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Literatur
26.04.2022

Die jüdischen Buddenbrooks: So liest sich Rafael Seligmanns neuer Roman

Der in Berlin lebende Schriftsteller Rafael Seligmann hat seine autobiografische Romantrilogie mit dem Band „Rafi, Judenbub. Die Rückkehr der Seligmanns nach Deutschland“ beendet.
Foto: -Foto: Sebastian Kahnert, dpa

„Rafi, Judenbub“: Der Schriftsteller Rafael Seligmann aus Ichenhausen vollendet seine autobiografische Romantrilogie über seine jüdische Familie.

Im bayerischen Schwaben lebten über Jahrhunderte viele Juden in guter Nachbarschaft mit Christen, vornehmlich Katholiken, zusammen. In Orten wie Ichenhausen, Fischach, Hainsfarth oder Buttenwiesen reichte der jüdische Bevölkerungsanteil zeitweise durchaus an den der Christen heran. Historisch hatte dies mit besonderen Herrschaftsverhältnissen im ehemaligen Vorderösterreich zu tun. Das interreligiöse Zusammenleben war die meiste Zeit von Kooperation geprägt. Erst ab 1933 wurde diese spezielle schwäbische Symbiose brutal zerstört. Dem ehemals blühenden schwäbischen Landjudentum hat der bekannte Journalist und Romanautor Rafael Seligmann nun ein ebenso gewichtiges wie packend zu lesendes literarisches Denkmal gesetzt.

Rafael Seligmann schreibt über jüdisches Leben in Schwaben

In drei Teilromanen, die auf autobiografischen Notizen seines Vaters Ludwig Seligmann (1907-1975) gründen, schildert der 1947 in Tel Aviv geborene Rafael Seligmann seine bewegte Familiengeschichte. Der erste Band mit dem Titel „Lauf, Ludwig, lauf!“ umfasst die Zeit des Ersten Weltkriegs, die Weimarer Republik und die Machtergreifung durch das NS-Regime. Und wie Thomas Manns Buddenbrooks den „Verfall einer Familie“ zugleich als Pars pro Toto für eine ganze Epoche schildern, zeigt Rafael Seligmann die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten des schwäbischen Landjudentums nach dem Ersten Weltkrieg, das sich nicht selten dem Textilgewerbe verschrieben hatte.

Dies galt auch für Ludwigs Vater, der als Feldwebelleutnant traumatisiert aus dem Weltkrieg zurückkam, sodass seine beiden Söhne ihn im Familienbetrieb tatkräftig unterstützen müssen, obwohl der begabte Ludwig lieber das Gymnasium in Ulm vollendet hätte. Neben seiner unfreiwilligen Berufstätigkeit als Textilkaufmann glänzt Ludwig als Stürmerstar des FC Ichenhausen. Er wird etwa beim Spiel gegen Günzburg als Torschützenkönig lautstark von allen Ichenhausenern angefeuert: „Lauf, Wiggerl, lauf!“ Hier zeigt sich das selbstverständliche Verwurzeltsein der Ichenhausener Juden im Vereinsleben vor 1933.

So beendet Rafael Seligmann seine Romantrilogie

Darüber hinaus gibt der Roman über Ludwigs Jugend intensive Einblicke in das jüdische Gemeindeleben. Insbesondere der Sternenhimmel der Ichenhausener Synagoge wird leitmotivisch in allen Bänden der Romantrilogie beschworen. Denn ein Leben lang denkt Ludwig Seligmann an die goldenen Sterne auf blauem Hintergrund, welche Gottes Versprechen an Abraham, seine Nachkommen werden so zahlreich sein wie die Sterne, symbolisieren. Davon ausgehend folgt man im ersten Band Ludwigs Lebenslauf vom Kind zum jungen Mann, weshalb man durchaus von einem Coming-of-Age-Roman sprechen kann, der freilich auch Momente des Kaufmannsromans integriert.

Die Jugend Ludwig Seligmanns geht allerdings mit der sogenannten Machtergreifung 1933 rapide zu Ende, insbesondere, als ein befreundeter Polizist vor Ludwigs drohender Verhaftung warnt. Ludwig und sein älterer Bruder Heinrich verlassen daher überstürzt Ichenhausen und emigrieren nach Palästina. Der zweite Teilroman mit dem Titel „Hannah und Ludwig. Heimatlos in Tel Aviv“ schildert den mühevollen Prozess des Fußfassens in einer anderen Welt. Ludwig Seligmann hat nämlich große Probleme, seinen Lebensunterhalt in einer harten Ellbogengesellschaft, die zudem permanent von Kriegsgefahr bedroht ist, zu bestreiten. Diese Probleme trüben das Eheglück mit Hannah, die ihre Familie weitgehend im Holocaust verlor.

Rafael Seligmanns Alter Ego fühlt sich in Israel wohl

Dagegen fühlt sich der 1947 geborene Sohn Rafael, Alter Ego des Autors, im neugegründeten Staat Israel außerordentlich wohl. Umso mehr empfindet der kleine Rafi die Übersiedlung der Eltern nach München in den 50er Jahren der Adenauer-Zeit geradezu als Kulturschock. Während etwa die Schule in Israel ausgesprochen human war, herrschen in der deutschen Volksschule Rohrstock und harte Disziplin, ausgeübt von Lehrern, die noch vor wenigen Jahren als Wehrmachtssoldaten an der Front standen oder gar als Angehörige der NSDAP agierten.

Der wachsende Wohlstand der Eltern im Wirtschaftswunderland korrespondiert nicht mit dem Schulerfolg Rafaels. Dennoch vermag er am Ende auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur zu erwerben und zu studieren.

Die Schilderung der Zustände an der LMU und des studentischen Milieus in den späten 60er und frühen 70er Jahren sind geradezu ein Kabinettstückchen des dritten Teilromans. Hier erweist sich das Buch „Rafi, Judenbub“ als gekonnte Fortführung der ehrwürdigen Gattung des sogenannten München-Romans. Er endet mit der Schilderung der Krankheit des Vaters und dessen eigener Lebensbilanz und fragmentarischen Aufzeichnungen, deren Typoskript wiederum Rafael Seligmann zum Verfassen der Trilogie insgesamt inspirierten.

Auch in "Rafi, Judenbub" spielt Ichenhausen wieder eine Rolle

Auch im dritten Band spielt Ichenhausen übrigens eine zentrale Rolle: Denn immer wieder kehrt Ludwig Seligmann dorthin zurück, einerseits um sich in Ichenhausen und in der Umgebung als Vertreter für Textilien zu verdingen, andererseits um die Freunde seiner Jugend wiederzutreffen. Freilich findet er dort nur selten Verständnis, vielmehr kommt es zu schmerzlichen Begegnungen und rüden Akten der Ablehnung. Gleichwohl bleibt die schwäbische Heimat, auch die schwäbische Mundart ein lebenslanges Sehnsuchtsziel Ludwigs. Ihm und zugleich dem schwäbischen Landjudentum setzt Rafael Seligmann ein gewichtiges literarisches Denkmal.

Die flüssig zu lesende Romantrilogie ist nicht zuletzt Trauerarbeit für das untergegangene jüdische Schwaben. Ebenso wird hier dessen Geschichte lebendig vergegenwärtigt. Der Trilogie sind überdies nicht nur in Bayerisch-Schwaben zahlreiche Leser zu wünschen. Insbesondere der erste Roman mit der Schilderung von Kindheit und Jugend des Ludwig Seligmann sollte in Bayern Schullektüre werden.

  • Rafael Seligmann: Lauf, Ludwig, lauf! Eine Jugend zwischen Synagoge und Fußball; Langen Müller, 320 Seiten, 24 Euro
  • Rafael Seligmann: Hannah und Ludwig. Heimatlos in Tel Aviv; Langen Müller, 400 Seiten, 24 Euro
  • Rafael Seligmann: Rafi, Judenbub. Die Rückkehr der Seligmanns nach Deutschland; Langen Müller, 400 Seiten, 24 Euro
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