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Pro und Contra: Einen Feiertag in Deutschland streichen?

Pro und Contra

Für Deutschland auf einen Feiertag verzichten?

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    Was man an so einem Feiertag nicht alles tun kann – oder eben auch nicht. Sich zum Beispiel im Liegestuhl in die Sonne legen.
    Was man an so einem Feiertag nicht alles tun kann – oder eben auch nicht. Sich zum Beispiel im Liegestuhl in die Sonne legen. Foto: Thomas Warnach, picture alliance

    Einen Feiertag abschaffen, um die Wirtschaft anzukurbeln? Dänemark hat es vorgemacht, Ökonomen fordern es nun auch für Deutschland. Der Vorschlag ist unpopulär, aus wirtschaftlicher Sicht aber sinnvoll. Was spricht dafür und was dagegen?

    Pro: Ein bisschen mehr Mut, ein bisschen mehr Arbeit – das ist zu schaffen

    Wie wäre es mit Pfingstmontag. In diesem Jahr der 9. Juni, da erinnert man sich noch an den 29. Mai – Christi Himmelfahrt – und kann schon mal den Ausflug am 19. Juni planen – Fronleichnam. Oder ist das tatsächlich undenkbar, am Pfingstmontag zu arbeiten, weil … ja weil? Am ehrlichsten wohl diese Antwort, auch angesichts von immer weniger sich bekennenden Christen: Weil solch ein langes Wochenende Anfang Juni gerade richtig kommt, vor allem, wenn die Sonne scheint. Und diesen wunderbar freien Tag nun herschenken, damit das Land wieder auf die Beine kommt?

    Als ob die geschätzten 8,6 Milliarden Euro, die ein gestrichener Feiertag, sprich ein zusätzlicher Arbeitstag, an Wirtschaftsleistung erbringen würde, mehr sein könnten als ein kleiner Asphaltklecks auf einer maroden Autobahn? Und wäre es nicht viel sinnvoller, erst einmal ein wenig von dieser lästigen Bürokratie abzuschaffen, die doch so wahnsinnig viel an Arbeitszeit frisst? So kann man die unpopuläre Maßnahme natürlich schnell abmoderieren, außerdem noch auf die negativen Effekte für den Tourismus verweisen und schon mal fürs Pfingstwochenende planen.

    Derweil Deutschland nochmal wie auf die Beine kommt? Mit mehr Schulden? Mit anderen Politikern? Mit weniger Steuern? Mit künftig immer mehr Rentnern und weniger Erwerbstätigen? Unpopuläre Maßnahmen sind das Gegenteil von Wahlgeschenken. Aber wer von Politikern Ehrlichkeit fordert, sollte sich auch ehrlich eingestehen: So wird es nicht weitergehen. Wie also bringen wir das Land wieder auf die Beine? Indem eine Gesellschaft zusammensteht, sich Mut statt Angst macht, und als Zeichen vielleicht auch mal verzichtet – auf einen Feiertag. Mal so gesagt: Das ist zu schaffen …

    (Stefanie Wirsching)

    Contra: Mehr Arbeit hat noch selten zu mehr Wohlbefinden geführt

    Wir sollen verzichten. Auf Alkohol, Fleisch, Süßigkeiten, Fernreisen. Ist ja auch gesund, den exzessiven Lebensstil einzuschränken, für uns selbst, die Gesellschaft und das Klima. Aber auf einen Feiertag verzichten, um die Wirtschaft anzukurbeln? Fällt den Wirtschaftsweisen nichts besseres ein?

    Acht Milliarden Euro soll ein zusätzlicher Werktag einbringen, damit lässt sich weder das angekündigte 500-Milliarden-Euro-Infrastruktur-Sondervermögen ausgleichen noch die Wirtschaft retten. Angesichts der Probleme, vor denen Deutschland steht, wirkt der Vorschlag einfach nur absurd. Ein zusätzlicher Werktag lockt keine Fachkräfte ins Land, er ändert nichts an der ausufernden Bürokratie, bringt die Digitalisierung nicht voran, sichert nicht die Sozialsysteme und setzt der alternden Gesellschaft nichts entgegen. Abgesehen davon ist der Vorschlag kontraproduktiv, denn mehr Arbeit hat noch selten zu mehr Wohlbefinden geführt und die Stimmung im Land ist eh schon schlecht.

    Und mal pragmatisch gefragt, welcher Feiertag soll es sein? Neujahr, um halb verkatert und ach so produktiv ins neue Jahr zu starten? Karfreitag, weil wer denkt schon gern ans Leid der anderen? Der Tag der Arbeit, um den Gewerkschaften gleich einen symbolischen Dämpfer mit zu verpassen? Darüber müssten Sonderausschüsse erst mal ein halbes Jahr diskutieren. Und dann womöglich auch darüber, warum die deutsche Einheit mit einem Feiertag gewürdigt wird, nicht aber die Befreiung vom Nationalsozialismus. Oder warum die Heiligen Drei Könige einen Feiertag bekommen, nicht aber Frauen weltweit? Und warum gibt es bundesweit neun Feiertage, in Augsburg aber 14? Ist doch ungerecht. Besser mal über ernsthafte Maßnahmen nachdenken als über die Abschaffung eines Feiertags.

    (Felicitas Lachmayr)

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    3 Kommentare
    Maja Steiner

    Man könnte mal damit anfangen, dass an kirchlichen Feiertagen nur diejenigen frei haben, die dieser Konfession angehören. Die anderen müssen einen Urlaubstag nehmen, wenn sie frei haben wollen. Die staatlichen Feiertage sind ohnedies an einer Hand abzuzählen.

    Gerold Rainer

    Bei ca. 250 Arbeitstagen im Jahr kommt der Wegfall eines Feiertages einer Lohnkürzung von 0,4% gleich. Ist das wirklich alles, was den Ökonomen an genialen Lösungsvorschlägen einfällt? Wenn es irgendwo ein Effizenzdefizit gibt ist das die Bürokratie. Zumindest die deutsche Bürokarie lässt sich lockern, wenn man schon gegen die Eurokratie fast keine Chance hat.

    Johannes Ulrich Gehrke

    Bitte 2 Feiertage streichen und bitte auch steuern für Milliardäre und deren Erben streichen. Können wir bitte noch Schulen und Krankenhäuser abreißen?

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