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Sie mögen Süßes: Äthiopische Wölfe schlecken Nektar

Tierreich

Von wegen Fleischfresser: Wölfe schlecken auch gern mal Süßes

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    Experten rätseln: Haben die Wildhunde eine Funktion als Blütenbestäuber?
    Experten rätseln: Haben die Wildhunde eine Funktion als Blütenbestäuber? Foto: Adobe Stock

    Äthiopische Wölfe gelten als strikte Fleischfresser. Doch ein Forschungsteam um Sandra Lai von der Universität Oxford konnte nun beobachten, wie die Tiere Nektar von den gelbroten Blüten der afrikanischen Fackellilien schleckten. So ein Verhalten wurde nach Angaben von Lai bisher noch nie bei einem großen Raubtier dokumentiert. Ihre Erkenntnisse schildern die Forschenden im Fachjournal Ecology.

    Äthiopische Wölfe gelten nach Angaben der Uni Oxford als die seltensten Wildhunde der Welt und als Afrikas meist bedrohte Raubtierart. Weniger als 500 Tiere leben demnach in den Hochgebirgen Äthiopiens, vor allem im Bale-Mountains-Nationalpark. Die Wildhunde ziehen allein oder als Rudel los, um nach Beute zu jagen. Nagetiere stehen ganz oben auf dem Speiseplan der Fleischfresser. Aber auch junge Antilopen und Schafe jagen sie.

    Äthiopische Wölfe gönnen sich eine kleine, süße Belohnung

    Wenn sie gerade keine Tiere jagen, entwickeln die Wildhunde anscheinend eine Vorliebe für Süßes und werden zu wahren Naschkatzen: Forschende beobachteten, wie Äthiopische Wölfe die hochwachsenden Blütenstände der Fackellilie ableckten, um den süßen Nektar zu trinken.

    Das ist ein höchst ungewöhnliches Verhalten bei einem großen Raubtier, von dem man bisher angenommen hatte, dass es sich von Fleisch ernährt. „Soweit ich weiß und basierend auf der veröffentlichten Literatur ist dies das erste Mal, dass ein großer fleischfressender Räuber beobachtet wurde, der Nektar frisst“, sagte Erstautorin Sandra Lai vom Schutzprogramm für Äthiopische Wölfe (EWCP) der Universität Oxford.

    Das Forschungsteam um Lai beobachtete schon länger, wie die Wildhunde Nektar von den afrikanischen Fackellilienblüten schleckten. Um dieses ungewöhnliche Fressverhalten genauer zu untersuchen, nahmen sie sechs Wölfe aus drei Rudeln näher ins Visier.

    Von wegen Fleischfresser: Äthiopische Wölfe schlecken auch gern mal Süßes.
    Von wegen Fleischfresser: Äthiopische Wölfe schlecken auch gern mal Süßes. Foto: Adobe Stock

    Während vier Tiere nur wenige Blütenstände aufsuchten, verbrachten zwei Wildhunde mehr Zeit mit der Nektarsuche: Sie besuchten der Studie zufolge 20, manchmal sogar 30 der leuchtend gelbroten Fackellilien. Obwohl sich diese zwei Tiere vom Nektar angezogen fühlen, gehen die Autoren nicht davon aus, dass der Nektar bedeutend zum Energiehaushalt der Tiere beiträgt.

    „Meiner Meinung nach machen sie das vermutlich, weil ihnen der Geschmack gefällt“, meint Lai. „Sie könnten einen kleinen Nährstoffschub durch den Zucker im Nektar bekommen, da er wirklich sehr süß ist – ich habe ihn selbst probiert. Aber wahrscheinlich ist dieser Nutzen eher gering. Ich denke, sie tun es einfach, weil sie sich eine kleine süße Belohnung gönnen möchten.“ Der Fackellilie werde in Äthiopien eine medizinische Wirkung zugeschrieben, so Lai. Ob der Nektar gesundheitliche Vorteile für die Wildhunde bringt, sei ihr nicht bekannt.

    Haben die Wildhunde eine Funktion als Blütenbestäuber?

    Die Wildhunde gehörten verschiedenen Rudeln an, doch sie alle hatten eine Vorliebe für den Fackellilien-Nektar. Das zeigt nach Angaben der Forschenden, dass das Fressverhalten nicht zufällig auftritt, sondern innerhalb der Population weitverbreitet ist. Die Forschenden vermuten, dass es durch soziale Lernprozesse an andere Rudelmitglieder weitergegeben wird.

    Dass Äthiopische Wölfe den Nektar der Fackellilie fressen, wirft zudem die Frage auf: Haben die Wildhunde eine Funktion als Blütenbestäuber? Die Fackellilie zeigt mehrere Merkmale, die die Bestäubung durch nicht fliegende Säugetiere begünstigt. Allerdings sind blütenbestäubende Säugetiere laut Studie meist klein bis mittelgroß und lebten oft auf Bäumen. Fleischfressende Säugetiere kommen viel seltener vor.

    Dennoch hält es Lai für möglich, dass Äthiopische Wölfe als Bestäuber von Fackellilien fungieren könnten. „Ihre Rolle als Bestäuber hängt jedoch von der Häufigkeit der Besuche, dem Pollentransfer zu anderen Blüten und der daraus resultierenden Fruchtbildung ab, was bisher noch nicht dokumentiert wurde. Kurz gesagt: Potenziell ja, aber es muss noch bestätigt werden.“ (Luisa Heyer, dpa)

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