Süßigkeiten, Spielzeug, Parfüm, Fresskorb - sich zu beschenken ist eine feine Sache. Aber muss das Nest an Ostern vollgestopft sein oder reicht ein Schokohase? Darüber lässt sich streiten.
Pro: Mit Lust und Liebe hinein ins Geschenkpapier-Koma!
Frohe Ostern? Fieses Fest: Da springt ein Kind vor Glück im Zickzack durch den Garten, es japst und guckt und sucht – und hofft auf den magischen Hasen, der letztes Jahr noch das Lego-Baustellen-Set brachte. Regenrinne? Blumentopf? Kompost? Bäh, Deckel zu. Dann aber – ha! – am Baum ein rundes Büschel von Ästen, drei Eier darin, also das muss doch, das ist ein ... „Nein“, sagt Papa. „Lass mal, die Amsel brütet. Wir schenken uns doch nichts.“ Traurig. Es soll ja Menschen geben, die sich weigern, einander an Ostern zu überraschen. Begründung: Konsumüberdruss, Geschenkpapier-Koma. Aber einmal im Jahr Hase spielen – das ist doch der größte Spaß der Nächstenliebe.
Um sofort die Bibel auf den Tisch zu wuchten: Machen wir uns locker. Sein Oster-Comeback hat Jesus Christus mit einem Versprechen gezündet: Dass Gott unsere Sünden vergibt. Und eine Demonstration von gelebter Nächstenliebe – im Karton, Schleife drum – kann doch nie Sünde sein! Kritiker zetern: Grundböser Kapitalismus und das Kind hat eh schon alles. Aber es muss ja nicht gleich der neuste, sündenteure Thermomix für Papa sein. Gute Geschenke entstehen unter Denkarbeit und Friemelei, mit Schere und Witz.
Selbstgepanschter Eierlikör für Opa, ein windschiefes Vogelhaus Marke Eigenbau für Mama, die Hobby-Ornithologin. Gutschein an Papa für drei dicke Umarmungen und für Tante ein Gemälde, vom Neffen gemalt („Der Hase hat lange Ohren!“ - „Das bist du ...“). Dieses Fest ist Chance und Erinnerung, vor allem für Menschen, die sonst nie ans Schenken denken. Und was will man denn an Ostern verstecken, wenn nicht Geschenke? Seine restliche Lebensfreude? Schenken Sie Liebe, auch in verpackter Form. Seien Sie Osterhase. (Veronika Lintner)
Contra: Wer macht sich an Ostern schon Gedanken über ein wirklich gutes Geschenk?
Da hat man gefastet, verzichtet und gespart, um sich nach dem Geschenkewahn an Weihnachten kurz mal auf das Wesentliche zu besinnen, da soll man zu Ostern die Liebsten schon wieder mit Geschenken überhäufen. Ein Schokohase oder eine Karte mit netten Worten reichen natürlich nicht aus, um die Erwartungen zu erfüllen.
Da muss schon mehr ins Nest, 40 Euro pro Person werden im Schnitt für Ostergeschenke ausgeben, ganz so konsumgetrieben wie Weihnachten ist das Fest noch nicht. Aber an die christliche Botschaft, dass es um mehr geht als die irdische Existenz, denken die wenigsten. Würde man sich daran erinnern, wäre dieses Gefühl der Hoffnung vielleicht schon Geschenk genug. Aber was ist ein Gefühl wert, wenn man Bücher, Wellness-Gutscheine, Kuscheltiere, ein Bobbycar oder die Barbie Traumvilla haben kann? Überhaupt, wer denkt an die Kinder? Die wollen doch wie gewohnt mit Materiellem überschüttet werden.
Sich zu beschenken ist eine schöne Geste, die Wertschätzung ausdrückt und Freude bereitet, aber wer denkt zu Ostern über ein wirklich gutes Geschenk nach? Das Fest ist von allen das nichtigste, nicht so wichtig wie der Geburtstag, nicht so feierlich wie eine Hochzeit oder Weihnachten. An Ostern macht man sich am wenigsten Gedanken über das, was den Beschenken wirklich begeistert.
Bevor man der Oma also aus Fantasielosigkeit einen Gemüsehobel überreicht, für die Schwester Socken im Blumenbeet versteckt und sich ein Ei legt, weil man beim Parfüm für die Partnerin danebengegriffen hat, kann man sich dem österlichen Kaufrausch auch einfach entziehen. Dann lieber einen Schokohasen teilen, einen Eierlikör hinterher und gemeinsam über das Leben, die Liebe und die Hoffnung auf mehr sinnieren. (Felicitas Lachmayr)
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