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  3. Olaf Zimmermann vom deutschen Kulturrat: "Grüne haben Kulturpolitik übernommen"

Interview
30.12.2022

"Die Grünen haben die Kulturpolitik im Bund auf allen Ebenen übernommen"

Olaf Zimmermann ist der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates.
Foto: Carsten Koall, dpa

Die Pandemie ist im Kulturleben noch deutlich zu spüren, sagt Olaf Zimmermann vom deutschen Kulturrat. Er verrät, was er sich von Kulturstaatsministerin Claudia Roth wünscht.

Herr Zimmermann, erst einmal allgemein den Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats gefragt: Wie beurteilen Sie nach zwei Jahren Pandemie die Lage im Kulturleben? Ist schon wieder alles normal?

Olaf Zimmermann: Wir sind noch ganz weit davon entfernt, dass zumindest im Kulturbereich das Leben wieder normal ist. Wir befinden uns im dritten Pandemiejahr. Die Auswirkungen sind noch deutlich zu spüren. Natürlich müssen im Moment Kultureinrichtungen nicht wegen der Pandemie geschlossen werden. Das ist etwas Positives. Aber wir haben mit den Auswirkungen noch maximal zu tun. Es kommen weniger Besucherinnen und Besucher, weil sie immer noch Angst haben. Gleichzeitig haben sich die Einkünfte der Künstlerinnen und Künstler noch nicht vollständig erholt. Es ist ein bisschen besser geworden, aber noch nicht so wie 2019 vor der Pandemie. Wir haben sogar bestimmte Bereiche, wo es wieder schlechter geworden ist. Nehmen Sie zum Beispiel den Gender Pay Gap, also diese Spanne zwischen dem Verdienst von Frauen und Männern im Kulturbereich.

Wie, das hat wieder zugenommen? 

Zimmermann: Da haben wir einen schon schlechten Wert gehabt vor der Pandemie mit 21 Prozent Unterschied zwischen den Einkommen von Frauen und Männern im Kulturbereich. Jetzt liegen wir bei erschreckenden 24 Prozent.

Wie stehen Sie dazu, dass manche staatliche Hilfen jetzt Ende 2022 auslaufen und andere noch für das Jahr 2023 verlängert werden?

Zimmermann: Wir haben protestiert und gesagt, dass es zu früh ist, den Sonderfonds für Kulturveranstaltungen Ende dieses Jahres vollständig auslaufen zu lassen. Da wäre auch noch Geld im Topf gewesen. Positiv ist, dass es bei Neustart Kultur gelungen ist, das Programm zu verlängern. Es ist das Beste unserer Programme in der Krise gewesen. Künstlerinnen und Künstler, die Kulturwirtschaft und die Kultureinrichtungen haben damit unmittelbar Geld bekommen und konnten sich darauf vorbereiten, die Türen wieder vernünftig zu öffnen. Es ist ein Lichtblick, dass dieses Programm noch bis Mitte des nächsten Jahres läuft.

Es gab im Herbst eine Recherche der Kolleginnen und Kollegen von Deutschlandradio Kultur, die aufzeigen wollte, dass von den Mitteln von Neustart Kultur auch wenig Bedürftige profitiert haben. Wie stehen Sie dazu?

Zimmermann: Ich finde diese Kritik absolut überzogen. Neustart Kultur ist ein Nothilfeprogramm gewesen. Diese Nothilfe sollte so schnell wie möglich mit so wenig bürokratischen Hürden wie nötig zur Verfügung gestellt werden. Ungewöhnlich war und ist, dass nicht der Staat das Geld ausgezahlt hat, sondern der Staat hat den künstlerischen Fond, wie dem Kunstfonds, dem Musikfonds und den Fonds für darstellende Kunst, aber auch Kulturverbänden und Kulturstiftungen die Mittel gegeben. Diese haben die Gelder sehr zielgerichtet und passgenau mittels einer unabhängigen Juryentscheidung, an die verschiedenen Strukturen gegeben. Dass es den einen oder anderen Fall gegeben hat, wo man sich nachher überlegen könnte, wie wichtig das war, das will ich nicht bestreiten. Die, die glauben, dass sie das Geld nicht gebraucht hätten, sollen es bitte aus moralischen Gründen zurückgeben. Rechtlich gibt es dafür keinen Anlass.

Für ein anderes Verteilsystem hätte die Zeit nicht gereicht?

Zimmermann: Ich kann mich gut erinnern, dass viele Journalistinnen und Journalisten mich immer wieder gefragt haben, warum das alles so lange dauere mit der Auszahlung der Hilfen. Wir haben versucht, uns zu beeilen. Dass wir einen nicht total zusammenbrechenden Kulturbereich gehabt haben, dass nicht noch mehr Künstlerinnen und Künstler noch mehr Not gelitten haben, haben wir zu einem maßgeblichen Anteil dem Programm Neustart Kultur zu verdanken.

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Wie viele Leute und Institutionen haben aufgegeben in der Pandemie? 

Zimmermann: Was die Institutionen angeht, sind wir bisher gut durch diese Krise gekommen. Da konnte man sehr gut helfen. Anders sieht es bei den Künstlerinnen und Künstlern aus und bei dem großen Bereich der weiteren im Kulturbereich arbeitenden Soloselbstständigen. Da sind leider sehr viele aus dem Beruf herausgegangen. Deswegen werden jetzt unter anderem sehr viele Konzertveranstalter von Personalproblemen geplagt, weil die Leute nicht einfach zurückkehren.

Im dritten Pandemiejahr ist die nächste große Krise mit Ukraine-Krieg, der Inflation und den extremen Energiepreisen da. Wie stark belastet das den Kulturbereich?

Zimmermann: Wenn Sie so wollen, ist das die Fortsetzung der Krisensituation. Am 24. Februar hat sich auch für uns die Welt fundamental geändert. Dass Russland die Ukraine angegriffen hat, hat zu einer Erschütterung im Kulturbereich geführt. Wir haben versucht, zu helfen, wo man helfen konnte. Wir haben Künstlerinnen und Künstler aufgenommen. Wir haben aber auch Hilfsmaßnahmen geschaffen für in der Ukraine bedrohte Kulturstrukturen. Wir mussten erleben, dass die über viele Jahre aufgebaute deutsch-russische Kulturfreundschaften den Angriffskrieg nicht überlebt haben. Dann spüren auch wir die enormen ökonomischen Auswirkungen dieses Kriegs.

Inwieweit?

Zimmermann: Wegen der Inflation haben die Menschen real weniger Geld im Geldbeutel. Das merkt man bei der Kulturnutzung, weil das Schöne an der Kulturnutzung ist ja, dass man das nicht machen muss, sondern dass es etwas Freiwilliges ist. Der zweite Punkt ist, dass wir besonders von den Steigerungen der Energiekosten betroffen sind. Wir müssen große Räume vorhalten, damit die Menschen zum Beispiel in die Theater, Kinos, soziokulturellen Einrichtungen gehen können. Dann haben viele dieser Einrichtungen nicht die energetische Sanierung erlebt, die wünschenswert wäre. In der Regel sind es ältere Gebäude, zum Teil stehen sie unter Denkmalschutz.

Das heißt, die Heizkosten sind dazu auch noch relativ hoch.

Zimmermann: Es ist eine Katastrophe. Wir hatten ein Gespräch mit Robert Habeck, unserem Wirtschaftsminister. Da habe ich ihm gesagt, dass wir es nicht so einfach schaffen, die 20 Prozent Energie einzusparen. Das geht bei uns nur, wenn Häuser zumindest teilweise geschlossen werden. Da sind oft keine modernen Heizungsanlagen drin, die man vernünftig regeln kann. Das sieht die Bundesregierung ein, deswegen ist ein Energiefonds in Arbeit, in dem eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt wird. 

Um auf das Publikum zu kommen: Nicht nur das ältere Publikum zögert noch, auch das junge Publikum bleibt öfter zu Hause. Was ist da los?

Zimmermann: Wir müssen uns da etwas überlegen. Die eine Gruppe, das sind die Ängstlichen, eher Älteren, denen es jetzt noch nicht sicher genug ist. Wenn die Pandemie hoffentlich irgendwann Geschichte ist, glaube ich, dass diese Personengruppen wieder zurückkommen. Die Gruppe, die mir mehr Sorgen macht, das sind die Jungen. Für sie waren fast drei Jahre Pandemie ein großer Einschnitt im Leben.

In Bezug auf die Lebenszeit?

Zimmermann: Von der Länge her, ja, vor allem aber wegen der fehlenden Prägung. Für die Älteren war es eine unangenehme Zeit, aber das hat die Prägung in Bezug auf Kultur nicht verändert. Bei den Jüngeren ist das anders. Deswegen ist die Frage, wie wir sie zurückbekommen, eine wichtige. Wir müssen uns noch mehr Mühe geben und noch mehr Anstrengungen unternehmen, damit die Jungen wieder zurückkommen. 

Wie kann das gelingen?

Zimmermann: Ein Beispiel, etwa bei den Filmen. Man kann sich das auch alles zu Hause anschauen, auch mit Freundinnen und Freunden. Also muss ein Film im Kino noch einmal anders präsentiert werden, damit er etwas Besonderes wird. Bei richtig tollen Filmen, etwa jetzt Avatar, da funktioniert es wieder, da sind die Säle voll. Aber der Kinobesuch muss immer zu etwas Besonderem werden, das zelebriert wird.

Herr Zimmermann, noch ein Schwenk zur Kulturpolitik des Bundes. Die Ampel ist jetzt ein bisschen mehr als ein Jahr an der Macht. Wie zufrieden sind Sie mit ihrer Politik, wie zufrieden sind Sie mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth?

Zimmermann: Erst muss man feststellen, was bisher so noch gar nicht durchgedrungen ist. Die Grünen haben ja die Kulturpolitik auf allen Ebenen im Bund übernommen, mit Claudia Roth im Kanzleramt für die innere Kulturpolitik, mit Annalena Baerbock im Außenministerium für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und mit Robert Habeck im Wirtschaftsministerium für die ökonomischen Belange. Das hat es noch nie gegeben, dass eine Partei quasi den gesamten Kulturbereich in der Bundesregierung vertritt. Das ist spannend und zeigt, wie groß das Interesse der Grünen am Bereich der Kulturpolitik bei der Regierungsbildung gewesen ist und wie klein das Interesse offensichtlich der beiden anderen Ampel-Parteien an der Kulturpolitik war. 

Wie wirkt sich das aus?

Zimmermann: Die Grünen haben traditionell eine Vorliebe für die Soziokultur und fremdeln oftmals mit der sogenannten Hochkultur. Außerdem geben sie gerne inhaltliche Vorgaben mit, wenn Kultur mit öffentlichen Mitteln unterstützt wird. Man muss jetzt genau beobachten, wohin sich das grüne Dreigestirn in der Bundeskulturpolitik entwickelt.

Und speziell zu Claudia Roth, wie zufrieden sind Sie mit ihr?

Zimmermann: Mit ihr haben wir eine zutiefst empathische Kulturpolitikerin, die aber natürlich auch ihre eigenen Interessen hat. Man kann das im Moment gut sehen. Vor gut einer Woche war sie mit der Außenministerin gemeinsam in Nigeria, um die ersten Benin-Bronzen zurückzugeben. Eine wirklich gute Aktion. Ich würde mir wünschen, dass Claudia Roth mit derselben Verve, wie Sie für dieses wichtige Thema der Restitution und Bewältigung unserer kolonialen Vergangenheit eintritt, sich auch für die schnöden innenpolitischen Kulturfragen einsetzen würde wie zum Beispiel den eben genannten Energiefonds. Da warten nämlich noch eine ganze Menge Absprachen in der Ampel-Koalition. Das sind so Sachen, die nicht im Blitzlichtgewitter der Medien stattfinden, aber die für uns genauso wichtig sind wie die Fragen, die jetzt in Nigeria auf den Weg gebracht wurden.

Zur Person: Olaf Zimmermann, 1961 in Limburg an der Lahn geboren, ist seit 1997 Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber der Zeitschrift "Politik & Kultur". Von 1987 bis 1997 hat Zimmermann eine Galerie für zeitgenössische Kunst in Köln und Mönchengladbach geführt.

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