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  3. Literatur: Bernardine Evaristo schreibt wild, ungehorsam und kühn

Literatur
21.04.2022

Bernardine Evaristo schreibt wild, ungehorsam und kühn

Kein Nein akzeptieren – Bernardine Evaristo hat ihre Lebensgeschichte geschrieben, ein „Manifesto“.
Foto: Jennie Scott/Klett-Cotta

Bernardine Evaristo hat als erste schwarze Frau den renommierten Booker Prize gewonnen. Jetzt legt sie ihr "Manifesto" vor.

Für Bernardine Evaristo kam der große Erfolg als Schriftstellerin spät. Mit 60 Jahren gewann sie 2019 für ihren Roman „Mädchen, Frau etc.“ gemeinsam mit Margaret Atwood den Booker Prize, Großbritanniens wichtigsten Literaturpreis, als erste schwarze Frau überhaupt. Fünf Romane und mehrere Gedichtbände hatte sie bis dahin veröffentlicht, unterrichtete seit Jahren als Professorin für Kreatives Schreiben an der Brunel University in London. Außerdem konnte sie auf eine Karriere als Schauspielerin und Regisseurin und als Gründerin des „Theatre of Black Women“ zurückblicken. Und trotzdem: Erst mit diesem Preis, als sie im knallroten Blazer neben der kleinen großen Margaret Atwood stand, die ihren Kopf auf Evaristos Schulter legte, als wären beide enge Freundinnen, war Evaristo schlagartig weltberühmt.

Dennoch, der Preis kam ihrer Meinung nach nicht spät, sondern genau zur rechten Zeit: „Für mich war es das perfekte Alter“, erzählt sie in ihrem neuen, nun auch auf Deutsch vorliegenden Werk, das gleich in 39 Sprachen übersetzt wurde. Weil sie da längst fest im Sattel saß und sich eine „eindrucksvolle Arbeitsethik“ angeeignet hatte. Sie musste nicht erst herausfinden, wer sie als Schriftstellerin sein wolle, als der kommerzielle Erfolg sie schließlich mit Aufmerksamkeit bedachte.

Die Autobiografie "Manifesto" ist nicht chronologisch geordnet

Dieses autobiografische Buch trägt die Kampfansage schon im Titel, wie eine Warnung an alle, die es noch immer bezweifeln könnten: „Manifesto. Warum ich niemals aufgebe“. Für deutsche Ohren klingt das gewöhnungsbedürftig, könnte auch den Gehirnwindungen eines Motivations-Coaches oder einer Persönlichkeitstrainerin entstammen. Wer die Geschichte liest, versteht, warum dieses amerikanische „never giving up“ ihr zur überlebenswichtigen Maxime geworden ist. Sie füllt den Imperativ mit sprudelndem Lebenswillen, mit einem trotzig das Kinn gereckten „Gekommen, um zu bleiben“. Das nur zweiseitige titelgebende Manifest ganz am Ende des Buches möchte man sich am liebsten sofort über den Schreibtisch kleben, so klug und konzentriert ist es formuliert: „Sei wild, ungehorsam & kühn in deiner Kreativität, nimm Risiken auf dich, anstatt vorhersehbaren Wegen zu folgen; wer auf Nummer sicher geht, bringt weder unsere Kultur noch unsere Zivilisation voran“, steht da etwa.

„Manifesto“ ist nicht chronologisch geordnet, sondern nach Themen: „Herkunft, Kindheit, Familie, Ursprünge“ bilden ein Kapitel, „Frauen und Männer, die kamen und gingen“ oder „Lyrik, Roman, Versroman, Sprache, Bildung“ andere. Dieses thematische Vorgehen erlaubt Evaristo, mit ihrer Herkunft zu beginnen, wie es für autobiografische Projekte üblich ist. Doch anschließend hüpft sie anachronistisch von Themeninsel zu Themeninsel, berichtet hier von ihren Anfängen im Jugendtheater und da von einer toxischen Beziehung.

Geboren wird Evaristo als Tochter eines nigerianischen Einwanderers mit afrobrasilianischen Wurzeln und einer britischen Mutter. Die Mutter war mit ihrem Lehrerinnenberuf auf bestem Weg in die Mittelschicht, katapultiert sich jedoch durch ihre Liebe zu einem schwarzen Einwanderer an den untersten Rand der Gesellschaft. Evaristo erzählt von Pflastersteinen, die Rowdys durch die Scheiben ihres Hauses in Woolwich schmeißen, weil hier „die Schokos“ wohnen, und von ihrem Vater, der stets mit einem Hammer unter dem Kopfkissen zu Bett geht. Das Kapitel ist Zeugnis einer Kindheit in Großbritannien der 60er und 70er Jahre, einer Zeit, in der Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder Sexualität noch keine Straftat ist. „Wenn mich jemand fragt, ob die Zeiten besser geworden sind, gebe ich immer dieselbe Antwort: Aber sicher!“

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Evaristo lebt in den verschiedensten Häusern, Wohnungen und Zimmern

Während sie an die Schauspielschule geht oder sich mit ungeliebten Halbtagsjobs Zeit zum Schreiben verdient, lebt Evaristo in den verschiedensten Häusern, Wohnungen, Zimmern und Wohnkonstellationen. Nie bleibt sie lange, immer zieht sie von einer abgewrackten Bude in die nächste, muss sich mit geifernden Vermietern herumschlagen, mit eifersüchtigen Freunden oder legalen Mietern, die urplötzlich aus dem Ausland zurückkommen und sie, die Untermieterin, fristlos hinauswerfen.

Zwischen Notting Hill, Hackney, dem Norden Londons, Islington und Brixton tingelt Evaristo in diesen Jahren hin und her, bis sie sich, bereits Mitte 40, ein wenig nach Sesshaftigkeit zu sehnen beginnt. Aus der Not des erzwungenen Nomadentums machte Evaristo kurzerhand eine Tugend. Wer ständig umzieht, muss auch geistig beweglich blieben. Nie habe sie aus dem Gefühl der finanziellen Sicherheit und emotionalen Zufriedenheit geschrieben und auch nicht von einem festen Wohnsitz aus. Peripetie und Prekariat als kreativer Motor? Ein bisschen sozialromantisch vielleicht, bemerkt sie selbst.

Die Autobiografie ist wie gemacht für junge Autorinnen und Autoren

Dass die Lektüre von Manifesto auf Deutsch derart Vergnügen bereitet, ist der fantastischen Übersetzung von Tanja Handels zu verdanken, die bereits „Mädchen, Frau etc.“ übertrug.

Die Autobiografie ist wie gemacht für junge Autorinnen und Autoren. Evaristo gewährt Einblicke in ihren Schreibprozess, erzählt davon, wie sie ihren ersten Roman komplett neu schrieb und das alte Manuskript in den Mülleimer warf (ja wirklich). Schreiben als harte Arbeit, aber auch als erfüllende Lebenspraxis. Es geht um schmerzhafte Überarbeitungen, die Verlage und Lektoren verlangen, und wie sehr sich Evaristo zu Beginn schämte, wenn Texte unter ihrem Namen erschienen, die starke Eingriffe anderer erforderlich gemacht hatten. War das überhaupt noch ihr Buch? Heute schätzt sie Feedback als unverzichtbar, um sich als Autorin stetig zu verbessern. Manifesto ist dann auch ihrem Lektor Simon Prosser gewidmet, mit dem sie seit 1999 zusammenarbeitet.

Weitermachen ist Evaristos Devise, kein Nein akzeptieren. Das versucht sie heute auch ihren Studentinnen und Studenten an der Universität und in Schreibworkshops zu vermitteln, erzählt sie ihnen von Hunderten von Ablehnungen, die sie selbst erhalten hat, von erfolglosen Vorsprechen an Schauspielschulen, dem Kratzen an Verlagstüren und davon, wie sie in der A-Level-Prüfung in Englisch durchgefallen ist. Klar, aus heutiger Sicht kann sie uneitel über ihre holprigen Anfänge berichten, könnte man denken. Aber nicht zu vergessen wusste Evaristo über den größten Teil ihrer beruflichen Laufbahn nicht, ob es je etwas werden würde mit dem großen Wurf. Es hat sie nicht davon abgehalten, zu schreiben und sich mit einer beeindruckenden Kompromisslosigkeit ihrer Liebe zum geschriebenen Wort zu widmen. Heute nutzt sie ihre Stimme, um anderen jungen Autorinnen Gehör zu verschaffen, vor allem den wenig gehörten. Diese Verschränkung von Autorinnenleben und Aktivismus, von Diversität in der eigenen Biografie und auf Papier macht Bernardine Evaristo zu einer der klügsten und sympathischsten Stimmen der zeitgenössischen britischen Literatur.

Bernardine Evaristo: Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. A. d. Engl. von Tanja Handels, Tropen, 256 Seiten, 22 Euro.

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