"Ob Kinder oder keine entscheiden wir alleine", dieser Kampfspruch wird auf feministischen Demonstrationen beinahe immer gerufen. In der heutigen Zeit scheint es redundant, dass Frauen und Menschen mit Uterus dafür kämpfen, über ihren eigenen Körper entscheiden zu können. Mit Blick auf Debatten um Schwangerschaftsabbrüche und Sterilisation wird die Notwendigkeit jedoch deutlich.
Beides sind medizinische Eingriffe, beides Tabu-Themen. Mit dem Unterschied, dass es bei Abbrüchen nicht um Empfängnisverhütung geht. Eine Sterilisation kann für Frauen, die keine (weiteren) Kinder bekommen möchten, eine Entlastung sein. Keine Hormone, die den Körper und die Psyche belasten können. Keine Gedanken mehr daran, ob die Spirale sitzt oder das Kondom gerissen ist. Das monatliche Hoffen und Bangen um die eintretende Periodenblutung hat ein Ende.
Nicht jede Frau möchte Mutter werden
Weltweit ist die Sterilisation das häufigste Verhütungsmittel, wobei es oftmals auch als Machtinstrument in überbevölkerten Ländern benutzt wird. Und es ist das günstigste Mittel für Frauen. Nach dem einmaligen Eingriff ist eine Schwangerschaft nicht länger möglich – vor Geschlechtskrankheiten schützt die Operation aber nicht. Natürlich gilt es zu bedenken, dass das Veröden der Eileiter nicht rückgängig gemacht werden kann. Sollte doch noch ein Kinderwunsch entstehen, hilft nur eine künstliche Befruchtung oder Adoption.
Aber nicht jede Frau hat diesen Wunsch schwanger zu werden und Kinder zu bekommen. Nicht jede Frau möchte Mutter werden. Akzeptiert wird die kinderfreie Lebensplanung kaum. "Das überlegst du dir bestimmt noch anders", "Was aber, wenn dein Partner mal Kinder möchte?", "So früh kannst du das noch nicht wissen". All das sind Sätze, die immer wieder bei diesem Thema zur Sprache kommen. Erwachsenen Frauen wird abgesprochen zu wissen, ob sie Mutter werden wollen oder nicht.
Sterilisation ist ein valides Verhütungsmittel
In einer sehr veralteten, aber immer noch viel zitierten Studie aus den USA 1999 gaben 20 Prozent der Frauen an, ihre Sterilisation zu bereuen. Aber nur sechs Prozent derer, die keine Kinder haben, bereuen den Schritt. Sechs Prozent von 11.000 befragten Frauen. Aktuellere Studien zu genau dieser These gibt es kaum und vor allem nicht in Deutschland.
Warum also traut man den Betroffenen nicht einfach zu, dass sie eine wohlüberlegte, informierte Entscheidung über ihren eigenen Körper, ihre eigene Gebärfähigkeit und ihr eigenes Leben treffen können? Eine Sterilisation ist ein valides Verhütungsmittel und sollte nicht länger ein Tabu sein. Aber vor allem muss die ständige Bevormundung über sexuelle Selbstbestimmung ein Ende finden.