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Die fünf größten Fehler bei der Küchenplanung

Einrichtung

Immer das Gleiche – die größten Fehler bei der Küchenplanung

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    Ein Herd, wie ein Altar. Sieht so die Zukunft der Küche aus?
    Ein Herd, wie ein Altar. Sieht so die Zukunft der Küche aus? Foto: Gaggenau

    Ein Backofen ist nur ein Backofen. Oder? Nicht dieser. Ein zarter Fingerdruck genügt und schon tippt man sich quasi in die Zukunft. Digitale Bilder erscheinen auf einem Display. Hühnchen, Rind, Pute, Gemüse. Jetzt muss man wählen, was man zubereiten möchte. Pute! Ein Untermenü geht auf. Keule? Brust? Paniert! Ein QR-Code wird sichtbar und schon hat man das Rezept auf dem Handy. Und damit auch alle Handgriffe, die man für ein paniertes Putenschnitzel, das dann in diesem Dampfbackgarer zubereitet wird, benötigt. Naiv, wer annimmt, dass man an diesem Ofen, dem xbo von Bora, nur die Temperatur regeln könnte.

    Auf einem Display kann man die Zubereitungsart wählen.
    Auf einem Display kann man die Zubereitungsart wählen. Foto: Doris Wegner

    Die Digitalisierung, oft bemängelt in Deutschland, in den Küchen hat sie schon Einzug gehalten. Aber man ahnt es schon, günstig ist das nicht. Dieser Backofen kostet so viel, wie manche für eine ganze Küche ausgeben würden. Ausgerechnet in Zeiten, in denen immer weniger gekocht wird, können die Geräte immer mehr. Kaffeemaschinen werden via App aus der Ferne vorgeheizt, Kühlschränke mit Kamera geben Informationen über den Stand der Vorräte, internetfähige Spülmaschinen ordern selbstständig Reinigungssets nach, wenn diese zur Neige gehen. Und es gibt bereits Spülbecken, die sich selbst reinigen. Da muss niemand mehr mit dem feuchten Lappen hinterherwienern. Schöne neue Küchenwelt.

    Eine heiße Karriere hat die Küche hingelegt – von der schmucklosen Werkstatt für die Versorgung der Familie hin zum Prestigeobjekt. Da hat sich was verändert, seit die Räume offener geworden sind, die Küchen quasi zum Wohnzimmer gehören und nicht mehr hinter Türen versteckt werden. Plötzlich bringen die Leute Stoffmuster ihrer Sofas mit, wenn sie eine Küche planen wollen, erzählt Küchenplaner Stefan Wagner. Aber wie war das eigentlich früher?

    Es geht darum, jede Minute Arbeitszeit in der Küche einzusparen

    Also einen Salto zurück in die Vergangenheit, als Kochen vor allem Kneten, Rühren und Stampfen, der Thermomix noch lange nicht erfunden war und Kochen sehr viel Zeit in Anspruch nahm, um alle hungrigen Münder sattzukriegen. Der Weg führt in die Pinakothek der Moderne nach München. Dort zeigt die Neue Sammlung im Untergeschoss Küchen, die jede auf ihre Art die Welt des Kochens verändert haben – zum Beispiel von Designern wie Le Corbusier oder Arne Jacobsen.

    Schick, dezent und eine Dunstabzugshaube ist auch nicht mehr nötig.
    Schick, dezent und eine Dunstabzugshaube ist auch nicht mehr nötig. Foto: Doris Wegner

    Besonders viel Aufmerksamkeit zieht die berühmte Frankfurter Küche auf sich. Zwei ältere Damen sind ins Diskutieren geraten. „Wenn sich die Designer nur heute auch so viele Gedanken machen würde“, so ihr Fazit während sie weiter schlendern. Ein dreiviertel Jahr hat die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky daran gearbeitet, nichts anderes, als die perfekte Küche für die damalige Zeit zu entwerfen. „Es geht um jeden Millimeter“, soll sie gesagt haben. Mit der Stoppuhr hat die Wiener Architektin den Zeitaufwand von Arbeitswegen festgehalten. Bewegungsmuster von Arbeitsabläufen erstellt, um eine möglichst funktionale Küche entwerfen zu können, erzählt Dr. Josef Straßer, der Kurator der kleinen Ausstellung.

    Was brauche ich, wo stelle ich was wann ab? Das waren die Fragen, die Schütte-Lihotzky sich stellte. Ihr großes Ziel: Die Arbeitsbelastung der Frauen in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts so gut als möglich zu reduzieren. „Die Frauen haben damals mehrheitlich gearbeitet“, erklärt Straßer. „Das ist uns heutzutage nicht bewusst“. Dennoch lag die Versorgung der Familie vor allem in den Händen der Frauen. Es galt also so pragmatisch wie möglich, täglich ein Essen auf den Tisch zu bringen, erklärt der Kurator und verweist auf viele smarte Details der Frankfurter Küche. Die Abtropfhalterungen etwa an der Wand, in die vom Abspülen noch nasses Geschirr einfach gestellt werden konnte, die Fläche darunter schräg, sodass das Wasser direkt in die benachbarte Spüle abfließen konnte. Neben der Arbeitsfläche eine Art Loch? Tatsächlich aber offene Schublade, in welche die Grünabfälle direkt mit dem Messer geschoben werden konnten, um sie später auf den Kompost bringen zu können. Dann eine Deckenlampe, die an einer Schiene überall hingezogen werden konnte, wo man gerade Licht benötigte. Und nicht zuletzt eine sogenannte Kochkiste, in der das Essen über Stunden warm blieb. Aus heutiger Sicht der sichere Tod aller Vitamine, damals die Mikrowelle.

    Ein Blick in die Frankfurter Küche in der Pinakothek der Moderne in München.
    Ein Blick in die Frankfurter Küche in der Pinakothek der Moderne in München. Foto: Doris Wegner

    Die Frankfurter Küche ist der Prototyp der Einbauküche

    Die Frankfurter Küche gilt als Prototyp der Einbauküche. 1926 ging sie in Serie. 10.000 Stück wurden in der Wohnsiedlung am Bornheimer Hang in der Florstädter Straße eingebaut. Margarete Schütte-Lihotzky schrieb damit Designgeschichte. Aber auch sie musste die Erfahrung machen, dass auch das ausgeklügeltste Design erst einen Praxistest durchlaufen muss, um im Alltag bestehen zu können. Kurator Straßer erzählt eine schöne Anekdote. Die Schütten für Erbsen, Mehl, Zucker und vieles mehr direkt unter der Arbeitsfläche, entpuppten sich als ein feines Spielzeug für Kinder. Schütte-Lihotzky positionierte sie später nach einigen häuslichen Fällen der Nahrungsmittelverschwendung kindersicher auf Brusthöhe neben der Arbeitsfläche.

    Heute, mit dem Verschmelzen von Küche und Wohnzimmer, hat die Einbauküche keinen guten Ruf mehr, gilt als unkommunikatives Getto der Hausarbeit. Die Frau, die abgeschieden von der Familie ihre Arbeit verrichtet, das passt nicht mehr in das moderne Weltbild. Schütte-Lihotzky, die engagierte Feministin und eine der ersten Architektinnen Österreichs, hatte jedoch vor allem die Optimierung der anfallenden Arbeiten im Sinn - und die daraus resultierenden Vorteile für die Frauen. Inspiration für ihre Frankfurter Küche waren übrigens enge Eisenbahn-Küchen. Und tatsächlich ist die original wieder aufgebaute Frankfurter Küche in der Pinakothek der Moderne erstaunlich klein. In der Küche stehen und ein wenig plaudern? Undenkbar.

    „Die Küche ist das Lagerfeuer der Familie“

    Natürlich fiel auch das Platzwunder von Margarete Schütte-Lihotzky irgendwann aus der Zeit, weil weder eine Spülmaschine noch ein Kühlschrank darin Platz hatten. Als die Wohnblöcke in Frankfurt modernisiert wurden, gründete sich ein Verein, um den Erhalt der aus heutiger Sicht geradezu rührend analogen Designerküche zu sichern. Auch der Pinakothek der Moderne wurde damals ein Exemplar angeboten und Josef Straßer griff zu. „Wir wollten ein möglichst frühes Exemplar“, erzählt er. „Das war uns für die Sammlung wichtig“. Und tatsächlich hat er eine der ersten eingebauten Küchen aus dem Jahr 1926 ergattert - und nun ausgestellt.

    Die Küche als Dreh- und Angelpunkt des Miteinanders und ihre Funktionalität hat viele Designer intensiv beschäftigt. Steht sie besser im Abseits wegen des dreckigen Geschirrs und den Gerüchen, die dort zwangsläufig entstehen? Oder doch besser im Mittelpunkt für ein kommunikatives Miteinander? „Die Küche ist das Lagerfeuer der Familie“, wird Sven Baacke, Chefdesigner von Gaggenau später sagen. Das lässt sich locker auf den ganzen Freundeskreis ausweiten. Oder warum sonst enden alle guten Partys in der Küche?

    Für den dänischen Architekten und Designer Arne Jacobsen war die Küche der zentrale Ort des Hauses
    Für den dänischen Architekten und Designer Arne Jacobsen war die Küche der zentrale Ort des Hauses Foto: Doris Wegner

    Vielleicht aus dieser Idee heraus hat Le Corbusier in seinem Wohnhochhaus Unité d‘habitation in Marseille schon 1946 mit einer Art Theke die Küche zum Wohnraum hin geöffnet. Der dänische Designer und Architekt Arne Jacobsen konzipierte zehn Jahre später die Küche samt Essecke als zentralen Ort des Einfamilienhauses. Der Ulmer Grafiker Otl Aicher schrieb ein Buch über die „Küche zum Kochen“ und entwickelte mit Gerd Bulthaup die Kücheninsel mitten im Raum. Darüber ordnete er ein Gitter an, von dem alle Gerätschaften herabhingen, die man zum Kochen braucht - eine erste offene Werkstatt.

    Wer kocht, steht nicht mehr mit dem Rücken zum Raum, kommt mit den Kindern oder den Freunden leichter ins Gespräch oder kann gar Arbeiten verteilen. Aicher war der Ansicht: „Die Arbeit zur Wand hin schaltet den Gesichtssinn ab und bringt Kommunikation zum Erliegen“. Inspirieren ließ sich Aicher in den 80er Jahren vom Pragmatismus der professionellen Restaurantküchen. Mit Gerd Bulthaup absolvierte er ein Recherche-Programm in zahlreichen Sterne-Restaurants. Arbeit und Genuss lassen sich manchmal schwer trennen... Otl Aicher war übrigens laut einer Würdigung, die im Internet zu finden ist, ein klassischer Freizeitkoch, Ravioli aus der Dose, Schupfnudeln, Sauerbraten. Der Prototyp seiner Kochinsel im historischen Allgäuer Wohnhaus ist dem Text zufolge immer noch ganz unprätentiös im Einsatz. Sie könnte aber genauso gut Bestandteil der Schau in der Pinakothek der Moderne sein.

    Das sind die größten Fehler bei der Küchenplanung

    Aber wie plant man heutzutage eigentlich eine Küche und was sind die schlimmsten Fehler, die man dabei machen kann? Ein Besuch bei Thomas Wagner im Küchenstudio Carola Graul in Augsburg. Wagner, der gelernte Schreiner, plant seit 34 Jahren Küchen. Erst in einem großen Möbelhaus, nun in einem schicken Showroom. 2500 bis 3000 Küchen hat Wagner nach seiner Schätzung verkauft und er möchte nichts anderes machen, weil er noch immer „Gänsehautmomente“ hat, wenn er gute Ideen verwirklichen kann, alles schön und schick wird, „es einfach passt“. Ein Küchen-Freak also. Einer, der die größten Fehler beim Planen einer Küche kennt.

    Gute Küchen halten in der Regel noch immer 30 Jahre, diese Faustregel gelte noch immer. Deswegen sollte man lieber einmal mehr überlegen, bevor man jedem „wilden Trend hinterherrennt“, ist er überzeugt. Dabei denkt Wagner an die komplett schwarzen Küchen, die gerade in den sozialen Medien gehypt werden. „Will man das wirklich 30 Jahre lang haben?“

    Hier nun aber seine fünf entscheidenden Tipps: Auf die Pflege achten! Es gebe Küchen, die machen Besitzer auf lange Sicht unglücklich. Viel Edelstahl etwa, das gewienert werden müsse, dunkler, empfindlicher Lack, auf dem man jeden Fingerabdruck sieht … „Will man wirklich so viel putzen?“ Deswegen nennt er sich zuweilen auch „Verkäufer im diplomatischen Dienst“, um Kunden auch mal sanft auf andere Ideen zu bringen.

    Entscheidend für ein lang andauerndes Küchenglück sei die Arbeitsfläche. Gleich drei Tipps dazu: Die Arbeitsfläche muss robust sein, sodass sie nicht schnell zerkratzt und man unbesorgt etwas Heißes darauf abstellen kann. Eine gute Beleuchtung ist ebenfalls wichtig. Und dann komme es auf die richtige Höhe der Arbeitsfläche an. Ist sie zu niedrig, können Rückenprobleme die Folge sein, ist sie zu hoch, mag das die Schulter nicht. Deswegen bittet der 57-Jährige die Kundinnen und Kunden beim Ausmessen auch mal die Schuhe auszuziehen, damit sie gefühlt wie zu Hause an der Küchenfront stehen.

    Und dann wären da - Tipp Nummer fünf – die Geräte, die meist weniger lang halten als die Küche ansich. Wer sich nun einen exotischen Kühlschrank in einer deckenhohen Einbauwand gönnt, hat vielleicht in einigen Jahren Probleme, wenn dieser Kühlschrank kaputt geht und mittlerweile vom Hersteller aus dem Sortiment genommen wurde. Also: „Besser Geräte wählen, die später ohne Küchenumbau ausgetauscht werden können“, so Wagner. 

    So sieht die Küche der Zukunft aus?

    Der 57-Jährige hat schon zahlreiche Trends miterlebt und mitgeplant. Die Landhausküchen-Phase etwa, die übrigens derzeit eine zarte Renaissance erlebe. Generell sind Küchen in den letzten Jahren immer puristischer geworden, die Geräte wurden verkleidet, die Griffe an den Küchenschränken verschwanden. Dafür kommen die Kunden jetzt mit Sofamustern, Bodenfliesen oder Parkettstücken in den Showroom, weil Küche und Wohnzimmer schließlich perfekt miteinander harmonieren sollen. Ein Wert zum Staunen zum Abschluss des Besuchs: Manchen ist das durchaus eine sechsstellige Summe wert.

    Sven Baacke, Chefdesigner bei Gerätehersteller Gaggenau.
    Sven Baacke, Chefdesigner bei Gerätehersteller Gaggenau. Foto: Gaggenau

    Die Küche ist Schaltzentrale des Alltags - egal ob sie ein Rolls-Royce ist oder ein Fiat 500. Aber bleibt das auch so, wenn die Menschen immer weniger Zeit haben, Essen selbst zuzubereiten? Oder immer weniger Wert darauf legen? Es gar zu verführerisch ist, sich die Speisen vom Lieferdienst bringen zu lassen, beziehungsweise sich die Fertigpizza nach einem langen Arbeitstag schnell in den Backofen zu schieben. Gerade noch durchschnittlich fünf Stunden verbringen die Menschen in der Woche mit Küchenarbeit. 45 Prozent der Deutschen kochen laut Statista täglich. Übrigens sind das meist noch immer die Frauen. 37 Prozent bereiten sich zwei bis drei Mal die Woche Mahlzeiten zu, sieben Prozent gaben an, gar nicht zu kochen. Viele essen mittags in der Kantine oder holen sich schnell was aus dem Supermarkt. Die Kinder essen häufig in der Kita oder mittags in der Schule, wo vielerorts auch schon ein Frühstück angeboten wird. Warum also noch kochen?

    Anruf bei Sven Baacke, Chefdesigner von Gaggenau. Wie wird die Küche der Zukunft aussehen? Und wie kann man eigentlich die Bedürfnisse der Menschen einschätzen? Baacke ist erst mal zuversichtlich. Egal, ob vom Pizzaboten gebracht, selbst gekocht oder flott und fertig in den Ofen geschoben, das gemeinsame Essen wird „eines der höchsten Güter der Menschen“ bleiben. Das sei unsere Prägung quasi seit der Steinzeit, das Lagerfeuer eben. Mit seinem Designerteam versuche er aber regelmäßig, „den Kopf in die Wolken“ zu stecken, sich beispielsweise die Zukunft von 2042 vorzustellen. Wie werden die Menschen leben? Welche Rolle wird die Technik spielen? Wie wird es um den Wohnraum stehen? Wie werden die Arbeitsbedingungen sein? Das sind die Fragen, die aufgeworfen werden, bevor man sich langsam zurückbewegt, um Ideen für die nähere Zukunft entwickeln zu können. „Backcasting“ lautet dafür der Fachbegriff.

    Brauchen wir noch einen großen Kühlschrank in der Küche?

    So wichtig das gemeinsame Essen auch bleibt, sich bewusst Zeit fürs Einkaufen und Kochen zu nehmen, und wird sich vermutlich immer stärker zu Luxus entwickeln, ist Baacke überzeugt. Einfach, weil unter der Woche dafür wenig Zeit sein wird und letztendlich auch keine Notwendigkeit besteht, selbst Speisen zuzubereiten. Schließlich sei alles jederzeit und in allen erdenklichen Formen erhältlich. Sogar Nahrungsunverträglichkeiten werden mittlerweile von der Lebensmittelindustrie berücksichtigt. Werde weniger gekocht, ändere sich in der Folge auch die Form der Vorratshaltung. „Wer braucht eine große Vorratshaltung, wenn der Lieferdienst des Supermarktes alles binnen kurzer Zeit nach Hause bringt?“ Diese Tendenz sieht Baacke schon heute. In Zukunft werden „die Geräte kleiner und immer effizienter sein.“ Und natürlich wird die Vernetzung der Geräte und die Steuerung via Apps nicht wieder verschwinden.

    Hey Google, koch mir ein Frühstücksei? Das ist natürlich übertrieben. Baacke, ist überzeugt, dass die essenziellen Handgriffe den Menschen nicht abgenommen werden können. Auch in Zukunft werden Eier, Mehl, Zucker und Butter irgendwie zu einem Kuchen zusammengerührt werden müssen. „Man kann ja viel digitalisieren“, sagt Baacke, „aber wir brauchen die sinnlichen Erfahrungen“. Kochen bleibe ein „unheimlich emotionales und analoges Erlebnis“. Doch einzelne Geräte werden mehr können. Wohnraum wird teurer und kleiner werden. Deswegen sieht Baacke die Küchen der Zukunft flexibler als heute, beispielsweise in Modulen gebaut, die sich unkompliziert an verändernde Lebensumstände anpassen können. Grundrisse werden intelligenter genutzt werden. Dennoch müsse der komplexe Raum Küche, in dem es kalt und heiß wird, dampft und auch nass wird, auch künftig seine Funktion erfüllen können. „Küche wird kein Spielzeug sein“, ist Baacke überzeugt. Die Geräte werden immer leistungsfähiger, gleichzeitig aber noch unsichtbarer. „Sie werden in Zukunft noch mehr mit dem Wohnraum verschmelzen“. Neun Jahre hat er beispielsweise mit seinem Team daran gearbeitet, das üblicherweise schwarze Induktionskochfeld verschwinden zu lassen. Es ist ihm gelungen, das Kochfeld nahezu unsichtbar zu machen, wären da nicht ein Bedienknebel am Rand der Arbeitsplatte und ein dezenter Punkt, der anzeigt, wo sich die Fläche erhitzen wird. Es geht immer noch etwas puristischer. Das Ganze hat etwas von einem Küchenaltar, an dem die Mahlzeiten zelebriert werden. Die Technik ist unter der Arbeitsfläche versteckt. Dekton heißt das besonders harte und hitzebeständige Material, das dies ermöglicht.

    Bei so viel schöner Tüftelei will in Zukunft doch niemand wieder die Küchentür schließen. Oder doch? Die Pandemie hat vieles im Zusammenleben verändert. Viele Bedürfnisse mussten gleichzeitig im großen Wohnzimmer-Küchenraum erfüllt werden. Oftmals wurde gleichzeitig gespielt, gearbeitet, gelernt, gekocht. Zu laut. Zu trubelig. Zu großes Durcheinander … So wie Baacke beobachtet, dass vielerorts wieder ein Arbeitszimmer eingerichtet wird, ist er von einer Sache fest überzeugt: „Es wird wieder Esszimmer geben“. Tür zu. Ruhe. Die Dunstabzugshaube schweigt.

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