Würdet ihr für Deutschland kämpfen? Keiner möchte in den Krieg ziehen, 80 Jahre nach Kriegsende aber werden junge Menschen wieder mit dieser Frage konfrontiert. Diskutiert wird in Familien, unter Freunden, in Schulen und den Medien. Wie denken sie darüber, wie erleben sie die Debatte, wie sehr belastet sie das Thema? Das wollten wir wissen.
Nina, 26, aus Augsburg: „Was wir verteidigen müssen: unseren Mut zum Frieden“
In diesen Tagen wird wieder öffentlich gefragt: „Würden Sie Deutschland im Ernstfall verteidigen?“ Gemeint ist: mit der Waffe. Mit Gewalt. Mit dem Einsatz des eigenen Lebens gegen ein bedrohliches Außen. Ich spüre bei dieser Frage vor allem eines: tiefes Unbehagen. Nicht, weil ich Gleichgültigkeit verspüre – sondern weil ich glaube, dass wir längst etwas viel Wichtigeres verteidigen müssten: unseren Mut zum Frieden, unsere Menschlichkeit, unseren Zusammenhalt.
Meine Großmutter Anna Pröll hat unter einem Unrechtsregime gelitten. Sie war Teil des Widerstands gegen die Nazis – aus Überzeugung, aus Liebe zum Leben, aus dem Wunsch nach einer friedlichen Welt. Sie und viele andere haben dafür gelitten, damit wir heute sagen können: *Nie wieder.*
Aber was ist, wenn „nie wieder“ jetzt ist? Wenn wir statt Friedensarbeit über Kriegstüchtigkeit reden, statt Diplomatie neue Waffenlieferungen fordern, statt Hände zu reichen, Grenzen schließen und Ängste schüren? Ich wünsche mir Politikerinnen und Politiker, die Frieden stiften, nicht Hass. Eine Gesellschaft, die Brücken baut, nicht Feindbilder. Und eine Erinnerungskultur, die nicht in Sonntagsreden erstarrt, sondern unser Handeln leitet.
Nein, ich will nicht darüber nachdenken, ob ich im Ernstfall zur Waffe greifen würde. Ich will, dass es gar nicht so weit kommt. Ich will, dass wir heute schon den Ernstfall erkennen: den Verlust von Mitgefühl, das Schweigen zur Ungerechtigkeit, das langsame Abgleiten in die Logik des Krieges. Nie wieder darf sich wiederholen. Nie wieder ist jetzt.
Nina, 26, Erzieherin, Augsburg
Louis, 21, aus Aschaffenburg: „Menschen zu töten, das wäre für mich moralisch nicht vertretbar“
„Nein, ich wäre nicht bereit, für Deutschland zu kämpfen, weil es für mich moralisch nicht vertretbar wäre, glaube ich, Menschen zu töten. Das einzige Szenario, in welchem ich mir das vorstellen könnte, wäre vielleicht, wenn Deutschland angegriffen würde. Aber auch nur dann, wenn es um die direkte Verteidigung von meinem Leben oder dem Leben meiner Familie gehen würde. Generell bin ich für gewaltfreie Lösungen und dass man da vielleicht politisch versucht, präventiv Konflikte zu bekämpfen, damit es gar nicht dazu kommt, dass irgendwo Gewalt angewandt werden muss.“
Louis, 21, Student, Aschaffenburg

Michael, 26, aus München: „Unsere demokratische Grundordnung zu verteidigen, ist eine Existenzfrage“
Ich würde die Frage gerne umformulieren: Wäre ich bereit, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen? Das ist für mich keine rein ideologische Frage, sondern eine Existenzfrage. Dass ich mich als offen homosexuell lebende Person so frei bewegen kann, wie in den liberalen Demokratien Europas, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Ich verdanke es unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung, dass ich diesen existentiellen Teil meiner Identität frei ausleben kann.
Als schwuler Mann blicke ich oft besorgt in die Regionen unserer Erde, wo die Rechte queerer Menschen eingeschränkt sind oder queeres Leben kriminalisiert wird, bis hin zur Verhängung der Todesstrafe. Natürlich leben auch wir nicht in einer perfekten Gesellschaft. Menschen werden immer noch wegen ihrer sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität, Hautfarbe, Religion oder körperlichen Einschränkungen diskriminiert. Jedoch haben wir uns als Gesellschaft den Schutz der Würde eines jeden Menschen in unsere Verfassung geschrieben – eine unglaublich bedeutende Errungenschaft.
Die Frage nach der Bereitschaft zur Verteidigung unserer liberalen Demokratie ist für mich deshalb auch eine Frage nach Alternativen. Für viele Menschen, die sich in unserer Gesellschaft mehr oder weniger frei entfalten können, gibt es diese Alternativen nämlich vielleicht nicht.
Michael, 26, Student, München
Moritz, 23, aus Düsseldorf: „Mir ist wichtig, dass in Deutschland weiter Demokratie und Freiheit herrschen“
Ich möchte zur Luftwaffe der Bundeswehr. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich finde, dass Europa und die deutsche Demokratie unglaublich wichtig sind. Ich bin glücklich, hier geboren zu sein. Mir ist es wichtig, dass in Deutschland weiter Demokratie und Freiheit herrschen. Wenn es keine Menschen gibt, die das verteidigen wollen, dann kann es auch nichts wert sein. Aber es ist doch sehr viel wert. Es klingt immer leicht ekelhaft, wenn man sagt, dass man Deutschland verteidigen möchte. Da schwingt dann die Geschichte mit, also das Deutschland der beiden Weltkriege. Aber was aus Deutschland seit 1945 und 1990 geworden ist, ist ein Land, in dem die Grundrechte gelten, die Menschen Meinungsfreiheit haben. Für mich zählt Deutschland zu einer der besten Demokratien.
Wenn wir jetzt auf dem Stand von 2020 Politik weitermachen würden, wenn wir uns weiter einreden würden, dass Russland nicht der Gegner ist, wäre das ausgenutzt worden, von Russland wahrscheinlich. Deutschland hat eine Führungsposition in Europa, da ist es wichtig, dass Deutschland auch wieder kriegstüchtig wird, so ekelhaft das auch klingt.
Je mehr Menschen sich dafür entscheiden, dieses Land zu verteidigen, desto geringer wird das allgemeine Risiko für Deutschland. Wenn die Bundeswehr stark ist, wenn Deutschland etwas für seine Verteidigung macht, wird sich Russland zweimal überlegen, ob sie uns angreifen sollen. Wenn wir allerdings weitermachen wie zuvor, schätze ich das Risiko eines Angriffs als sehr hoch ein.
Ich hoffe natürlich, dass es auch durch meinen Dienst nicht zu einem Krieg kommt. Die Hoffnung ist, dass sich dadurch das Risiko verringert. Ich glaube, dass wir eine wehrhafte Republik sind.
Ich bin da auch nicht allein mit meiner Haltung, spreche oft mit Freunden darüber, allerdings ticken die alle ähnlich. Wobei ich grundsätzlich sagen würde, dass wohl die meisten Menschen in diesem Land denken werde, dass sie für diese Republik einstehen würden. Aber über das „Wie“ sind sich die Menschen uneinig. Manche sagen, dass es nur mit totaler Abrüstung geht. Wenn alle abrüsten, kann es keinen Krieg mehr geben. Das finde ich persönlich jetzt etwas naiv, aber das kann man natürlich denken.
Moritz, 23, Student, Düsseldorf
Yanick, 16, aus Weßling: „Ich ende mit meinen Gedanken immer an derselben Stelle: Ich weiß es nicht“
Für mich ist das Thema Wehrpflicht ein sehr kompliziertes Thema. Es begegnet mir in der Familie, in der Schule, in meinem Freundeskreis und vor allem in meinen eigenen Gedanken. Doch trotz dieser intensiven Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex ende ich immer wieder an derselben Stelle: Ich weiß es doch selbst nicht.
Objektiv gesehen halte ich es tatsächlich für eine gute Idee, durch Abschreckung demokratische und freiheitliche Werte zu verteidigen. Doch ist mir das im Extremfall mein Leben wert? Ich glaube nicht, aber es fehlen realistische Alternativen aufgrund der drohenden Gefahr aus Russland. Deshalb wäre auch der Großteil meiner Schulklasse, entgegen dem öffentlichen Konsens, bereit zum Schutz des „Vaterlandes“ zu kämpfen, zur Not auch mit Waffe.
Yanick, 16, Schüler, Weßling

Antonia, 24, aus Bremen: „Nicht für eine vermeintlich höhere Sache, aber für meine Werte“
Ich würde nicht für die Begrifflichkeit eines Staates kämpfen. Kein territoriales Interesse, kein Ruhm, kein „Vaterland“ würden mich dazu bringen zu kämpfen. Ich bezeichne mich als Pazifistin, die keinem einen Schaden zufügen möchte, erst recht nicht mutwillig. Doch genau diese pazifistische Überzeugung wird in Frage gestellt, wenn ich auf die Realität in Europa blicke.
Nach meinem aktuellen politischen Verständnis verteidigt die Ukraine zurzeit nicht nur sich selbst. Sie verteidigt auch Europa und damit Deutschland und unseren jetzigen Lebensstandard, welcher von einem mir selbstverständlichen Demokratiebegriff geprägt ist. Sollte die Ukraine verlieren, sind Deutschland und Europa, wie ich sie kenne, in Gefahr.
Würde ich also mit der Ukraine „für Deutschland“ kämpfen, wenn man Deutschland nicht als Nation, sondern als Privileg der Menschenrechte und Demokratie ansieht? Für diese Privilege lohnt es sich meiner Ansicht nach einzutreten. Deshalb bin ich dafür, dass Deutschland mitsamt der EU resilienter wird und sich im Ernstfall verteidigen kann.
In meinem beruflichen Umfeld beschäftige ich mich unter anderem mit dem Schutz kritischer Infrastrukturen, mögliche Angriffe an ihnen abzuwehren und deren Schäden zu mindern. Demnach habe und hätte ich kein Problem damit, technische und operative Unterstützung zu leisten, um die Demokratie und die Menschenrechte zu verteidigen.
Für jemanden oder etwas zu kämpfen, setzt viel Vertrauen voraus. Vertrauen, dass Leiden und Tod einen Sinn haben. Entscheidungen, durch die Menschen leiden oder gar sterben, sollten nie getroffen werden dürfen. Und doch werden sie getroffen und in Kauf genommen, Tag für Tag. Subjektiver Sinn sollte objektive Maßstäbe nicht ersetzen – doch oft geschieht genau das. Das eigene Leben zu riskieren, um anderen ein privilegiertes Leben zu ermöglichen, ist in meinem Verständnis ehrenwert. Aber ich liebe die Welt und bin verliebt in das Leben. Für eine vermeintlich höhere Sache will ich nicht sterben. Aber ich würde meine Werte vermutlich auch bewaffnet verteidigen.
Antonia, 24, Studentin, Bremen
Pauline, 24, aus Mannheim: „Für Deutschland nicht, aber für bestimmte Werte“
Prinzipiell würde ich nicht für Deutschland kämpfen wollen. Aber für bestimmte Werte, die bedroht werden könnten, würde ich es vielleicht tun. Um unsere Demokratie zu verteidigen, beispielsweise, wenn Russland einen Angriffskrieg gegen unser Land führen würde. Ob ich aber persönlich mit der Waffe in der Hand kämpfen würde? Ich glaube, dafür bin ich körperlich nicht gemacht und würde wahrscheinlich relativ schnell sterben. An anderer Stelle wäre ich vielleicht nützlicher.
Pauline, 24, Studentin, Mannheim
Annika, 28, aus Augsburg: „Ein Sondervermögen reicht nicht, es muss wieder eine Grundausbildung geben“
Wir leben in schwierigen Zeiten, mit Krieg und vielen anderen Problemen auf der Welt. Durch das Verhalten Russlands ist vielen Menschen auch in Deutschland wieder bewusst geworden, dass es jederzeit zu einem Krieg kommen kann und die Bundeswehr so wichtig für unser Land ist.
Damit Deutschland jedoch verteidigungsfähig ist, benötigen wir nicht nur Sondervermögen für die Bundeswehr, sondern auch Menschen, vor allem junge Menschen, die bereit sind, sich ausbilden zu lassen. Mit einer Art „freiwilligen“ Wehrpflicht bzw. einem Gesellschaftsjahr, bei der man die Wahl hat zwischen Bundeswehr und diversen sozialen Berufen, sich aber für die Gesellschaft engagieren muss, kann das meiner Meinung nach zukünftig gut erreicht werden und auch Personalmangel in Pflegeberufen entgegenwirken.
Ich persönlich würde mich im Kriegsfall auf jeden Fall für mein Land, Deutschland, einsetzen und kämpfen. Ich engagiere mich bereits jetzt stark für unsere Gesellschaft, indem ich sowohl bei der Freiwilligen Feuerwehr als auch im politischen Ehrenamt tätig bin. Für mich ist es selbstverständlich, denen zu helfen, die Unterstützung brauchen.
Ich glaube, dass gerade auch viele junge Menschen dazu bereit sind, ihr Land im Ernstfall zu verteidigen. Zumindest eine Grundausbildung ist da aber unerlässlich und es muss zukünftig wieder sichergestellt werden, dass genügend Bürger diese erhalten haben.
Annika, 28, Verwaltungsbeamtin, Augsburg

Tim, 24, aus Augsburg: „Man kämpft nicht gegen einen Staat, sondern gegen andere Menschen“
Ich finde es ein wichtiges Thema, mit dem man sich aktuell auseinandersetzen sollte. Grundsätzlich würde ich nicht für unser Land kämpfen, dagegen spricht meine pazifistische Grundhaltung, aber es gibt natürlich immer Situationen, die es erforderlich machen, etwa wenn Deutschland von einer fremden Macht eingenommen würde, die die Bevölkerung unterdrücken würde. In diesem Fall würde ich mich wehren wollen – auch mit der Waffe.
Aber grundsätzlich sehe ich den Gedanken kritisch, vor allem den, dazu verpflichtet zu werden, für sein Heimatland zur Waffe zu greifen und andere Menschen umzubringen. Wenn man sich über so etwas Gedanken macht, muss man die Begriffe Nation oder Staat hinterfragen. Man spricht davon, dass man gegen Russland kämpfen muss, aber man kämpft ja nicht gegen den Staat, sondern gegen andere junge Menschen, mit denen man sich wahrscheinlich gut verstehen würde, wenn man sie in einer Kneipe treffen würde. Deshalb muss man weg von dem Gedanken, dass man Deutschland gegen Russland verteidigt, sondern man muss sich vergegenwärtigen, dass man zusammen mit anderen Menschen, die Deutsch sprechen oder eine deutsche Sozialisation haben, gegen Menschen kämpft, die Russisch sprechen oder eine russische Sozialisation haben.
Im Moment sehe ich eine gefährliche gesellschaftliche Dynamik, die diesen Überlegungen und einer pazifistischen Haltung nur noch wenig Raum gibt. Aber wir haben erlebt, wie Deutsche in zwei Weltkriegen in die Falle getappt sind, dass ihnen Krieg als unausweichlich nahe gebracht wurde, ja sogar richtig Lust auf Krieg gemacht wurde. Deshalb finde ich es wichtig, dass man zuerst andere Schritte geht. Ich sehe das übrigens auch für die Ukraine sehr kritisch, dass junge Männer dort gezwungen werden, zur Waffe zu greifen oder aus dem Land fliehen müssen, wenn sie dies nicht wollen. Kriegstüchtig zu werden und sein Land zu verteidigen beinhaltet aber nicht nur, Waffensysteme auf den neuesten Stand zu bringen, um damit kämpfen zu können, sondern das betrifft auch ganz viele andere Bereiche, zum Beispiel die digitale Ebene, darauf muss man sich auf jeden Fall vorbereiten.
Tim, 24, Student, Augsburg
David, 26, aus Leipzig: „Das Thema ist belastend, wir sprechen kaum mehr darüber“
In meinem ganzen Leben habe ich nie damit gerechnet, mir diese Frage ernsthaft stellen zu müssen. Grundsätzlich bin ich der Vorstellung, in den Krieg ziehen zu müssen, extrem abgeneigt. Dennoch bin ich mir sehr sicher, dass ich im Ernstfall mein Land verteidigten würde. Denn sollte es dazu kommen, geht es um das Leben von Familie, Freunden und unseren Frieden. Durch die politischen Geschehnisse und die Diskussion in den Medien ist dieses Thema gerade extrem virulent, aber im Freundeskreis sprechen wir gerade kaum mehr darüber. Es ist zu belastend.
David, 26, Auszubildender, Leipzig
Tom, 24, aus Münster: „Ich bin dafür, Konflikte diplomatisch zu lösen und nicht durch Gewalt und Leid“
Ich würde nicht für Deutschland im Krieg kämpfen. Ich würde niemals mein Leben oder das von anderen unnötig riskieren, nur weil eine Minderheit von mächtigen Menschen entscheidet, dass Krieg ist. Krieg ist so unglaublich schlimm, dass man sich der Ausmaße glaube ich gar nicht bewusst ist.
Ich bin dafür, Konflikte diplomatisch zu lösen und nicht durch Gewalt und Leid. Die Aussage, für Deutschland in den Krieg zu gehen, finde ich auch sehr leichtfertig, da die Konsequenzen meiner Meinung nach vielen Menschen nicht bewusst sind. Momentan ist in Deutschland zum Glück noch Frieden. Sollte sich dies aber ändern, wäre es schön, wenn keiner zur Waffe greift. Dann können die Machthaber es unter sich klären, sodass keine Zivilisten, die friedlich mit ihren Familien und Freunden leben wollen, mit reingezogen werden.
Tom, 24, Sozialarbeiter, Münster

Jonathan, 24, aus Osnabrück: „Ich möchte nicht sterben und ich möchte nicht töten müssen“
Für mich sprechen zwei Gründe klar dagegen, dass ich zur Waffe greifen würde. Zwei Gründe, die meiner moralischen Auffassung nach so einfach und klar sind, dass sie eigentlich gar nicht erklärt werden müssten: Ich möchte nicht sterben und ich möchte nicht töten müssen in einem Krieg, den keiner der darin kämpfenden Menschen gewollt, geschweige denn zu verantworten hat. Krieg, das klingt so abstrakt und aktuell auch immer noch so weit weg. Ich glaube daher, dass sich viele Menschen gar nicht im Klaren darüber sind, was das eigentlich bedeutet: Wer im Krieg kämpft, hat die reelle Chance, zu sterben oder unschuldige Menschen zu töten.
Ohnehin stört mich die aktuelle Debatte rund um die Rolle junger Menschen in einem möglichen Krieg. In jeder zweiten Talkshow erzählen derzeit Menschen, meist Politiker, dass sie in ihrer Jugend den Wehrdienst verweigert hätten. Aber in der heutigen Zeit mit der aktuellen politischen Lage, ja, da würden sie ganz sicher den Wehrdienst absolvieren und wenn nötig in den Krieg ziehen. Aber das ist jetzt ja zu spät, schade. Dann müssen es wohl die jungen Menschen richten.
Mich machen solche Aussagen sauer und sind meiner Meinung nach auch nichts weiter als Heuchelei. Wer erzählt, dass er seinen Wehrdienst früher zwar verweigert hat, heutzutage aber kämpfen würde, muss keine Verantwortung an die Jugend abtreten. In die Bundeswehr kann man in vielen Bereichen auch noch mit 50 Jahren eintreten.
Jonathan, 24, Auszubildender, Osnabrück
Elias, 27, aus Erfurt: „Nicht aus patriotischen Gründen“
Ich würde für Deutschland kämpfen, wenn meine Familie oder meine engsten Freunde bedroht würden, wenn wir als enge Gemeinschaft keine Möglichkeit mehr hätten, unsere Grundbedürfnisse zu befriedigen. Aber ich würde nicht aus patriotischen Gründen kämpfen, nicht, wenn es darum geht, die gesellschaftliche Struktur, den wirtschaftlichen Wohlstand oder das politische System in Deutschland zu verteidigen.
Elias, 27, Immobiliengutachter, Erfurt
Karin, 18, aus Augsburg: „Ich halte Freiwilligkeit für den faireren Weg“
Generell unterstütze ich die Idee, unserem Land etwas zurückgeben zu wollen, voll und ganz. Gerade in der heutigen Zeit finde ich es wichtig, dass die junge Generation lernt, Verantwortung zu übernehmen – und nicht nur am Handy klebt. Gemeinsame Erfahrungen abseits der digitalen Welt können den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken – etwas, das durch eine Wehrpflicht sicherlich gefördert würde. Auch das Signal der Solidarität, das davon ausgeht, ist ein klarer Pluspunkt.
Problematisch an einer Wiedereinführung der Wehrpflicht finde ich jedoch den Eingriff in die persönliche Lebensplanung. Viele junge Menschen haben bereits konkrete Ziele –ich gehöre eigentlich auch dazu. Nach dem Abitur möchte ich studieren, etwas, was ich schon fest geplant habe. Ein verpflichtendes Jahr beim Militär würde diesen Plan erheblich verzögern.
Außerdem glaube ich, dass nicht jeder Mensch gleich gut mit militärischen Anforderungen umgehen kann, körperlich wie seelisch. Manche würden sich überfordert oder gar übergangen fühlen. In so einer Frage halte ich Freiwilligkeit für den faireren Weg: Wer bereit ist, diesen Dienst zu leisten, sollte bestmöglich unterstützt werden. Aber jemanden dazu zu zwingen, obwohl es andere Wege gibt, sich für die Gesellschaft einzubringen? Das hinterlässt bei mir gemischte Gefühle.
Zusammengefasst: Wenn es meine Pflicht ist, würde ich – im wahrsten Sinne – schon für mein Land kämpfen. Doch mit Freude und voller Überzeugung? Da bin ich mir nicht sicher. Lieber wäre es mir, mich auf eine andere Weise einzubringen – sei es durch soziales Engagement, politische Bildung oder freiwillige Dienste. Denn dass ich einen Beitrag leisten möchte, daran besteht für mich kein Zweifel.
Karin, 18, Schülerin, Augsburg
Phillip, 27, aus Erfurt: „Wenn es keine Alternative gibt“
Aktuell besprechen wir das Thema im Freundeskreis nicht mehr. Das finde ich persönlich auch gut, da es belastet. Zu Beginn des Ukraine-Krieges aber haben wir genau darüber häufiger geredet. Vor allem unter meinen männlichen Freunden war die Meinung klar, wenn es zum Verteidigungsfall kommt und es keine Alternative gibt, dann wird die Heimat verteidigt. Aber unter allen anderen Bedingungen lehne ich Gewalt jeglicher Art strikt ab. Sie schafft mehr Probleme und Kummer, als dass sie zu einer funktionierenden Gesellschaft beiträgt. Krieg schadet zudem unserer Umwelt massiv.
Phillip, 27, Forscher, Erfurt
Unsere Freiheit mal wieder am Hindukusch verteidigen und das dann auch noch im Rahme einer politisch nicht durchdachten Auslandseinsatz mit nicht näher definierten Zielen? - sicher nicht! Die Heimat gegen (Neo-)Nazipack bekämpfen - auf jeden Fall!
Es ist zu befürchten, dass ein Russland nicht mehr möglich wäre, denn die ersten wären wohl heute schon im Bayrischen Wald erfroren. Es ist schon bemerkenswert, dass dieses Thema einmal akut werden würde.
Das meiste strotzt vor Navität. Wer Frieden will rüste für den Krieg. Damit ist man immer gut gefahren!
Schon interessant zu lesen, diese Meinungen. Wenn man für Werte kämpfen würde, erst die Frage stellen, was diese denn sind. Und dann, inwieweit diese Werte von uns, also vom Westen in der Vergangenheit so mir nichts, dir nichts verraten wurden. Jugoslawien, Afghanistan, Irak. Genauso völkerrechtswidrige Angriffskrige wie der Angriffskrieg Russlands. Dann die seltsame Meinung, dass die Ukraine Europa und unseren Lebensstandart verteidigt. Wie hat mal jemand zutreffend gesagt: Man muss eine Lüge nur 100 mal wiederholen, dann wird sie zur Wirklichkeit. Es wirkt, leider!
Die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung Deutschlands wird populistisch hochgespielt wie .. ich weiß nicht mehr wann das schon mal so der Fall war (vielleicht im Kaiserreich oder im 3. Reich). Und viele fallen drauf rein. Die "bösen" Russen könnten, auch in 5 Jahren, wenn sie wollten - aber, was gäbe denn zu holen? Nichts.
Ja. Wie Herr Hoeflein, der noch zwei Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine lauthals verkündete, Putin würde nie und nimmer in die Ukraine einmarschieren lassen…
Satire: Dieser Artikel wurde Ihnen gesponsert von der deutschen Rüstungsindustrie und deren Aktionären…
Diese Aussagen sind wohl war; sehr gut, die meine Zustimmung hat.
Gegen wen soll sich Deutschland denn verteidigen müssen? Russland? Das arbeitet sich seit mehr als 3 Jahren an einer winzigen Nation erfolglos ab und kommt umgerechnet 3cm am Tag weiter. Mehr und mehr russische Söldner sind tot oder verkrüppelt, mit wem will Putin denn noch operieren? Nord-Korea hat auch nicht unendlich Man-Power, China würde es wohl kaum riskieren hier Truppen einzusetzen. Auch müsste die Bundeswehr aus mindestens 3-4 Million bestens ausgerüsteten und trainierten Soldaten bestehen. Den Stellplatz und das Geld für Zukauf-Waffen haben wir gar nicht.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden