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John Legend in der Olympiahalle in München: Ein Abend wie ein Liebesrausch

Konzert

John Legend spielt vor nur 3300 Fans – und begeistert trotzdem

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    Die Olympiahalle war zwar nur mäßig besucht, John Legend ließ sich davon aber nicht abhalten.
    Die Olympiahalle war zwar nur mäßig besucht, John Legend ließ sich davon aber nicht abhalten. Foto: Martin Hangen

    Am Anfang wirkt die Szenerie regelrecht bedrückend. Die hintere Kurve der bis zu 15.000 Zuhörer fassenden Münchner Olympiahalle ist mit schwarzem Samt abgehängt und auch auf den Rängen offenbaren sich massive Lücken. Am Ende haben sich gut 3300 Fans versammelt. Glücklicherweise kaschiert das Bühnenlicht diese Leere auf fast wundersame Weise. Und als US-Superstar John Legend zusammen mit drei Chorsängerinnen und fünf-Mann-Band inklusive Bläser loslegt, ist es einem völlig egal, ob man allein oder mit zigtausenden diesem Wahnsinnssänger lauscht.

    Es ist das einzige Konzert des 46-Jährigen in Deutschland. Im Vorfeld hatte sich John Legend gegenüber der Nachrichtenagentur dpa noch politisch geäußert, darauf aufmerksam gemacht, wie sehr er sich aktuell um sein Land sorge. Der Sänger und Songwriter unterstützt die Demokraten, ist auch schon auf einem ihrer Parteitage aufgetreten. Und – er will weiter gegen Trump kämpfen. „Wir haben derzeit einen politischen Anführer, mit dem ich absolut nicht übereinstimme, und wir führen ein politisches Programm aus, dem ich stark widerspreche“, klagte er.

    John Legend gibt Konzert in der Olympiahalle vor nur 3300 Fans

    Der gemeine Münchner allerdings hat sich auch davon nicht inspirieren lassen. Denn er sucht über Pfingsten gewohnheitsmäßig die große Freiheit lieber im Wohnmobil am Gardasee, als sich in die Olympiahalle aufzumachen, um einem R&B- und Soul-Superstar die Ehre zu erweisen. Dabei kann Legend in der Tat einiges an Preisen aufweisen. Vermutlich keiner hat mehr Platin-Auszeichnungen, Emmys, Grammys, Oscars und Golden Globes gewonnen als er.

    Der Mann, der seit zwölf Jahren mit dem Model Chrissy Teigen glücklich verheiratet ist, gilt als Perfektionist. Die Bühne wirkt schlicht, wird aber von einer ausgeklügelten Lichtshow gefühlvoll in Szene gesetzt. Mit dem ersten Ton springen dann die Fans in der Arena von den Stühlen und egal, ob er am Klavier sitzt oder am E-Piano, Legend singt die Menschen in die Leichtigkeit des Seins. Seine Konzerte, sagt er lächelnd, würden wie ein Aphrodisiakum wirken. Das könnte wahr sein. 

    Kurz vor Konzertbeginn waren die Zuschauer auf John Legend, dieser tritt beim einzigen Deutschland-Konzert im Rahmen seiner „Get Lifted-„Tour in der Olympiahalle auf.
    Kurz vor Konzertbeginn waren die Zuschauer auf John Legend, dieser tritt beim einzigen Deutschland-Konzert im Rahmen seiner „Get Lifted-„Tour in der Olympiahalle auf. Foto: Felix Hörhager, dpa

    Wer Legends Aufnahmen hört, kann ja feststellen, dass seine Songs da bisweilen einen fast zu glatten Touch haben. Live ist sein Auftritt dagegen schlichtweg großartig. Seine Stimme, die er auch im Falsett perfekt führt, und sein scheinbar müheloses Pianospiel sind eine Wucht. Faszinierend, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Mann singt.

    John Legend in München: Zeit verfliegt schnell

    Man spürt sofort, Legend, der bürgerlich eigentlich John Roger Stephens heißt, hat Musik schon mit der Muttermilch genossen. Tatsächlich sang er bereits als kleiner Junge im Gospelchor in der Kirche und leitete später an der Uni selbst einen Chor. Er erzählte auch davon, als die ziemlich musikalische Familie schon früh daheim ums Klavier gesessen sei und man miteinander gesungen habe.  

    John Legend tritt beim einzigen Deutschland-Konzert im Rahmen seiner „Get Lifted“-Tour in der Olympiahalle auf.
    John Legend tritt beim einzigen Deutschland-Konzert im Rahmen seiner „Get Lifted“-Tour in der Olympiahalle auf. Foto: Felix Hörhager, dpa

    In München beginnt Legend, der von seiner Band dezent in Szene gesetzt wird, rhythmisch pulsierend mit „Let’s get lifted“. „Heaven“, Alright“ und „Number One“ folgen - der Song, bei dem auch sein früher Förderer, der inzwischen ziemlich abgedrehte Kanye West, mitgewirkt hat. Als Legend, der an diesem Abend die 20 Jahre seiner Karriere Revue passieren lässt, darauf zu sprechen kommt, gibt es ein paar Pfiffe. „Ja, es ist kompliziert“, räumt Legend ein und fügt an: „Wir vermissen den alten Kanye.“ Festzuhalten ist: Ohne West, der den talentierten Sänger damals in seinem Label auf die Gleise setzte, hätte es vielleicht keine Weltkarriere für Legend gegeben, der auch Songs von anderen mit ihm kooperierenden Künstlern wie Alicia Keys „You don‘t know my Name“, „American Boy“ von Estelle oder „Just Friends“ von Musiq Soulchild anspielt. 

    So verfliegt die Zeit bei Legends Streifzug durch sein musikalisches Leben. Die Menschen sehen glücklich aus. Das Konzert endet nach etwa zwei Stunden mit zwei Zugaben, natürlich mit Legends größtem Hit, der Ballade „All of Me“, die er alleine am Klavier singt, und mit der Uptempo-Nummer „Live it Up“ aus dem Jahr 2019. Am Schluss war das bunt gemischte Publikum selig, das den Zauber des Souls dem Trip über den Brenner vorzogen hat. Und auch Legend hatte offenbar seine Freude: „Es hat Spaß gemacht, zu diesen Songs zurückzugehen, von denen ich einige lange nicht mehr gespielt habe. Es ist fast so, als würde man die Uhr 20 Jahre zurückdrehen.“

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