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Literatur: Berührend und tiefgründig: «Russische Spezialitäten»

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Berührend und tiefgründig: «Russische Spezialitäten»

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    Der in Kiew geborene Autor Dmitrij Kapitelman hat schwieriges Verhältnis zu seiner russischen Muttersprache. (Archivbild)
    Der in Kiew geborene Autor Dmitrij Kapitelman hat schwieriges Verhältnis zu seiner russischen Muttersprache. (Archivbild) Foto: Gerald Matzka/dpa

    «Ich trage eine Sprache wie ein Verbrechen in mir und liebe sie doch, bei aller Schuld», sinniert der in Kiew geborene Autor Dmitrij Kapitelman über das schwierige Verhältnis zu seiner russischen Muttersprache. Sein neuester, autofiktionaler Roman «Russische Spezialitäten» kreist vor allem um kulturelle und sprachliche Identitätskonflikte.

    Anfang der 1990er Jahre kam Kapitelman als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland. Seine Eltern eröffneten in Leipzig den russischen Spezialitätenladen «Magasin», in dem nicht nur Wodka, Pelmeni und Kaviar verkauft wurden, sondern auch postsowjetische Heimeligkeit. Diese wird im ersten Teil des Buchs mit hintergründigem Humor beschrieben. Schon hier allerdings tun sich Abgründe zwischen dem Ich-Erzähler und seiner geliebten Mutter auf, die, obwohl sie Russland kaum kennt, sich ausschließlich aus russischen Propagandanachrichten informiert.

    Um ihr die Augen zu öffnen, fährt der Sohn nach Kiew, Butscha und an andere Kriegsschauplätze. Es kommt zu Treffen mit alten Freunden, die der brutalen Kriegswirklichkeit mit großer Tapferkeit, Pragmatismus und einer Prise Galgenhumor begegnen. Trotz allem aber kann der Erzähler seine Mutter nicht überzeugen, dafür aber umso mehr die Leser. Ein berührendes, intelligentes und tiefgründiges Buch zu einem hochaktuellen Thema.

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