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Kritik zu Mickey 17: Robert Pattinson in so vielen Rollen wie noch nie

Kino

Kritik zu „Mickey 17“: Robert Pattinson in so vielen Rollen wie noch nie

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    Robert Pattinson spielt in „Mickey 17“ die Hauptrollen.
    Robert Pattinson spielt in „Mickey 17“ die Hauptrollen. Foto: -/Warner Bros./dpa

    Die Maschine sieht aus wie ein hypermodernes MRT-Gerät und rattert wie ein alter Tintenstrahldrucker, der langsam Zeile für Zeile den Text zu Papier bringt. Aber dieses Gerät druckt keine Buchstaben, sondern menschliche Körper. Genauer gesagt: den Körper von Robert Pattinson, der in Bong Joon-hos Science-Fiction-Satire „Mickey 17“ ein künstlich generiertes Human-Duplikat spielt. Dabei war dieser Mickey zu Hause auf der Erde ein normaler Originalmensch. Verfolgt von den Häschern eines Kredithais heuert er mit seinem Jugendfreund Timo (Steven Yeun) auf einem Raumschiff an, das unter Führung des gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Marshall (Mark Ruffalo) in ferne Galaxien aufbricht, um auf dem Planeten Niflheim die erste Menschen-Kolonie zu gründen.

    Da es Mickey an beruflichen Qualifikationen mangelt, hat er sich als sogenannter „Expendable“ (Entbehrlicher) beworben und wird fortan von den Wissenschaftlern an Bord als Versuchskaninchen benutzt. Gedächtnis und Seele werden mit regelmäßigen Updates auf eine ziegelsteinförmige Festplatte geladen und der Körper für tödliche Experimente freigegeben. Außenreparaturen am Raumschiff unter radioaktiver Weltraumstrahlung, Austesten eines neuen Nervengases oder Proband für die Impfstoffe gegen tödliche Viren auf dem neuen Planeten – Mickey muss ran, wo es für andere zu gefährlich wird. Siebzehn Mal ist er nun schon gestorben und wieder ausgedruckt worden. Als der Todgeweihte wider Erwarten bei einem Einsatz überlebt, liegt bereits der achtzehnte Mickey frisch ausgedruckt in seinem Bett.

    Sechs Jahre nach „Parasite“ kommt der neue Film „Mickey 17“ von Bong Joon-ho ins Kino

    Sechs Jahre hat sich der koreanische Regisseur Bong Joon-ho Zeit gelassen, nachdem er für seinen Film „Parasite“ (2019) mit der Goldenen Palme in Cannes sowie als erstes nicht-englischsprachiges Werk in der Geschichte mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurde. Mit unnachgiebiger satirischer Härte erzählt er von seinem gutmütigen Titelhelden, der immer wieder umgebracht und recycelt wird und auf ewig im wissenschaftlich-kapitalistischen Verwertungssystem gefangen ist. Gleichzeitig wirft Bong Joon-ho einen Blick auf die Zukunftsvision eines Autokraten, der offensichtlich als Karikatur-Melange aus Donald Trump und Elon Musk angelegt ist.

    Robert Pattinson spielt diesen Mickey gleich mehrfach

    Zusammen mit seiner First-Lady Ylfa (Toni Colette) träumt Marshall von der Besiedlung des neuen Planeten mit seinen hörigen Fans und von der Ausrottung der einheimischen Spezies. Angesichts des drohenden Vernichtungskrieges regt sich die zarte Flamme des Widerstands in Mickey 17, dessen Pendant von deutlich zupackenderem Wesen ist. Und dann ist da noch die patente Sicherheitsoffizierin Nasha (Naomie Ackie), die Mickey in all seinen Reinkarnationen liebt und ihr Glück kaum fassen kann, dass sie nun zwei davon gleichzeitig in ihrem Bett hat. Naomie Ackie spielt diese Nasha ganz wunderbar als nassforsche Naturgewalt, die ihren Geliebten aus dem Drucker mit all ihrer Zärtlichkeit und Kampfeskraft beschützt - und den selbst ernannten Diktator in einem grandiosen Wut-Monolog mit erheblicher F-Wort-Dichte zusammenfaltet.

    Und so tariert Bong Joon-ho das düstere Setting und die bittere Politsatire mit einer kräftigen Prise Humanismus und einer Hand voll liebenswert fehlbaren Figuren aus. Am Schluss findet er sogar noch zu einem gar nicht mal so kitschigen Happy End, das sich auf der Leinwand tapfer unserer dunklen Gegenwart entgegenstemmt.

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