Bruno de Sà: Ein Mann für allerhöchste Lagen
Plus Der Sopranist singt Partien, die sonst virtuosen Sängerinnen vorbehalten sind, mit seiner Naturstimme. Auf seinem exzellenten Debütalbum widmet er sich Frauenrollen, die in Rom einst von Kastraten gesungen wurden.
Jahrhundertelang war die abendländische Vokalmusik von der kirchlichen Überzeugung geprägt, dass – unter Berufung auf eine Passage in Paulus’ Korintherbriefen – die Frau im Sakralraum zu schweigen habe. Mit Folgen nicht nur für die geistliche Musik, und mit der Konsequenz, dass im 17. und 18. Jahrhundert vor allem Kastraten die hohen Partien der Sopran- und Alt-Stimmlage übernahmen. In Kauf genommen wurde dabei ein verstümmelnder chirurgischer Eingriff an Knaben, die zumeist noch keine zehn Jahre alt waren. Das Durchtrennen der Keimbahnen führte bei den Knaben aus zumeist ärmlichen Milieus nicht nur zum Ausbleiben des Stimmbruchs, sondern brachte durch den veränderten Hormonhaushalt auch weitere Folgen – etwa in der Körpergestalt – mit sich, ganz zu schweigen von der gewaltsam hergestellten Zeugungsunfähigkeit.
Was den so Zugerichteten blieb, war im Idealfall eine für erwachsene Männer außergewöhnlich hohe und bei entsprechender Ausbildung auch als verführerisch schön empfundene Gesangsstimme. Das ganze Barockzeitalter jedenfalls lag den Kastraten, die sich keineswegs nur mit geistlicher Musik begnügten, sondern rasch auch die Opernbühnen eroberten, bedingungslos zu Füßen, und Komponisten überboten sich im Verfassen von Bravour-Arien. Kastraten wie Farinelli, Caffarelli, Senesino und wie sie sich alle nannten, waren Kultstars ihrer Zeit, denen nicht selten auch wegen ihrer androgynen Schönheit – Berichte von damals, etwa von Casanova, geben beredtes Zeugnis – Frauen ebenso verfielen wie Männer.
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