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Lässiges Leopardenmuster: Warum der Leo-Print seit Jahrhunderten im Trend ist

Modetrend

Tragbar oder trashig? Warum Leo-Print so angesagt ist

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    Lässig und rebellisch? Leo-Prints lassen sich auf viele Arten kombinieren.
    Lässig und rebellisch? Leo-Prints lassen sich auf viele Arten kombinieren. Foto: Jerome Dreyfuss, dpa

    Zuerst ist da diese Bauchtasche. Französische Marke. Kollektion „Wild Tribe“. Entworfen von der Pariser Künstlerin Natacha Pachal, die sich in ihrer Malerei mit Schönheitsidealen, Weiblichkeit und Hochglanzmode beschäftigt. Das Muster der Tasche: Leo-Print. Ein bisschen wild, ein bisschen mutig, ziemlich ironisch - und vor ein paar Jahren alles andere als Mainstream. Heute ist das anders.

    Egal, ob ältere Dame mit Rollator und gemustertem Stirnband, Mittsechzigerin in Leoparden-Leggins oder Hipster-Mutter mit Tierfell-Akzenten auf den veganen Sneakern nebst Kleinkind mit Animal-Print-Haarreif: Alle tragen Leo. Das markante Muster scheint Alters-, Gender- und Klassengrenzen mühelos zu überwinden. Warum eigentlich? Zeit für eine Annäherung.

    Ein Raubtier mit Geschichte: Von Ritualen zu Runways

    Die Faszination beginnt lange vor Fast-Fashion. Schon in Ägypten war die Großkatze Teil heiliger Rituale. Hohepriester warfen sich das Leopardenfell über die Schultern, wenn sie mit ihren Göttern sprachen. Belegt ist das unter anderem durch eine Stele aus Gizeh, etwa im Bestand des British Museums. Sie stammt aus der Zeit des Regenten Octavian, also aus den Jahrzehnten kurz vor und nach Christi Geburt. Auf dieser Stele ist ein Hohepriester abgebildet, er trägt einen langen Schurz, der hoch bis zur Brust gewickelt ist, darüber hat er eine Robe drapiert: schwarze Punkte, gelber Untergrund. Schon vor 3000 Jahren wurde dem Leopardenmuster ein Denkmal gesetzt - als Symbol von Macht und Schutz.

    Auch US-First-Lady Melania Trump trägt gerne mal Leopard - hier bei einer Preisverleihung in Washington. (Archivbild)
    Auch US-First-Lady Melania Trump trägt gerne mal Leopard - hier bei einer Preisverleihung in Washington. (Archivbild) Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

    Daran hat sich bis heute wenig geändert. Denn Kleidung dient ja nicht nur dem Schutz vor Kälte, sondern auch der Inszenierung. Sie lässt verschwinden, herausstechen. Oder sie kommuniziert: Stärke, Verführung, Unabhängigkeit. Kleopatra – Göttin der Selbstinszenierung – dürfte den Look ebenfalls gut gefunden haben, auch wenn es keine Beweise für ihre private Leo-Garderobe gibt. Aber die modische Bedeutung war schon damals da: Wer Raubtiermuster trägt, hat Macht und eine gewisse Aura.

    Im prüden viktorianischen Zeitalter zeigt sich die Leo-Symbolik dann auch in der Kunst. Auf einem Gemälde bettete der britische Maler John William Waterhouse Kleopatra lasziv auf Leopardenfell. Sie blickt den Betrachter trotzig an. Die Botschaft: Frauen in Leopardenmuster sind gefährlich.

    Zwischen Kitsch und Punk: In den 1960er-Jahren wird das Leopardenmuster politisch

    Später schafft es der Leo-Print auch auf die Bühne. Tänzerin Josephine Baker etwa trägt ihn gern oder die Sängerin Eartha Kitt. Beide spielen mit kolonialen Exotik-Klischees, kehren sie ins Gegenteil: Leo wird zum Symbol schwarzer Selbstermächtigung. Josephine Baker hält sich gar einen echten Geparden als Haustier - mit Diamanthalsband, versteht sich. Die Kontrolle liegt in der Hand der Besitzerin.

    Auch Schuhe können Leo-Look - diese hier gehören der ehemaligen britischen Premierministerin Theresa May.
    Auch Schuhe können Leo-Look - diese hier gehören der ehemaligen britischen Premierministerin Theresa May. Foto: picture alliance / Scott Heppell/PA Wire/dpa

    Auch die Luxusmode entdeckt den Reiz des Raubtiers. 1947 nimmt sich Christian Dior dem Leopardenmuster an. Er kreiert einen Seidendruck namens „Jungle“. Der Print wird zum Markenzeichen des Modelabels und damit Teil des Modezirkus. Seither wird das Muster von den Designerinnen und Designern immer wieder neu interpretiert: Yves Saint Laurent, Marc Bohan, Giannfranco Ferré, John Galliano – alle lieben Leo. Das Muster wird zum Synonym für Exklusivität, Verführung und Dekadenz.

    Ab den 1960er-Jahren wird das Muster auch politisch: Frauen nutzen es, um bürgerliche Prüderie herauszufordern und das alte Gleichnis aus sexy = schwach zu zerlegen. Schauspielerin Brigitte Bardot posiert lasziv am Kreuz im Leo-Bikini, Debbie Harry steht später im hautengen Leoparden-Einteiler auf der Bühne, kniehohe Stiefel inklusive. Leo ist Punk. Trashig, kitschig, subversiv, ein flauschiger Mittelfinger gegen die Norm.

    Die Generation Z interpretiert das Muster neu

    Und heute? Ist Leo wieder überall. Die Generation Z kombiniert die Katzenmuster ironisch mit Popkultur-Zitaten und genderfluider Lässigkeit. Mit „Y2K“, der modischen Rückbesinnung auf die 2000er-Jahre, kamen auch Leo-Motive zurück in die Kollektionen der großen Modeketten. Echtpelz ist passé, Fake Fur dominiert. Leo zu Baggy Pants, Leo zu Crocs, Leo zu DIY-Perlenketten: mal hyperfeminin, mal sexy, mal bewusst unglamourös.

    Flauschig: Robert Downey Jr. im Animal-Print-Jäckchen.
    Flauschig: Robert Downey Jr. im Animal-Print-Jäckchen. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

    Jo Weldon beschreibt in Fierce: The History of Leopard Print, wie Leo-Prints über die Jahrhunderte hinweg immer wieder neue Bedeutungen angenommen haben, weil sie nie nur Muster sind, sondern Projektionsflächen. Für Macht, Sexualität, Rebellion. Nicht nur der Leopard hat sich in die Mode geschlichen, auch Geparden, Jaguar, Tiger und Zebras sind angesagt. Anziehend oder zum Davonlaufen? In jedem Fall angesagt, der Animal Print.

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