Das Tor ist von der Haustüre meiner Eltern 483 Schritte entfernt. Rechnet man mit einer Schrittgröße von etwa 70 Zentimetern, sind das knapp 350 Meter. 350 Meter zwischen einem bürgerlichen Zuhause und einem Ort des Grauens. 350 Meter also bis zum Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“. Als Kind bin ich fast täglich an den grauen Mauern und Wachtürmen des ehemaligen Konzentrationslagers vorbeigelaufen: auf dem Weg zu Freunden oder zum Fußballtraining. Wenn ich Menschen zum ersten Mal erzähle, woher ich komme, entsteht oft eine kurze Pause. Wer in Dachau wohnt, und sei es auch in den schönsten Ecken, der wohnt im dunkelsten Schatten der deutschen Geschichte.
Lieber Herr Stelzl, danke für die detaillierte, profunde und sehr persönliche Reportage. Als geschichts- und politik-interessierter Mensch waren auch für mich viele Neuigkeiten dabei. Unmenschlichkeit und Barbarei dürfen nie in Vergessenheit geraten, insbesondere von uns als "Tätervolk" nicht. Eine Bitte hätte ich jedoch gehabt: Dachau hat doch viel mehr als der Erinnerungsort für die NS-Zeit zu bieten (ich berücksichtige natürlich Ihre Jugend und die "Flucht" aus dem engen Heimatort ;-)) Erwähnt wurde er bereits im 9. Jh, seit dem 12. im Besitz der Wittelsbacher, pittoreske Altstadt, anmutiges Schloss, eingebettet in attraktiver Landschaft, ein lebenswerter Ort. Das Böse sollte nicht obsiegen, wie man so schön sagt.
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