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Tee statt Tequila: So gelingen leckere Drinks ohne Alkohol

Alkoholfreie Drinks

Tee statt Tequila: So gelingen leckere Drinks ohne Alkohol

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    Spritzig und leicht - Sommer-Cocktails mit wenig oder gar keinem Alkohol werden immer beliebter.
    Spritzig und leicht - Sommer-Cocktails mit wenig oder gar keinem Alkohol werden immer beliebter. Foto: Lantenhammer Destillerie/dpa-tmn

    „Bitte einen Cocktail mit wenig Alkohol!“ Oder vielleicht ganz ohne? Getränkewünsche, die vor wenigen Jahren noch abschätzige Blicke an der Bar ernteten, sind heute nichts Besonderes mehr. Alkoholfreie oder alkoholarme Drinks werden immer beliebter. „Es geht nicht mehr um den Rausch, sondern um den Genuss“, sagt Barmanager Rocco Tolomeo vom Hotel The Fontenay in Hamburg. Es werde mehr mit Vernunft konsumiert. 

    Nicht nur an der Bar, sondern auch zu Hause ist immer öfter weniger mehr oder gar nichts genau richtig. Eine Neuerfindung sind diese Getränke jedoch nicht. Viele Klassiker wie ein Garibaldi aus Campari und O-Saft sind Low-ABV-Drinks. So nennen Experten Getränke mit wenig Alkohol, die Abkürzung kommt aus dem Englischen und steht für Low Alcohol by Volume. 

    Für einen alkoholfreien Drink reichen Fruchtsaftgemische und süßer Sirup längst nicht mehr

    Alkohol ist längst nicht mehr die Voraussetzung für hochwertigen Trinkgenuss. „Mocktails sind schon länger als alkoholfreie Varianten von gängigen Cocktails bekannt wie Virgin Colada statt Piña Colada oder Ipanema, der alkoholfreie Caipirinha“, sagt auch Thomas Weinberger von der Destillerie Lantenhammer im bayerischen Hausham. Mocktail ist eine Wortschöpfung aus dem englischen „to mock“ (nachahmen) und Cocktail.

    Der Tocktail «Redlips Spritz» besteht aus 10 cl Hibiskustee, 1 cl Amarenasirup, 1 cl Holundersirup, 1 cl Zitronensaft sowie alkoholfreiem Rosé-Sekt oder Vino Frizzante zum Auffüllen.
    Der Tocktail «Redlips Spritz» besteht aus 10 cl Hibiskustee, 1 cl Amarenasirup, 1 cl Holundersirup, 1 cl Zitronensaft sowie alkoholfreiem Rosé-Sekt oder Vino Frizzante zum Auffüllen. Foto: Daniel Esswein/dpa-tmn

    „Es ist ein Mythos, dass Promille nötig sind, um Spaß zu haben. Die Qualität der Drinks sowie die Atmosphäre spielen eine viel größere Rolle. Ein liebevoll zubereiteter Mocktail, der geschmacklich und optisch überzeugt, kann genauso begeistern wie ein Cocktail mit Alkohol“, schreibt die zur besten Barkeeperin der Welt ausgezeichneten Linh Nguyen in ihrem Buch „Like a Virgin. Die Mocktail Bibel“.

    Die Erwartung an einen alkoholfreien Drink liegt inzwischen weit jenseits von Fruchtsaftgemisch und süßem Sirup. Alkohol einfach wegzulassen und Säfte mit Sirup zu vermischen, ist für erfahrene Profis hinter der Bar nicht mehr zeitgemäß. Auch Destillerien haben sich mit ihren Spirituosen angepasst und alkoholfreie Varianten auf den Markt gebracht.

    Bars bieten inzwischen extra Karten für leichte und alkoholfreie Drinks an

    Auch der Barexperte und Buchautor Stephan Hinz aus Köln beobachtet, dass Drinks mit reduziertem Alkohol seit einigen Jahren deutlich das Segment in der Bar sind, das am meisten wächst. 

    Etliche Bars bieten sogar extra Karten für leichte und alkoholfreie Drinks an. Und: „Inzwischen gibt es eigene Wettbewerbe für alkoholfreie und leichte alkoholische Drinks“, erklärt Thomas Weinberger, Bartender und Jurymitglied von Cocktail-Wettbewerben. Sein Unternehmen kreiert deshalb auch neue Spezialitäten jenseits der Promillegrenze wie den alkoholfreien Kräuteraperitif Chilla mit Aromen von Zitrone und Wacholder.

    Leichte alkoholische Drinks ermöglichen dem zweifachen deutschen Cocktail-Vizemeister Sebastian Jäger aus Saarbrücken, „da auf Alkohol zurückzugreifen, wo es dem Geschmackserlebnis dient, und bei den Zutaten, bei denen es Alternativen gibt, darauf zu verzichten.“ Die Möglichkeiten beim Mixen würden vielfältiger. „Und der Kater bleibt dennoch aus“, so der Experte.

    Geshakt, gerührt und ab ins Glas: Handwerklich ändert sich bei Mocktails wenig

    Für Rocco Tolomeo ändert sich am Handwerklichen nichts. Egal, ob alkoholisch, nicht-alkoholisch oder wenig alkoholisch, es wird geshakt, gerührt und „im Glas gebaut“. Beim Shaken werden die Zutaten mit Eiswürfeln in einen Shaker gegeben, geschüttelt und meist durch ein Barsieb ohne Eis in ein vorgekühltes Glas abgeseiht, erklärt Jäger. 

    Prösterchen light: Zwei Frauen stoßen mit Limoncello Spritz und Aperol Spritz an.
    Prösterchen light: Zwei Frauen stoßen mit Limoncello Spritz und Aperol Spritz an. Foto: Annette Riedl/dpa/dpa-tmn

    Beim Rühren werden die Zutaten in einem „Mixing Glas“ mit Eiswürfel gerührt und dann abgeseiht. „Da die meisten Drinks mit reduziertem Alkoholgehalt Filler enthalten, also etwa Tonic, Soda oder Crémant, werden sie überwiegend „gebaut“, das heißt, direkt im Gästeglas zubereitet“, erklärt Hinz. Neben dem Spritz spielen auch klassische Getränkekategorien wie Collins, Fizz, Mule oder Highball eine immer größere Rolle.

    Ein klassischer Highball ist etwa ein Gin Tonic. „Heute könnte man stattdessen einen Ricordino Tonic zubereiten und so den Alkoholgehalt glatt halbieren“, empfiehlt Hinz. In seinen Kölner Bars Little Link, Grace & Grape und Punky Panda können Cocktails mit niedrigerem Alkoholgehalt auch komplexer ausfallen. Für den „Strüssje Cocktail“ gibt Hinz‘ Team zum fruchtig-floralen Aperitif Kalyx Maraschino, Veilchen, Grapefruit und Limette dazu und shakt den Drink mit Eiweiß. Die Schaumkrone wird zum Schluss mit Blütenstaub garniert.

    Statt Alkohol dienen Kräuter, Gewürze und Früchte als Geschmacksträger

    Rocco Tolomeo sieht als entscheidenden Unterschied, dass die Drinks mit anderen Grundprodukten zubereitet werden. Für Mocktails gilt etwa: „Man muss sich mehr Gedanken machen, wenn der Alkohol als Geschmacksträger ausfällt. Dafür setzen wir verstärkt Kräuter, Gewürze, Früchte und Gemüse ein“, sagt der Hamburger Barmanager. Dadurch wird der Cocktail geschmacklich intensiver und komplexer. Das gilt auch für Varianten mit weniger Alkoholgehalt.

    Leichte Drinks, die meist auf Likör basieren, haben einen erhöhten Zuckergehalt. Dies muss ausbalanciert werden. Als Konterpart empfiehlt Tolomeo: „Zitrone und Limette bringen Säure, Orange fruchtige Frische, Cranberry- und Rhabarber-Nektar eine süß-herbe Note und Maracuja eine schöne exotische Frische.“

    Tipp fürs Mixen zuhause: Drinks auf Likörbasis sollten nicht aus zu vielen Zutaten bestehen

    Wer zu Hause mixen will, dem rät er: „Als Basis hat man den Likör, dann braucht man eine Säurequelle, außerdem eine Bitterquelle wie etwa Angostura Bitter oder Coffee Bitter und eine Wasserquelle wie Tonic Water, Ginger Ale, Ginger Beer, Prosecco oder Sekt.“ Je nach Ausrichtung des Drinks eignet sich auch ein Kräuterbitter. Für den Experten sollten Drinks auf Likörbasis nicht aus zu vielen Zutaten bestehen, „weil sie sonst gegenseitig verlieren“.

    Für einen Hibiscus Sour, einen Twist des populären Pisco Sour, gibt er für die leichte alkoholische Variante Hibiskus-Likör, Zitronensaft und Eiweiß in einen Shaker und schüttelt alles kräftig auf Eis. Anschließend füllt er den Sour in einen Tumbler oder eine Cocktailschale und garniert mit einer Hibiskusblüte. Alkoholfrei wird es mit Hibiscus-Sirup.

    Schnell zubereitet und erfrischend ist ein Limoncello Spritz. Der italienische Zitronenlikör wird in einem mit Eiswürfeln gefüllten Weinglas mit Sekt oder Prosecco aufgefüllt. Wer will gibt noch Mineralwasser, Holunderblütensirup und Zitrone zum Ausbalancieren des Zuckers dazu. Zitronenzesten, Minze oder Rosmarin als Deko sind Attribute der sommerlichen Frische.

    Extravagante Mischung: Mit Tee im Glas entstehen Tocktails

    Barkeeperin Linh Nguyen ist zwar eine begeisterte Anhängerin von allen Spritz-Variationen, aber besonders liebt sie Mocktails auf der Basis von Tee. Mit etwas Alkohol werden Tocktails daraus. „Tee hat immer etwas Erfrischendes und Anregendes“, erklärt die Buchautorin. Sie mischt etwa grünen Tee oder Jasmintee mit Aloe Vera-Sirup und Eiswürfeln. Mit etwas Marillenlikör bekommt der Drink eine leichte Umdrehung und eine Fruchtkomponente.

    Die Marburger Barexpertin Linh Nguyen liebt sowohl Spritz-Variationen als auch Mocktails auf der Basis von Tee.
    Die Marburger Barexpertin Linh Nguyen liebt sowohl Spritz-Variationen als auch Mocktails auf der Basis von Tee. Foto: Daniel Esswein/dpa-tmn

    Die Marburger Barexpertin rührt pürierte Erdbeeren in schwarzen Tee, würzt mit einer Prise Salz und Zucker, gibt Rum dazu und serviert das Ganze mit Limette oder Minze. Wer will, kann den Rum weglassen oder durch eine alkoholfreie Version ersetzen. Ausgefallen wird es, wenn zerstoßene Orangen- und Limettenstückchen, ähnlich wie bei Caipirinha, auf Pfefferminztee, weißen Schokosirup und zerstoßenes Eis treffen. Diesen Mocktail toppt Linh Nguyen mit Schokoraspeln. (Heidemarie Pütz, dpa)

    Rezepte für drei ausgefallene Drinks

    Kalyx Mule

    5 Zentiliter (cl) Kalyx mit Eiswürfeln in einen Tumbler geben und mit Ginger Beer auffüllen. Ein Stück Zitrone über dem Drink ins Glas ausdrücken und mit ins Glas geben, dann kurz verrühren. Der fruchtig-florale Aperitif „Kalyx“ mit seinen Aromen von Himbeere, Grapefruit und Rose ist eine erfrischende Abwandlung des Wodka-Cocktail „Moscow Mule“. (Quelle: Stephan Hinz)

    Die alkoholarme Abwandlung von «Moscow Mule»: Der «Kalyx Mule» ist ein fruchtig-floraler Aperitif mit Aromen von Himbeere, Grapefruit und Rose.
    Die alkoholarme Abwandlung von «Moscow Mule»: Der «Kalyx Mule» ist ein fruchtig-floraler Aperitif mit Aromen von Himbeere, Grapefruit und Rose. Foto: Cocktailkunst GmbH/dpa-tmn

    Camel’s Neck

    5 cl Camela mit Eiswürfeln in ein Longdrinkglas geben, mit Ginger Ale auffüllen, kurz verrühren und mit Orange garnieren. Der „Camel’s Neck“ erinnert mit seinen Aromen von Granatapfel, Safran, Ingwer und Chili an eine orientalische Nacht. Der Aperitif schmeckt würzig und hat weniger Alkohol. (Quelle: Stephan Hinz)

    Würzig, aber mit leichtem Schuss: Ein «Camel’s Neck» erinnert mit seinen Aromen von Granatapfel, Safran, Ingwer und Chili an eine orientalische Nacht.
    Würzig, aber mit leichtem Schuss: Ein «Camel’s Neck» erinnert mit seinen Aromen von Granatapfel, Safran, Ingwer und Chili an eine orientalische Nacht. Foto: Cocktailkunst GmbH/dpa-tmn

    Flower Power

    10 cl Tonic Water mit 2,5 cl Holunderblütensirup in ein Highball-Glas füllen. Eiswürfel dazu und den Mocktail mit Kaffee floaten, ihn also so in den Drink geben, dass er auf den anderen Zutaten schwimmt. Dies gelingt mit vorsichtigem Gießen über einen Barlöffel in das Glas. Für das gewisse Extra den Mocktail mit einer essbaren Blüte garnieren. (Quelle: Linh Nguyen)

    «Flower Power», mal ganz ohne Alkohol: Tonic Water, Holunderblütensirup und Eiswürfel werden mit Kaffee gefloatet. Das heißt, der Kaffee kommt so in den Drink, dass er auf den anderen Zutaten schwimmt. Das gelingt mit vorsichtigem Gießen über einen Barlöffel.
    «Flower Power», mal ganz ohne Alkohol: Tonic Water, Holunderblütensirup und Eiswürfel werden mit Kaffee gefloatet. Das heißt, der Kaffee kommt so in den Drink, dass er auf den anderen Zutaten schwimmt. Das gelingt mit vorsichtigem Gießen über einen Barlöffel. Foto: Daniel Esswein/dpa-tmn

    Adam & Eva

    Der Tocktail „Adam & Eva“ besteht aus 10 cl grünem Jasmintee, 2 cl Apfelsirup, 2 cl Verjus und wird mit Mandarinenschaum serviert.(Quelle: Linh Nguyen)

    Der Tocktail „Adam & Eva“ besteht aus 10 cl grünem Jasmintee, 2 cl Apfelsirup, 2 cl Verjus und wird mit Mandarinenschaum serviert.
    Der Tocktail „Adam & Eva“ besteht aus 10 cl grünem Jasmintee, 2 cl Apfelsirup, 2 cl Verjus und wird mit Mandarinenschaum serviert. Foto: Daniel Esswein/dpa-tmn
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