Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten
Gesellschaft
Icon Pfeil nach unten

Zu viel am Handy: Gedaddel gefährdet die psychische Gesundheit von Kindern

Handynutzung

Zu viel am Handy: Gedaddel gefährdet die psychische Gesundheit von Kindern

    • |
    • |
    • |
    Schon früh am Daddeln: Das erste Smartphone bekommen Kinder oft schon zwischen 6 und 11 Jahren.
    Schon früh am Daddeln: Das erste Smartphone bekommen Kinder oft schon zwischen 6 und 11 Jahren. Foto: Tobias Hase

    Kinder, die viel Zeit mit Handy, Computer oder Fernseher verbringen, entwickeln häufiger Ängste, depressive Symptome oder Verhaltensauffälligkeiten. Umgekehrt neigen Kinder mit psychischen Problemen dazu, sich verstärkt digitalen Medien zuzuwenden – ein Teufelskreis, den ein Forschungsteam der Universität Brisbane jetzt systematisch aufgearbeitet hat. Dafür analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 117 Studien mit Daten von mehr als 292.000 Kindern weltweit im Alter bis zu zehn Jahren.

    „Kinder verbringen zunehmend Zeit vor Bildschirmen – sei es zur Unterhaltung, für Hausaufgaben oder beim Chatten mit Freunden“, hält Studienautor Michael Noetel fest. „Unsere Analyse zeigt, dass mehr Bildschirmzeit emotionale und Verhaltensprobleme begünstigen kann – und dass Kinder mit solchen Problemen oft gerade deshalb noch mehr Zeit mit digitalen Medien verbringen.“

    Mädchen sind stärker betroffen als Jungen

    Das Team wertete Studien aus, in denen Kinder mindestens sechs Monaten mit Blick auf ihr digitales Nutzungsverhalten und ihre psychischen Probleme beobachtet wurden. Rund ein Drittel dieser Arbeiten stammt aus den USA, jeweils sieben aus Deutschland und den Niederlanden. Die Erkenntnis: Je mehr Zeit die Kinder vor Bildschirmen verbrachten, desto höher war die Wahrscheinlichkeit für Angststörungen, Depressionen, aber auch Aggressivität und Hyperaktivität.

    Bei digitalen Spielen scheinen die Effekte besonders ausgeprägt zu sein: Das Team konnte hier ein noch höheres Risiko für problematische Entwicklungen nachweisen als bei der Nutzung von Handy & Co. für andere Freizeit- oder Bildungszwecke. Gleichzeitig griffen Kinder mit psychischen Problemen häufiger zu Spielen, um belastende Gefühle zu bewältigen.

    Auch Alter und Geschlecht spielten eine Rolle. Der Zusammenhang zwischen hoher Bildschirmzeit und psychischen Auffälligkeiten war bei Kindern zwischen sechs und zehn Jahren noch stärker als bei Jüngeren. Und Mädchen waren stärker betroffen als Jungen – mit einer wichtigen Einschränkung: Jungen neigten eher dazu, sich bei seelischer Belastung in digitale Welten zurückzuziehen.

    Eltern sollten auf emotionale Verfassung der Kinder achten

    Für das Forschungsteam sind die Ergebnisse ein wichtiger Schritt, um den Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und psychischer Gesundheit besser zu verstehen. „Wir kommen dem kausalen Beweis so nahe wie möglich, ohne Tausende von Kindern wahllos ihrer Bildschirme zu berauben“, erklärt Noetel. Ganz auszuschließen seien andere Einflussfaktoren, etwa der Erziehungsstil der Eltern, jedoch nicht.

    Schon die Kleinsten werden vor den Bildschirm gesetzt.
    Schon die Kleinsten werden vor den Bildschirm gesetzt. Foto: Alexander Kaya

    Die Forschenden empfehlen Eltern, die Bildschirmzeit ihrer Kinder im Blick zu behalten – und auf ihre emotionale Verfassung zu achten. Denn Kinder brauchen in einer digital geprägten Welt nicht nur klare Regeln, sondern auch Unterstützung im Umgang mit belastenden Gefühlen; „Wenn wir den Zusammenhang zwischen Mediennutzung und psychischer Gesundheit in beide Richtungen verstehen, können Eltern, Lehrkräfte und Politik gezielter zur gesunden Entwicklung von Kindern beitragen.“

    In Deutschland hängen 15-Jährige fast sieben Stunden pro Tag am Bildschirm

    Ein Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstreicht die Relevanz des Themas: In westlichen Ländern besitzen demnach rund 70 Prozent der Kinder mit zehn Jahren ein eigenes Smartphone. Zu den 38 Nationen der Organisation, auf die sich der Bericht bezieht, zählen neben weiten Teilen Europas auch Japan und Israel. Zwar fokussiert sich der Bericht auf Jugendliche – also eine ältere Altersgruppe als in der Überblicksstudie aus Brisbane –, doch auch hier sind die Zahlen alarmierend: In Deutschland verbringen 15-Jährige im Durchschnitt 48 Stunden pro Woche vor Bildschirmen – das entspricht fast sieben Stunden pro Tag.

    Die OECD weist zudem auf eine dramatische Verschlechterung der psychischen Gesundheit junger Menschen in den vergangenen 15 Jahren hin – ein Trend, der sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft habe. (Larissa Schwedes, dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden