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