Drei Schriftsteller fordern eine Parlamentspoetin
Die Bundestag-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt will den literarischen Vorschlag unterstützen. Drama hat das Parlament genug, Lyrik fehlt ihm tatsächlich.
Manchmal glaubt man, dass die Politik die besseren Krimis schreibt, vor allem in Corona-Zeiten. Kommt jetzt wieder ein Lockdown für alle? Wer schert als erstes aus der gemeinsamen Linie aus? Mit der Epik sind Parlamentarier und Parlamentarierinnen ebenfalls ständig im Bund, sei es in Redeschlachten im Bundestag oder bei der Zerdehnung von Gipfel-Konferenzen. Und Drama – das gehört zum Tagesgeschäft. Völlig folgerichtig haben die beiden Schriftstellerinnen Mithu Sanyal und Simone Buchholz sowie ihr Kollege Dmitrij Kapitelman erkannt, dass allerdings eine Tonlage des literarisch-politischen Dreiklangs fehlt: die Poesie. Konsequenterweise haben sie in einem Beitrag bei den Kollegen der Süddeutschen Zeitung eine Poetin fürs Parlament gefordert.
Endlich! Dachte sich auch die Bundestag-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und versprach nach einem Gespräch mit den Ideengebern, sich der Sache anzunehmen. Auf Twitter schrieb sie, es gelte, „mit Poesie einen diskursiven Raum zwischen Parlament und lebendiger Sprache“ zu öffnen.
Die Parlamentspoetin dürfte kein Selbstläufer werden
Wenn man die Reaktionen auf Twitter als Grad des Widerstands nimmt, den es zu überwinden gilt, dürfte das Vorhaben für Göring-Eckardt allerdings kein Selbstläufer werden. Dort fanden sich schon einige Bewerbungsgedichte, etwa „Rosen sind rot,/ Veilchen sind blau./ Gendern ist scheiße,/ Das weiß ich genau.“ Wobei sich die Dichterin dieser Zeilen mit ihren letzten beiden Versen ihrer Chancen um den Posten beraubt haben wird.
Vielleicht findet sich ja noch eine passende Poetin, die das lyrische Potenzial einer Regierungserklärung entdeckt und sich auf die laufenden Debatten stürzt. Literaturdeutschland wartet auf die Klimawandel-Sonette, die Gute-Kita-Gesetz-Elegie, die Energiewende-Oden und als Fortsetzungswerk die Klagelieder des Wahlvolks.
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